Die Gewinner und Verlierer des Jahres 2018

Der Jahreswechsel: Zeit, Bilanz zu ziehen. Wer im Nordlandkreis zählte 2018 zu den Gewinnern, wer zu den Verlierern? Eine subjektive Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Gewinner
Auf politischer Ebene dürfen sich die Grünen als Gewinner des Jahres fühlen. Bei der Landtagswahl am 14. Oktober steigern sie ihr Zweitstimmergebnis im hiesigen Stimmkreis von 6,8 auf 17,7 Prozent. Hans Urban aus Eurasburg bringt es gar auf 20,8 Prozent und zieht über die Liste überraschend in den Landtag ein.

Wer sich – zumal für jüngere – Geschichte interessiert, stand 2018 sicher auf der Gewinnerseite. So wurde im Oktober feierlich das Badehaus in Waldram eröffnet, eine zeitgemäße Dokumentations- und Begegnungsstätte, die die wechselvolle Geschichte des Ortsteils packend nacherzählt.
Auch erinnerten einige Veranstaltungen an die bayerische Revolution vor 100 Jahren. Ja, tatsächlich: Bayern war einmal eine Räterepublik – daher der heute noch gängige Name „Freistaat“. In Icking stellt man sich ebenfalls der Vergangenheit und lässt von Historikern alle personenbezogenen Straßennamen auf die Frage abklopfen, ob die Namensgeber irgendwie in den Nationalsozialismus verstrickt waren
Viele Pluspunkte gesammelt haben im vergangenen Jahr die Strafverfolgungsbehörden, nämlich durch die extrem schnelle Aufklärung des Doppelmords von Höfen und die von vielen als gerecht empfundene, harte Strafe für die vier Täter. Drei Mal lebenslänglich lautete am Ende das Urteil. Nur die polnische Pflegekraft, die den Raub eingefädelt hatte, kommt mit acht Jahren Haft milder davon. Sie entschuldigt sich vor Gericht für das missbrauchte Vertrauen.

Über einen großen Schritt nach vorne freuen sich 2018 alle, die auf ein Schwimmbad im nördlichen Landkreis angewiesen sind: Der Spatenstich für das interkommunale Hallenbad an der Adalbert-Stifter-Straße in Geretsried erfolgt. Profitieren werden nicht nur Freizeitschwimmer, sondern auch Schüler, die dort schwimmen lernen sowie Rettungsorganisationen. Vorausgegangen sind viele Jahre zäher Verhandlungen aller beteiligten Kommunen und des Landkreises. Doch das Durchhaltevermögen der Befürworter hat sich durchgesetzt. Wenn alles glatt läuft, ist 2020 Eröffnung.
Die Fahrradfahrer im Landkreis gewinnen ebenfalls einiges hinzu. So entsteht im Herbst – nach dem Spatenstich mit Verkehrsministerin Ilse Aigner – der zwei Kilometer lange Radweg zwischen Weipertshausen und Münsing. Er macht das Radfahren entlang der viel befahrenen Staatsstraße 2065 deutlich sicherer. Eine Eigentümerin der Flur, über die die neue Verbindung führt, schenkt der Gemeinde sogar ein paar Quadratmeter.
Weitere große Gewinner des vergangenen Jahres: werdende Eltern. Am 1. Juli 2018 geht an der Wolfratshauser Kreisklinik die neue Hauptabteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie in Betrieb, und zwar als Außenstelle des Starnberger Krankenhauses. Damit ist das Szenario abgewendet, dass im Landkreis keine Frau mehr ein Kind auf die Welt bringen kann. Der Landkreis verpflichtet sich, ein Defizit bis 1,1 Millionen Euro auszugleichen.
Verlierer
Zu den Verlierern im Nordlandkreis gehört die regenerative Energiegewinnung. Das Aus für das Geothermieprojekt im Ickinger Ortsteil Attenhausen bedeutet einen herben Dämpfer für die Hoffnung, bis 2035 energieautark zu werden. Kurz vor Weihnachten stellt sich heraus: Im Ickinger Erdreich sprudelt nicht genügend heißes Wasser, eine profitable Stromerzeugung an der Oberfläche ist nicht möglich. Es handelt sich um den zweiten Fehlversuch im Landkreis. Schon in Gelting hatte man vergeblich gebohrt.
Verloren hat Anfang 2018 der Kreisverband der Freien Wähler – und zwar ein prominentes Mitglied. Der Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel wechselt zur CSU. Nach wie vor halten sich Gerüchte, dass er sich als Kandidat für die Landratswahl 2020 in Stellung bringt.
Auf der Verliererspur einordnen müssen sich 2018 die Autofahrer – selbst wenn sie keinen Diesel besitzen. Die (freilich notwendige) Erneuerung der Brücken auf der A95 zwischen dem Starnberger Dreieck und der Ausfahrt Schäftlarn beschert Pendlern speziell an Wochenenden Wartezeiten. Wen es in den Landkreissüden zieht, muss ebenfalls Geduld mitbringen: Die viermonatige Vollsperrung der B 472 zwingt Autofahrer zu Umwegen.

Ob die Wolfratshauser Surfwelle zu den Verlierern 2018 gehört? Im Dezember hat es fast den Anschein. Die künstliche Welle in Weidach kostet nach den neuesten Zahlen, die dem Stadtrat vorgelegt werden, nicht 410 000 Euro, wie ursprünglich geschätzt, sondern 674 000 Euro. Darüber sind die Mandatsträger erschrocken, es werden Zweifel laut, ob die Summe gerechtfertigt ist. Die endgültige Entscheidung soll im Februar fallen.