Gegen die Wohnungsnot in Wolfratshausen: Baugenossenschaft investiert kräftig- 455 Wohnungen im Bestand

Die Wohnungsnot ist ein drängendes Thema im ganzen Oberland. Die Baugenossenschaft Wolfratshausen kämpft mit Neubauten und Sanierungen dagegen an.
Vor 73 Jahren gründete sich die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW). Seither bietet sie günstigen Wohnraum an. Doch dieser wird zusehends knapp. Während der Jahresversammlung, die coronabedingt im Geretsrieder Ratsstubensaal stattfand, berichteten die Vorstandsmitglieder über erfolgte und künftige Maßnahmen.
„Die Leistungsfähigkeit der Baugenossenschaft wird in den kommenden Jahren noch wichtiger werden“, prognostizierte Aufsichtsratsvorsitzender Christian von Stülpnagel. Ebenso wie BGW-Vorstandsmitglied Josef Wehbe verwies er auf umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in Bestandsgebäuden sowie ambitionierte Neubauprojekte, die trotz der Lieferengpässe und Baukostenpreissteigerungen während der Krise in Angriff genommen wurden.
BGW zahlt keine Dividende an die Mitglieder
Um den finanziellen Handlungsspielraum zu erhalten, beantragte BGW-Vorstandsmitglied Winfrid Borcherdt eine besondere Satzungsänderung. „Die Auszahlung einer Dividende an die Genossenschaftsmitglieder ist nicht mehr zeitgemäß, da es derzeit kaum noch Zinsen gibt“, erklärte der Rechtsanwalt. Der dadurch eingesparte Betrag beziehungsweise Bilanzgewinn in Höhe von rund 112 000 Euro soll zur Stärkung des Eigenkapitals der BGW beitragen. Die Mitglieder befürworteten den Verzicht auf die Auszahlung einer Dividende für die Jahre 2019 und 2020 einstimmig.
Imposante Zahlen: 455 Wohnungen, über 300 Garagen und vier Gewerbeeinheiten gehören der BGW
BGW-Vorsitzende Britta Wurm berichtete anschließend von personellen, digitalen und bautechnischen Herausforderungen. So musste Ersatz für Claudia Albert gefunden werden. Die Geschäftsstellenleiterin verabschiedete sich im September 2020 nach über 40-jähriger Tätigkeit in den Vorruhestand, erlebte aber noch die aufwendige Einführung eines neuen EDV-Programms, für das sehr viele Schulungen und Datenabstimmungen erforderlich waren. „Das Jahr 2020 war ein echter Kraftakt für uns“, bilanzierte Wurm.
Umso erfreuter berichtete sie von stabilen Zahlen: So verwaltet die BGW derzeit 455 Wohnungen, 305 Garagen und vier Gewerbeeinheiten auf einer Gesamtwohn- und Nutzfläche von 34 835 Quadratmetern. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in den BGW-Wohnungen lag im vergangenen Jahr bei 7,29 Euro und damit weit unter der ortsüblichen Miete. Der gesamte Vermögenswert der Baugenossenschaft, also der Wert aller Anlagen, Häuser und Grundstücke, beläuft sich auf 37,5 Millionen Euro.
Millionenschwere Projekte der BGW
In die Sanierungen und die Neubauten an der im Stadtteil Farchet gelegenen Blombergstraße investiert die Baugenossenschaft Wolfratshausen rund 13,3 Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt laut Britta Wurm mit rund 9,6 Millionen Euro Fremdmitteln, einem nicht rückzahlbaren Zuschuss der Regierung von Oberbayern in Höhe von 1,26 Millionen Euro und einem Eigenkapital von etwa 2,4 Millionen Euro.
Vorstandskollege Josef Wehbe rechnet damit, dass die Neubauten an der Blombergstraße 6-8 schon 2022 bezogen werden können. Ebenfalls im kommenden Jahr soll eine neue Pelletsheizanlage 150 BGW-Wohnungen am Waldramer Isarring versorgen. Für die Abbruchmaßnahmen und den Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern „Am Waldrand 26“ müssen nach Einschätzung Wehbes rund 7,5 Millionen Euro investiert werden.
Verschärfende Wohnungsnot macht Sorgen
Sorgen bereitet der BGW-Vorsitzenden nach wie vor die sich verschärfende Wohnungsnot. Die geplante Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern am Waldrand 26 (siehe Kasten) ist zwar lobenswert, aber wohl nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. So gilt für die Baugenossenschaft in den kommenden Jahren das von Britta Wurm ausgerufene Motto des chinesischen Philosophen Konfuzius: „Stillstand ist Rückschritt, Aufhören des Strebens geistiger Tod.“
Kontinuität zeigte sich auch bei den per Akklamation durchgeführten Wahlen, bei denen Wurm sowie die Aufsichtsratsmitglieder Birgit Barath, Markus Schweiger und Peter Schneider in ihren Ämtern bestätigt wurden.