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Bushaltestellen sollen bis 2022 barrierefrei sein – Kommunen müssen nachrüsten

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Von: Doris Schmid

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Beispielhaft: In Bad Tölz am Isarkai kann Ralph Seifert problemlos in den RVO-Bus rollen. Das Foto entstand im September 2016.
Beispielhaft: In Bad Tölz am Isarkai kann Ralph Seifert problemlos in den RVO-Bus rollen. Das Foto entstand im September 2016. © arp/Archiv

Im nächsten Jahr sollten alle Bushaltestellen in Bayern barrierefrei sein. Doch die Politik hinkt diesem Ziel weit hinterher - zum Verdruss der Betroffenen.

Bad Tölz-Wolfrashausen – Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderung: Bis 2022 müssen alle Kommunen im Freistaat für barrierefreie Bushaltestellen sorgen. „Leider muss ich feststellen, dass bisher wenige Städte und Gemeinden dieses Thema angehen“, sagt Ralph Seifert mit Blick auf den Landkreis. Der Behindertenbeauftragte wünscht sich, dass Bürger ihre Kommunen auf die Vorgaben der Regierung aufmerksam machen und die Umsetzung von Barrierefreiheit einfordern.

Hochflurbordsteine, Bodenindikatoren und gut lesbare Fahrpläne in leichter Sprache: Das würde Menschen mit Behinderung, Senioren sowie Eltern mit Kinderwagen den Alltag im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erleichtern. In der Theorie ist das so ab 2022. „Doch leider werden wir nicht nur in unserem Landkreis, sondern auch in ganz Deutschland diesen Termin nicht einhalten“, befürchtet Seifert. Denn die allermeisten Bushaltestellen erfüllen „nicht die Kriterien für eine barrierefreie Mobilität, welche 2009 in der UN-Behindertenrechtskonvention als Menschenrecht verbrieft wurde“ – obwohl das Landratsamt Städte und Gemeinden mehrfach auf diese Thematik hingewiesen habe. „Auch ich habe meine Hilfe bei der Planung angeboten“, sagt der Benediktbeurer. „Bisher sind aber noch keine Anfragen zur Lösung von Detailfragen bei mir oder dem Landratsamt eingegangen.“ Wie möchten Kommunen ihre zentralen Omnibusbahnhöfe und kleinen Bushaltestellen bis 2022 nachrüsten, wenn vielerorts noch nicht einmal mit der Planung dazu begonnen wurde, fragt sich der Behindertenbeauftragte. „Man hat erst zu lange gewartet, dann gewusst, dass man es nicht mehr schafft“, kritisiert der 52-Jährige. „Nun habe ich das Gefühl, die Verantwortlichen wollen dies nun aussitzen. Aussitzen ist jedoch keine Option.“ Denn es sei die Mobilität, die Menschen mit Behinderung in vielen Bereichen die Teilhabe erst ermögliche. Deshalb fordert Seifert ein zügiges Handeln der Bauämter.

Markus Ertl, Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises Menschen mit Behinderungen, betont: „Rasches Handeln darf nicht heißen, dass wild und ohne große Kompetenz gebaut wird.“ Er fordert einen Masterplan, wie ein DIN-gerechtes Planen bis hin zur Ausführung angepackt wird. „Mir ist lieber, dass wir im Laufe 2022 passende Haltestellen bekommen, bevor hier wieder die Hälfte vergessen wird“, so Ertl. „Traurig ist es allemal, dass diese Pflichtübung bekannt war, jedoch diese niemand so wirklich ernst genommen hat.“

Der Arbeitskreis Menschen mit Behinderungen ruft alle Landkreisbürger dazu auf, sich die Bushaltestellen in ihrem Heimatort anzuschauen, wo bereits barrierefrei gestaltete Ein- und Ausstiege in den ÖPNV vorhanden sind. Seifert und Ertl freuen sich über Meldungen in ihren elektronischen Postfächern (ralph.seifert@t-online.de oder markus@ertl-lenggries.de).

nej

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