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Ein Wolfratshauser ist inspiriert vom Messi der Magie

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Von: Peter Borchers

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Ein Mann auf einer Bühne.
Er liebt das Entertainment: Der Wolfratshauser Andreas Maier bei einer seiner Zaubershows. © Privat

Ein Zauberkasten war in Kindertagen der Auslöser: Die Magier-Karriere des Wolfratshausers Andreas Maier folgte dem klassischen Muster.

Wolfratshausen – Wer die New Yorker Freiheitsstatue, immerhin knapp 93 Meter hoch, verschwinden lässt oder mitten durch die Chinesische Mauer spaziert, zu dem darf man aufschauen. Also inspirierte der große David Copperfield auch den zwölfjährigen Andreas Maier dazu, die Tricks aus dem Zauberkasten – das obligatorische Geschenk wohl jeder Kindheit – zu verfeinern. Dreimal hat der heute 38-jährige Wolfratshauser den US-amerikanischen Superstar der Magie live erlebt, zweimal in München und einmal in Las Vegas, wo der mittlerweile 64-jährige Copperfield lebt und – der Welttourneen müde – überwiegend auftritt. „Bei Copperfield hat man schon als Schüler ein besonderes Talent gesehen. Er hat angefangen als Bauchredner, Magier, hat Tanzen und Singen gelernt und in Musicals gespielt.“ Schnell wusste jeder: „Der ist für die Bühne geboren.“

Maiers Karriere als Zauberer nach der Initialzündung folgte eher dem klassischen Muster: Auftritte bei Familiengeburtstagen, in Altenheimen, Sportvereinen, „bis irgendwann die größeren Sachen daherkamen wie Hochzeiten, Betriebsfeste, das, was ich heutzutage hauptsächlich mache“ – und von dem der zweifache Vater den Lebensunterhalt für seine Familie inzwischen überwiegend bestreitet.

Maier studierte Elektro- und Informationstechnik

Allerdings hat der 38-Jährige nicht von Anfang an auf eine magische Laufbahn gesetzt. Er studierte Elektro- und Informationstechnik und arbeitete bis vor Kurzem – parallel zur Zauberei – in diesem Beruf. Daraus wuchs das zweite Standbein in seinem Erwerbsleben: Er hält Vorträge darüber, wie man Inhalte spannend und lebendig vermittelt. Dazu inspiriert, dieses Wort ist in diesem Zusammenhang eigentlich ein Widerspruch in sich, haben den Wolfratshauser die oft sterbenslangweiligen Präsentationen von Ingenieuren während beruflicher Fortbildungen. „Viele machen das nicht gut. Sie schalten Power Point an, und alle schlafen ein.“ Er als erfahrener Bühnenkünstler, der über „gewisse Schauspieltechniken“ verfügt, seine Körpersprache einzusetzen weiß und sich eloquent auszudrücken vermag, hat also versucht, verkopften Technikern „Methoden nahezubringen, die sie nicht gelernt haben“. Konkret bedeutet das: „Man verzichtet auf Power Point und versucht, die Leute verbal bei der Stange zu halten.“ Alles, was sich drumherum abspiele – seien es bunte Folien oder offene Fenster – lenke Zuhörer ab. Vorträge komplett auf Fachchinesisch ermüden. Solche Details könne man im Vorfeld berücksichtigen. Aus Tipps wie diesen ist 2017 ein ganzes Buch mit dem Titel „Trickreich präsentieren“ entstanden.

Das Coronavirus kann auch Maier nicht verschwinden lassen

Zwar kann Maier Kaninchen verschwinden lassen, nicht aber dieses vermaledeite Virus – woran sein Idol Copperfield übrigens ebenfalls scheitern würde. Ergo trafen ihn wie die meisten Künstler auch die Lockdowns. Glücklicherweise war er bis kurz vor der Pandemie noch als Ingenieur beschäftigt, insofern „habe ich ein paar Reserven“. Trotzdem war es ein mutiger Schritt, inmitten der bisher größten Krise des 21. Jahrhunderts den sicheren Arbeitsplatz aufzugeben und voll auf einen künstlerischen Beruf zu setzen. „Stimmt“, räumt Maier ein, er kenne Zaubererkollegen, „die es schlimm erwischt hat“, die den entgegengesetzten Weg gegangen seien und sich nun andere Jobs gesucht hätten. Natürlich beschäftigten ihn als Familienvater ebensolche Gedanken, „aber irgendwie war für mich klar, dass ich diesen Schritt jetzt machen muss“. Inzwischen läuft das Geschäft wieder an. „Vergangene Woche bin ich auf dem Sommerfest einer Firma in München aufgetreten, für den Herbst sind ein paar Geburtstagsfeste und exklusive Privatfeiern gebucht.“ Ums Management kümmert er sich selbst – mit Unterstützung seiner Frau.

Wichtig ist mir vor allem die Botschaft, die bei einem Trick rüberkommt. 

Andreas Maier

Warum er so gerne zaubert? Maier mag die intellektuelle Kommunikation mit Menschen, liebt es, „eine Gruppe von 20, 30 Leute zu unterhalten“ – Wow-Effekt inklusive. Deshalb sieht er seinen Platz „nicht auf Kindergeburtstagen, die gibt es bei mir nicht“. Er will jedoch auch nicht der sein, „der in der Olympiahalle Elefanten verschwinden lässt“. Irgendwo zwischen Kreisliga-Kicker und dem Lionel Messi der Magie, David Copperfield, liegt sein Platz.

Bei seinen Shows legt sich der 38-Jährige nicht auf ein spezielles Requisit fest. Ob Karten, Karnickel oder Kugelschreiber, ob kleiner Kniff oder große Illusion – „wichtig ist mir vor allem die Botschaft, die bei einem Trick rüberkommt“. Die Grundprinzipien der Zauberei seien ein paar 100 Jahre alt, sagt Maier, „sie werden nur immer wieder verändert, verfeinert oder miteinander kombiniert“. Er selbst arbeitet momentan an einem neuen Trick unter der Überschrift Zeitreise. Die Frage: „Was passiert mit einem Gegenstand, den ich in der Zeit verändere? Kann ich etwas, das kaputt gegangen ist, wieder heile machen?“ Mehr verrät er natürlich nicht, wie es sich für ein Mitglied des Magischen Zirkels von Deutschland gehört.

Ebenso verschwiegen bleibt Andreas Maier übrigens bei der Frage, wie er seine Frau einst verzaubert hat. Er lächelt und sagt nur so viel: „Sie war schon beeindruckt.“ (peb)

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