Hospizverein im Landkreis kann derzeit nur bedingt Sterbebegleitung leisten

Der Christophorus Hospizverein im Landkreis kann derzeit nur bedingt Sterbebegleitung leisten. Aber es gibt eine Telefonseelsorge für alle.
Geretsried/Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Christophorus Hospizverein Bad Tölz Wolfratshausen begleitet Schwerkranke auf ihrem letzten Weg. Genau dies ist Moment jedoch extrem erschwert. „Physische Begleitung ist uns verboten“, erklärt Koordinatorin Gabriele Leinauer. Betroffen ist nicht nur das häusliche Umfeld, sondern auch die Begleitung in Pflegeheimen. Das hat das Bayerische Gesundheitsministerium so verfügt, zum Schutz der Patienten ebenso wie der Ehrenamtlichen.
Nähe zu Schwerkranken eminent wichtig
Leinauer macht keinen Hehl daraus, dass es dem Verein nicht leicht gefallen ist, diese Entscheidung zu akzeptieren. „Das widerspricht völlig dem Geist unserer Arbeit“, sagt sie. Und Anne Gruber, ebenfalls aus dem Palliative Care Team, ergänzt: „Wir haben Bauchschmerzen damit.“ Sicher sei es möglich, es eine Zeit lang die staatlichen Maßnahmen mitzutragen. „Aber lange Zeit können wir das nicht durchhalten.“ Schließlich sei die Nähe, auch die körperliche Nähe, zu Schwerkranken eminent wichtig.
Mit Angehörigen Kontakt halten
So haben sich die Mitarbeiter am Neuen Platz in Geretsried entschlossen, telefonisch für ihre etwa 30 Patienten zwischen Icking und der Jachenau da zu sein. Die Resonanz ist gering. „Unsere Patienten rufen eher nicht an. Menschen, der Leben sich dem Ende zuneigt, sind wie Pflanzen, die sich zurückziehen“, sagt Leinauer. Dass sie von sich aus aktiv werden, ist nicht zu erwarten. Der Verein versucht, mit den Angehörigen Kontakt zu halten.
Anne Gruber stellt fest, dass im Moment vor allem Virologen das Ohr der Politik haben. „Und das ist ja auch ganz berechtigt.“ Doch würde sie sich wünschen, dass so bald wie möglich Palliativmediziner gehört werden. „Der Staat steht vor einem großen ethischen Dilemma“, sagt sie. „Es wird alles für die physische Gesundheit getan, aber die seelische Gesundheit leidet.“ Dieses Problem werde sich in Richtung auf die Osterfeiertage verschärfen. Sie hofft, dass die Hospizvereine zu den ersten Institutionen gehören, die von Lockerungen irgendeiner Art profitieren werden.
Die Hospizvereine untereinander tauschen sich in dieser „absoluten Krisensituation“ (Leinauer) auch untereinander regelmäßig aus. Der Kreis Miesbach ist bislang stärker von Covid-19 betroffen als der Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen. „Wir stehen mit dem dortigen Hospizkreis in Kontakt, wir lernen voneinander“, so Leinauer.
Es geht nicht nur um Sterbebegleitung
Außerdem will der Verein Pflegeheime entlasten, indem er Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite steht. „Die Mitarbeiter in den Pflegeheimen können gerne an uns verweisen“, sagt sie. „Wir hoffen, dass die Leute sich trauen anzurufen“, so Leinauer. Schließlich begleite der Verein Menschen durch persönliche Krisen aller Art. Es geht nicht nur um Sterbebegleitung.
Überhaupt ist der Verein für alle Bürger da, die sich in dieser Krisenzeit belastet fühlen. Das Telefon im Büro am Neuen Platz in Geretsried ist jeden Tag von 10 bis 12 Uhr besetzt, montags zusätzlich von 17 bis 18 Uhr. „Bei den Anrufen, die wir bisher hatten, ging es meist um Informationen, etwa darum, ob man die Angehörigen über Ostern nach Hause nehmen sollte“, erzählt Leinauer. Sie appelliert an alle, die Zukunftsangst haben und bedrückt sind: „Zögern Sie nicht, melden Sie sich.“ Sich im Gespräch mit einem ausgebildeten Helfer die Sorgen von der Seele zu reden, kann helfen.
Info
Der Hospizverein ist täglich von 10 bis 12 Uhr sowie Montags von 17 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 0 81 71 /99 91 55 erreichbar. Notfalls bitte auf den Anrufbeantworter sprechen, die Mitarbeiter rufen gerne zurück. Besuche in der Geschäftsstelle sind derzeit nicht möglich.
vu
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