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Mahnende Mohnblumen: Badehaus-Verein erinnert am Holocaust-Gedenktag an die Opfer

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Von: Dominik Stallein

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Mahnende Mohnblumen: Die Installation des Künstlers Walter Kuhn am Waldramer Badehaus zum Gedenken an die Holocaust-Opfer bleibt bis zum 8. Mai stehen.
Mahnende Mohnblumen: Die Installation des Künstlers Walter Kuhn am Waldramer Badehaus zum Gedenken an die Holocaust-Opfer bleibt bis zum 8. Mai stehen. © Hans Lippert

Eine neue Kunstinstallation am Badehaus wurde jüngst enthüllt. Sie ist nicht zu übersehen, und das ist so gewollt. Die künstlichen Mohnblumen sollen eine Mahnung sein.

Wolfratshausen – Die Nachricht, die das Badehaus Waldram und Künstler Walter Kuhn vermitteln wollten, ist kurz und prägnant: „Nie wieder – never again“ stand auf einer kleinen Tafel inmitten eines roten Blumenmeers. Rund um den Erinnerungsort wurde am Mittwoch, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, eine Kunstinstallation enthüllt. Kuhn, bekannt für eine ähnliche Aktion auf dem Münchner Königsplatz, baute 170 „Mahnblumen“ – rote Kunstwerke, die an Mohnblumen erinnern – um das Museum am Kolpingplatz auf. „Als Erinnerung an sämtliche Opfer von Kriegen“ und „als entschiedene Aufforderung, Waffen niederzulegen und an friedlichen Lösungen von Konflikten zu arbeiten“.

Ehrengast Dr. Ludwig Spaenle erinnerte in seinem Grußwort an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. „Sie wussten um die Dimension ihrer Schuld“, sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung über die Mörder in Auschwitz. Das hätten nicht zuletzt ihre „hektischen Bemühungen, zu vertuschen und Spuren zu verwischen“ in den letzten Tagen vor der Befreiung gezeigt. Der „industrielle Massenmord“ der NS-Regierung sei der Versuch gewesen, „aus irrsinnigen Gründen Menschen aus dem Leben zu reißen und aus dem Gedächtnis zu löschen“. Gerade deshalb sei es umso wichtiger, „jeden Einzelnen in Gedenken zu halten“.

Dass dies im Badehaus Waldram eine Kunstinstallation tue, „einem Ort, der Hoffnung und Zukunft war für diejenigen, die den Wahnsinn überlebt haben“, hob Spaenle besonders hervor. Und er drückte seine Hoffnung aus, dass sich aus der Erinnerung für die Zukunft eines ableite: „dass die Menschenwürde unter allen Bedingungen zu schützen ist.“

Der Appell „Nie wieder“ gelte für die aktuelle und die künftige Politik, Waldram habe „eine besondere Verantwortung zu erinnern“, betonte Dr. Sybille Krafft in ihrer Rede. Im ehemaligen Lager Föhrenwald habe sich nach dem Ende des Weltkriegs „der Rest der Geretteten – Menschen, die alles verloren hatten – getroffen“. Auch wenn die Corona-Pandemie derzeit den Museumsbetrieb und eine Großveranstaltung unmöglich mache, „wollen wir das Gedenken und die Erinnerung nicht verschieben“, sagte die Chefin des Badehaus-Vereins. Die großen Mahnblumen seien eine Möglichkeit, diesen Erinnerungsauftrag dennoch nach außen zu tragen. Bis zum 8. Mai, dem Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, werden die Kunststoff-Pflanzen „als Zeichen des Friedens“ um das Haus herum blühen. Danach will der Verein die 70 Kunstblumen für jeweils 30 Euro verkaufen. Sie sollen „in Gärten und auf Balkonen erinnern“, erklärte Krafft.

Das Symbol der Mohnblumen hat Künstler Kuhn einem Gedicht entnommen: „In Flanders Fields“ heißen die Zeilen des im Ersten Weltkrieg eingesetzten kanadischen Sanitätsoffiziers John McCrae, dessen Freund am Vortag bei einem Angriff in Flandern ums Leben gekommen war. Daraufhin wurde die Mohnblüte zum Symbol für die Gefallenen. „Ich habe diese Symbolik auf alle Opfer von Kriegen ausgeweitet“, erklärte Kuhn am Rande der Vorstellung. Weil keine Gäste auf der Veranstaltung am Mittwochmittag erlaubt waren, zeigt der Badehaus-Verein am Sonntag, 31. Januar, einen Videozusammenschnitt. Ab 17 Uhr ist der Film auf der Homepage des Vereins abrufbar.

dst

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