Die Journalistin Assi Weinstein hat mit ihrem Sohn das Badehaus in Waldram besucht. Sie erzählte von der Kraft und dem Leid ihrer Mutter.
– Eine hochrangige Delegation aus Tel Aviv begrüßte Dr. Sybille Krafft kürzlich am Badehaus in Waldram. Auf Einladung der Vorsitzenden des Vereins „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ ließ sich eine Gruppe um Assi Weinstein durch das Erinnerungsprojekt führen, das in diesem Jahr eröffnet werden soll.
Die Journalistin Assi Weinstein, ihr Sohn Avshalom sowie fünf israelische Musiker waren nach Deutschland gereist, um auf den „violins of hope“, den „Geigen der Hoffnung“, in Dachau zwei Konzerte zu geben. Die Geigen, auf denen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten gefangene Musiker gespielt hatten, werden seit Anfang der 1990er Jahre von Assis Ehemann, dem Geigenbauer Amnon Weinstein, restauriert und gesammelt, damit sie weltweit – wie aktuell in Dachau – zum Gedenken an die leidvolle Geschichte ihrer Besitzer von heutigen Musikern gespielt werden können. Für seine Arbeit ist Amnon Weinstein, der krankheitsbedingt nicht selbst anreisen konnte, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Sohn Avshalom wird sein Werk weiterführen.
Assi Weinstein selbst ist 1945 im Lager Föhrenwald geboren worden. Ihr Vater Asael Bielski und ihr Onkel Tuvia Bielski waren berühmte jüdische Partisanen, durch deren Einsatz 1944 Hunderte von Juden aus einem Ghetto in Weißrussland befreit und im nahe gelegenen Naliboki-Wald versteckt werden konnten. Dort wuchs die Gruppe auf etwa 1200 Menschen an, die so vor dem sicheren Tod gerettet werden konnten. Der Spielfilm „Unbeugsam“ aus dem Jahr 2008 mit Daniel Craig in der Rolle des Tuvia Bielski und Jamie Bell als Asael Bielski erzählt einen Teil dieser beeindruckenden Geschichte des „Jerusalem im Wald“, auch „Bielski-Schtetl“ genannt.
Beeindruckend schilderte Assi Weinstein bei ihrem Besuch in Waldram, wie ihre hochschwangere Mutter auf der Flucht im Lager Föhrenwald gelandet ist. Mit Tränen in den Augen und zitternder Stimme erzählte sie von der Kraft ihrer Mutter und deren Leidensweg, den sie auch in einem Buch öffentlich gemacht hat. Beim Rundgang durch das Badehaus zeigte sie sich angetan von der Arbeit des Vereins zum Erhalt des historischen Gebäudes und kündigte noch vor Ort ihre Mitgliedschaft an. Nach einer Führung durch Waldram und an die historisch bedeutenden Plätze im ehemaligen Lager Föhrenwald durch Badehaus-Mitglied Eva Greif machten sich die Besucher auf den Weg nach Dachau, wo die Musiker am Abend das zweite Konzert auf den „Geigen der Hoffnung“ gaben.