„Ein Mutmacher in der schwierigen Zeit“: Andre Mitschke leistet Bundesfreiwilligendienst im Badehaus

Seit einem halben Jahr ist Andre Mitschke im Erinnerungsort Badehaus in Waldram als Bundesfreiwilliger aktiv. In dieser Zeit hat er einiges bewegt - trotz Corona.
Wolfratshausen – Als Andre Mitschke vor einem halben sein Abiturzeugnis erhielt, blieb dem jungen Wolfratshauser keine Zeit für eine ausschweifende Feier: „Noch am selben Tag habe ich meine Stelle im Badehaus angetreten“, sagt er. Als dritter Bundesfreiwilliger (Bufdi) heuerte Mitschke im Erinnerungsort Badehaus in Waldram an, wo er zuvor schon als Ehrenamtlicher gearbeitet hatte. Zur Halbzeit seines Engagements ziehen Andre Mitschke und Badehaus-Vereins-Chefin Dr. Sybille Krafft eine erste Bilanz.
Die Vereinsvorsitzende ist begeistert von der Arbeit des Waldramers. „Er ist ein Mutmacher in der schwierigen Zeit“, schwärmt Krafft. Er sei „ein Wunderexemplar eines jungen, engagierten Menschen“, der sich „mit Haut und Haaren, mit Leib und Seele für die Sache“ einsetze. Mit technischem Geschick sorgt Mitschke für Akzente im Erinnerungsort. „Viele Veranstaltungen müssen wegen der Corona-Pandemie ganz anders stattfinden als gewohnt“, erklärt er. Bei Zeitzeugengesprächen, Interviews oder bunten Abenden zeichnet der 18-Jährige für die Internet-Übertragung verantwortlich, führt die Kamera, schneidet die Videoaufnahmen und bereitet sie auf. Als „filmisch-technisches Multitalent“, adelt TV-Journalistin Krafft den Bufdi.
Auch als Autor hat sich der junge Waldramer bereits verdient gemacht: Für das Buch „Lebensbilder“ des Badehaus-Vereins schrieb Mitschke ein Porträt über die Brüder Fiszel und Schymon Ajnwojner, zwei Zeitzeugen aus dem Lager Föhrenwald, die der Wolfratshauser in Frankfurt besucht hat. „Das war etwas ganz Besonderes, weil ich diese zwei Persönlichkeiten selbst kennengelernt habe.“
In der zweiten Hälfte seines freiwilligen Jahres wird Mitschke wieder vermehrt Veranstaltungen organisieren. Das Jahresprogramm des Badehaus-Vereins wird zwar erst in einigen Tagen präsentiert, die Arbeit im Hintergrund hat aber bereits begonnen. Darunter fällt auch die Vorbereitung seines eigenen Abschiedsabends, den jeder Bufdi im Badehaus selbst gestalten darf. Ein Thema hat sich Mitschke bereits ausgesucht: „Ich möchte über aktuelle Migration und die historischen Erfahrungen aus dem Badehaus sprechen.“ Dabei kommt dem jungen Mann sein persönliches Engagement zugute: Bis vor einigen Jahren, damals noch als 15-jähriger Schüler, gab Mitschke im Wolfratshauser Asylhelferkreis Nachhilfe- und Unterrichtsstunden für jugendliche Geflüchtete.
Seine Entscheidung, für ein Jahr im Badehaus anzuheuern, hat Mitschke nicht bereut: „Meine Mitschüler dachten, als Bufdi macht man 20 Stunden die Woche Kaffee – das ist aber überhaupt nicht der Fall. Vom ersten Tag an wurde ich voll eingebunden, habe Verantwortung übertragen bekommen und kann eigene Ideen einbringen.“
Dominik Stallein