Revoluzzer im Humplbräu: Verein erinnert an die Ereignisse vor 100 Jahren

Vor fast genau 100 Jahren kam es in München zu denkwürdigen Ereignissen. Der Historische Verein zeigt, wie sich das auf Wolfratshausen auswirkte.
Wolfratshausen – Vor fast genau 100 Jahren kam es in München zu denkwürdigen Ereignissen. Im Zuge einer Revolution wurden nicht nur die Monarchie abgeschafft und der Freistaat Bayerns proklamiert. „Man führte auch den Acht-Stunden-Arbeitstag und das Frauenwahlrecht ein“, erklärte Bernhard Reisner bei einem Pressegespräch im Humplbräu. Der Zweite Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen und die Vorsitzende Dr. Sybille Krafft hatten den Gasthof für ihre Präsentation nicht zufällig gewählt. Denn die Auswirkungen der turbulenten Ereignisse in der Landeshauptstadt waren auch in der traditionsreichen Wirtschaft am Obermarkt zu spüren.
Was genau dort passierte, wollte der in Geretsried lebende Historiker Dr. Michael E. Holzmann noch nicht verraten. Denn am kommenden Mittwoch wird der 65-Jährige im Rahmen der Veranstaltung „War einmal ein Revoluzzer …“ im benachbarten Pfarrsaal St. Andreas einen dreiteiligen Vortrag zur bayerischen Räterepublik und deren Auswirkungen auf das Oberland halten.
Das Thema ist ihm bestens vertraut. Bereits 2008 brachte Holzmann zusammen mit Andreas Höger, Redakteur des Holzkirchner Merkur, ein Buch zur Geschichte des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen heraus. „Ich habe dafür Akten im Staatsarchiv München eingesehen und alte Ausgaben des Wolfratshauser Wochenblattes – dem Vorläufer des Isar-Loisachboten – ausgewertet“, berichtete der Historiker. Am Mittwoch möchte der Geretsrieder zudem amüsante Episoden aus der Region einflechten.
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Lieder des Münchner Gewerkschaftschors „Quergesang“ sowie Lesungen des Autors Claus Steigenberger umrahmen Holzmanns Ausführungen. „Ich werde Auszüge aus den Werken von Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Ernst Toller und Victor Klemperer vortragen“, kündigt Steigenberger an. Er hat ebenfalls einen persönlichen Bezug zu den revolutionären Umtrieben damals. Sein 1913 geborener Vater entdeckte nämlich im November 1918 als junger Bub in einem Hauseingang die noch blutende Leiche eines Mannes, der bei den Schießereien in München ums Leben gekommen war. „Er hat mir diese Geschichte dann noch oft erzählt“, erinnert sich Steigenberger.
In einem weiteren Vortrag wird Dr. Sybille Krafft die Rolle der Frauen zu dieser Zeit beleuchten. „Auch sie haben die revolutionäre Grundstimmung mitgeprägt“, so die Holzenerin abschließend.
Info
Der Abend mit dem Titel „War einmal ein Revoluzzer…“ mit Vorträgen, Lesungen und Revolutionsliedern findet am Mittwoch, 7. November, ab 19.30 Uhr im großen Saal des katholischen Pfarrheims St. Andreas statt. Der Eintritt kostet zehn Euro. Wegen der zu erwartenden hohen Nachfrage bittet der Historische Verein um frühzeitiges Kommen. Es stehen 200 Plätze zur Verfügung. Einlass ist bereits ab 19 Uhr.
ph