Surfwelle in Wolfratshausen: Neues Angebot sorgt für gemischte Gefühle - Tür ist nicht zu

Nach dem Aus der Surfwelle reicht der Konstrukteur der Stadt die Hand: Er will eine günstigere Variante anbieten. Ob das die Welle rettet, bleibt offen.
Wolfratshausen – Seit 2013 erlebt die Flößerstadt ein Auf und Ab der Surfwelle. Immer wieder stand das Projekt wegen neuer Hindernisse – meist ging es um Kostensteigerungen – vor dem Aus. Jedes Mal wurden die Hürden übersprungen. Bis Dienstagabend: Eine erneute Preiserhöhung um knapp 144 000 Euro wollte der Stadtrat nicht mehr absegnen. Einstimmig wurde das Aus der Welle beschlossen. Zwei Tage später meldete sich der Wellenkonstrukteur bei unserer Zeitung. Der Geschäftsführer der in Köln beheimateten Firma „Dreamwave“, Prof. Markus Aufleger, sagt, dass er der Stadt am 7. Februar eine einfachere Wellenkonstruktion angeboten habe – und zwar genau in dem Preisrahmen, den die Stadträte im Dezember bewilligt hätten. Ob die Welle nun erneut gerettet wird, steht in den Sternen.
Surfwelle in Wolfratshausen: Neues Angebot sorgt für gemischte Reaktionen
Das Angebot von „Dreamwave“-Geschäftsführer Aufleger „ist sicherlich ein Hoffnungsschimmer“, sagt der Sprecher des Vereins „Surfing Wolfratshausen“, Jan Görner. „Egal, welche Welle kommen würde, wir würden uns darüber freuen.“ Das Betriebskonzept, das der Verein erarbeitet hat, habe „Hand und Fuß“ – und sei auch bei einer anderen Wellenkonstruktion umsetzbar. Konkret bot Aufleger nach eigenen Worten eine „Single Ramp“ an. Bisher war eine Modulrampe mit beweglichen Stahlplatten vorgesehen, die laut dem Wasserbau-Ingenieur auf unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten der Loisach reagieren kann.
Bürgermeister Heilinglechner skeptisch zu neuem Surfwellen-Angebot
Bürgermeister Klaus Heilinglechner äußerte sich bei einer Online-Gesprächsrunde der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) am Donnerstagabend zurückhaltend zu dem Vorstoß des „Dreamwave“-Geschäftsführers. Dass der Kommune ein Preis für die Welle genannt wurde, der kurz darauf wieder stieg, „hatten wir jetzt schon öfter“, so der Rathauschef. Für Unverständnis sorgt bei Heilinglechner, dass Aufleger in der Vergangenheit von genau der Konstruktion abgeraten habe, die er nun propagiere. „Es hieß damals, dass wir den Porsche unter den Wellen kriegen – und das für höchstens 50 000 Euro Preisunterschied“, stellte der Bürgermeister rückblickend fest. Dass eine „Single Ramp“ jetzt für 140 000 Euro Einsparungen sorgen soll – „da bin ich skeptisch“.
Stadtrat sagte Nein zur Welle - kommt jetzt doch alles anders?
Auf die Frage eines BVW-Mitglieds, ob das Vertrauensverhältnis zwischen Stadt und Wellen-Anbieter, an dem in der jüngsten Stadtratssitzung harsche Kritik geübt worden war, nachhaltig zerstört sei, antwortete Heilinglechner, dass er „dem Anbieter nicht die alleinige Schuld“ geben wolle. Er zog aber einen Vergleich: „Wenn ein Schreiner ein Angebot rausschickt, dann muss er zu diesem Preis auch liefern.“ Schließlich würde von der Stadt auch Verlässlichkeit erwartet.
Dass die Stimmung zwischen Rathauschef und Wasserbau-Ingenieur angespannt ist, ließ sich unschwer erkennen. Heilinglechner berichtete in der Online-Gesprächsrunde von „einem langen, intensiven Telefonat mit Herrn Aufleger“, das er am Donnerstag geführt habe. Details aus dem Telefonat wollte er nicht preisgeben.
Surfverein ist enttäuscht - „verpasste Chance für Wolfratshausen“
Bleibt der Stadtrat bei seinem einhelligen Nein, muss der Surferverein einige Entscheidungen treffen. „Wie es konkret weiter geht und was die nächsten Schritte sein werden, will der Vorstand mit den Vereinsmitgliedern gemeinsam entscheiden“, so die Surfer in einer Pressemitteilung. Dabei gehe es unter anderem um die Zukunft des Vereins sowie die Spendengelder, die gesammelt wurden. „Die Schließung und Abwicklung des Vereins sowie Rückabwicklung der Spenden sind natürlich Szenarien, die der Vorstand nicht ausschließt.“ Eine Mitgliederversammlung im März soll über diese Punkte befinden.
In dem Schreiben, das der Verein am Donnerstagabend an unsere Zeitung geschickt hat, wird die Enttäuschung der Wellen-Initiatoren deutlich. Das Nein des Stadtrats sei „aus Sicht des Vereins eine verpasste Chance“ für Wolfratshauasen. Von der neuerlichen Preissteigerung war der Verein nach eigenen Angaben „entsetzt“. Die Entwicklung sei zu spät bekannt geworden, „um noch gegensteuern oder etwas im Sinne einer alternativen Lösung unternehmen zu können“. Das neuerliche Angebot von Markus Aufleger könnte womöglich eine solche Lösung sein.
Bürgermeister reagiert auf Kritik von Wellenkonstrukteur: „Unterstütze sie seit acht Jahren“
Der Geschäftsführer der Firma „Dreamwave“ legt Wert auf die Feststellung, dass er dem Bürgermeister die kostengünstigere Option bereits eine Woche vor der jüngsten Stadtratssitzung am 15. Februar vorgestellt habe. Der Rathauschef bestätigt gegenüber unserer Zeitung, dass diese Mail am 7. Februar bei ihm eingegangen sei. Zu diesem Zeitpunkt seien allerdings die Sitzungsunterlagen für den 15. Februar bereits an die Räte verschickt gewesen. Er („Ich unterstütze die Surfwelle seit acht Jahren“) habe die Mail von Aufleger nicht mehr an die Stadträte weitergeleitet, weil: „Das hätte für Verwirrung gesorgt.“ Außerdem habe es kein „belastbares Angebot“ für die sogenannte Single Ramp gegeben, sondern nur die Option, die Planung auf neue Füße zu stellen zu können, sowie den Vorschlag Auflegers, ein preisgünstigeres Angebot zu erarbeiten.
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Wie gehts weiter mit dem Surfwellen-Projekt in Wolfratshausen?
Trotz des einstimmigen Beschlusses, das Projekt nicht fortzusetzen, bleibt der Rathauschef offen für Gespräche. Allerdings sei jetzt der Surferverein am Zug: „Wenn der bereit ist, das mitzutragen, dann setze ich das Thema wieder auf die Tagesordnung des Stadtrats.“ Angesichts der jüngsten Preissteigerung hatte der Verein erklärt, die 144 000 Euro Mehrkosten nicht stemmen zu können.
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