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„Man muss die Geschichte fühlen können“

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„Meine Heimat“: Wolfgang Saal, Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft Waldram. © sh

Waldram feiert Geburtstag. Seit 60 Jahren besteht der südlichste Stadtteil Wolfratshausens. An diesem Wochenende gibt es ein umfangreiches Festprogramm. Unser Mitarbeiter Dominik Stallein sprach mit dem Vorsitzenden der Siedlungsgemeinschaft, Wolfgang Saal.

Wolfratshausen – Waldram feiert Geburtstag. Seit 60 Jahren besteht der südlichste Stadtteil von Wolfratshausen. An diesem Wochenende gibt es ein umfangreiches Festprogramm (siehe Kasten). Unser Mitarbeiter Dominik Stallein sprach mit dem Vorsitzenden der Siedlungsgemeinschaft, Wolfgang Saal, über die Feier, die Entwicklung Waldrams und seine Wünsche für die Zukunft des Ortsteils.

-Herr Saal, am Freitag beginnen die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen Waldrams. Wie weit sind die Vorbereitungen?

(lacht) Ich glaube, bis es losgeht, wird vorbereitet. Aber der Großteil steht bereits. Wir haben ja auch viele Helfer. Von der Siedlungsgemeinschaft, der DJK Waldram und der Kirche St. Josef der Arbeiter haben wir bestimmt 40 Leute, die sich engagieren.

-Das Programm ist üppig. Was ist Ihr persönlicher Höhepunkt?

Das ist schwer zu sagen, ich freue mich eigentlich auf alles. Was uns von der Siedlungsgemeinschaft sehr am Herzen lag, ist die Totenehrung mit Kranzniederlegung am Waldramer Friedhof. Am Samstag gibt es eine beeindruckende Multimedia-Show von Hans Buder, die bereits zum 50-jährigen Jubiläum gezeigt wurde. Auch die Eröffnung der Ausstellung „Kinderwelten in Föhrenwald und Waldram“ am Badehaus und die Führungen durch den Ortsteil am Sonntag können Höhepunkte werden.

-Sie sind Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft. Was ist die Funktion Ihrer Gruppierung?

Die Siedlungsgemeinschaft ist historisch gewachsen. Einfach gesagt sind wir die Interessensvertretung der Eigenheimbesitzer. Das geht auf Verbandsebene mit Bundesaufgaben los, zum Beispiel Thema Erbschaftssteuer oder Erschließungsgebühren. Wir setzen uns aber natürlich auch vor Ort in der Lokalpolitik ein. So haben wir uns zum Beispiel mit dem Historischen Verein dafür stark gemacht, dass der Kolpingplatz erhalten bleibt, weil er ein zentraler Platz in Waldram ist. Auch als der einzige Nahversorger im vergangenen Jahr vor dem Aus stand, haben wir uns für den Erhalt eingesetzt.

-Ein anderes lokalpolitisches Thema steht im Moment immer wieder in der Öffentlichkeit…

Sie sprechen von der Nachverdichtung. Das beschäftigt natürlich auch uns. Ich weiß, dass es für die Zukunft unwahrscheinlich wichtig ist, Wohnraum zu schaffen. Sowohl im höheren Preissegment als auch für Menschen, die einen nicht so dicken Geldbeutel haben. Natürlich sind Wolfratshausen und auch Waldram räumlich begrenzt. Es gibt nicht viel freie Baufläche. Aber wir wünschen uns, dass bei solchen Projekten auch die Infrastruktur und die Verkehrssituation beachtet werden. Eine Patentlösung für das leidige Verkehrsproblem liegt ja noch nicht vor.

-Haben Sie eine?

Nein, leider nicht.

-Sie haben den Erhalt des Kolpingplatzes angesprochen. Woher kommt diese persönliche Leidenschaft, die historischen Züge Waldrams zu erhalten?

(lacht) Früher, als ich jünger war, hatte ich auch andere Interessen. Vor zehn Jahren, beim 50-jährigen Jubiläum, habe ich mir mal Gedanken gemacht, was sich eigentlich alles in diesem Ortsteil verändert hat. Die Entwicklung Waldrams habe ich ja, seit ich drei Jahre alt war, beobachten können. Die B 11 war damals eine Allee, auch viele Straßen waren von Bäumen gesäumt. Als Kinder konnten wir problemlos um den ganzen Ort herumlaufen. Das alte Verwaltungsgebäude wurde abgerissen, auch meine frühere Schule. Um den Ortskern herum wurde sehr viel gebaut. Es gibt neue Kindergärten, die Schule. Dieser Ortsteil hat sich immens entwickelt, es gab viele Veränderungen. Trotz aller Entwicklung ist Waldram aber etwas Besonderes geblieben.

-Und weiter?

Dann gab es die Meldung, dass der Kolpingplatz verschwinden könnte. Da habe ich mir gedacht, jetzt müssen wir aufpassen. Es hat ein Umdenken bei mir stattgefunden. Denn bei allen positiven Seiten, die die Veränderung mit sich bringt, darf man die Historie von Waldram nicht vergessen. Diese Geschichte muss man sehen und fühlen können, um sie zu begreifen. Dafür sind das Badehaus und der Kolpingplatz tolle Beispiele. Auch die alten Häuser, die von ihren Besitzern liebevoll instand gehalten werden, sollten ihren Charakter und die Siedlung ihren Ursprung behalten.

-Machen Sie sich Sorgen, dass das verloren gehen könnte?

In Waldram gibt es keinen Ensembleschutz, das muss man wissen. Die meisten Hausbesitzer achten trotzdem auf den historischen Kern, auch wenn es ein paar kleinere Sünden gibt. Ich möchte nicht, dass wir uns einmal für den Erhalt von historischen Gebäuden einsetzen müssen, wie derzeit an der Alpenstraße.

-In zehn Jahren feiern sie den 70. Geburtstag des Ortsteils. Was soll sich bis dahin verändern?

Ich nehme an, dass bis dahin die S-Bahn fährt, auch wenn man da vorsichtig sein muss. Wünschenswert wäre, dass man die Verkehrsproblematik bis dahin in den Griff bekommen hat. In den nächsten Jahren wird es auch eine Nachverdichtung geben. Ich wünsche mir, dass dann trotzdem der Charakter Waldrams immer noch gut zu erkennen ist.

-Vervollständigen Sie zum Abschluss bitte folgenden Satz: Waldram ist für mich…

…meine Heimat. (lacht) Das war leicht.

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