Kurioses „Missverständnis“ vor Konzert des Kollegiums der städtischen Musikschule

Knapp 100 Zuhörer waren begeistert: Das Lehrerkollegium der städtischen Musikschule Wolfratshausen spielte ein Konzert vor vollem Haus.
Wolfratshausen – Eine kleine Enttäuschung mag es für den einen oder anderen gewesen sein, von Misstönen zu sprechen, scheint gleichwohl übertrieben. Nein, es gab kein „Glas Sekt aufs Haus“, wie die städtische Musikschule Wolfratshausen vorab hatte verlauten lassen. Schulleiter Manfred Heller sprach von einem „Missverständnis“. Dass das Konzert des Lehrerkollegiums am frühen Sonntagabend wegen eines Freigetränks so gut besucht gewesen sein soll, scheint eher unwahrscheinlich.
„Missverständnis“ beschert Musikschule volles Haus beim Konzert des Kollegiums
Fakt ist: Der Saal in der Musikschule am Wolfratshauser Untermarkt war voll, knapp 100 Gäste waren bei freiem Eintritt gekommen. Das gut zweistündige Programm, angesiedelt im weitläufigen Abenteuerland zwischen Barock und Jazz, legte Zeugnis davon ab, was man mit Instrumenten so alles anstellen kann. Prima Werbung in eigener Sache, gut so! Ganz ohne Klassik geht’s wohl nicht, weshalb man pflichtschuldig mit Johann Sebastian Bach (Sonate c-Moll für Violine und Klavier) und Mozarts verspielt heiterem Divertimento F-Dur den Reigen eröffnete. Damit war dem bildungsbürgerlichen Anspruch weitgehend Genüge getan.
Kollegium der Musikschule zeigt sich experimentierfreudig
Dass das Konzert nicht zur verkopften Pädagogen-Pop-Veranstaltung geriet, ist fraglos der Experimentierfreude der Wolfratshauser geschuldet: Das (gemäßigt) Zeitgenössische hatte ordentlich Platz im Repertoire gefunden. Erster Höhepunkt sollte deshalb das von dem jungen US-Amerikaner Ian Deterling (Jahrgang 1991) neutönende Duett in c-Moll für Klarinette und Posaune sein – ein Stück von tonakrobatischer Brillanz, an dem Flavia Feudi und ihre Kollegin Birgit Oblasser sichtlich Spaß hatten.
Heiter ging’s weiter, weil: Musik soll Spaß machen. „Heinrich Zapf und KollegInnen“ spielten als Septett unter anderem mit der „Aigenberg Polka“ des Österreichers Anton Mooslechner und traditionellen Klezmer-Klängen („Happy Nigun“) furios-gefühlvoll zum Tanz auf. Etwas schade hingegen: Über das eine oder andere Stück hätten einige Zuhörer vermutlich gerne ein paar Hintergrundinformationen mitgenommen, etwa über Paul Schoenfelds „Café Musik“ für Violine, Cello und Klavier – eine lautmalerische, bildreiche Komposition, die Sigrid von Kracht, Catarina Wendtlandt und Hannes Schempp spielten.
Gute gelaunte Jazzband um Sängerin Melanie Kemser
Schwermütig dräuend hingegen klang „Milonga del pasado“ für zwei Violinen und Klavier des österreichischen Cellisten und Komponisten Wolfgang Zamastils, gestorben 2017 im Alter 36 Jahren. Das Stück kommt über weite Strecken wie eine moderne Mondscheinsonate daher. Zeitlos modern: die Miles-Davis-Songs „Four“ und „Blue in Green“.
Die Jazzband um Sängerin Melanie Kemser, die dezent soulig phrasierte, beschloss gut gelaunt das Event. „For once in my life“ gab’s in der groovig-swingenden Stevie-Wonder-Version mit einem Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Hingetupfte Blue Notes, Bläser-Synkopen (Andreas Unterreiner, Gero Hensel), dazu akzentuierte Jazz-Chords am Piano (Helmut Sinz) plus geschmeidiger Rhythmusgruppe (Maximilian Fraas und Flurin Mück) – da war locker noch eine Zugabe („Street Life“ von den Crusaders) drin. Die Sache mit angekündigtem Freigetränk war da schon längst kein Thema mehr. (vc)
Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.