Tiny-House-Verein löst sich auf - ihren Traum verfolgen sie weiter

Der Tiny-House-Verein „einfach gemeinsam leben“ gibt offiziell auf: Den Verein gibt es nicht mehr. Aktivist Thorsten Thane gibt seinen Traum aber nicht auf.
Wolfratshausen – Der Verein „Einfach gemeinsam leben“ hat sich aufgelöst. Sein Hauptziel war es, ein Tiny-House-Dorf im Landkreis zu gründen. Das scheiterte. „Das Thema ist für den harten Kern unserer Mitglieder nicht abgehakt. Aber wir hatten einfach nicht mehr genügend Ehrenamtliche, die bereit waren, Aufgaben im Verein zu übernehmen“, erklärt der ehemalige Vorsitzende Thorsten Thane, warum nach gut vier Jahren Schluss ist. Die Entscheidung fiel in der jüngsten Mitgliederversammlung. Zuletzt gehörten 54 Frauen und Männer dem Verein an. Im vergangenen Jahr waren 20 ausgetreten.
Tiny-House-Verein löst sich auf - ihren Traum verfolgen sie weiter
Ein Rückblick: 2019 bot ein Privatmann Thorsten Thane ein Grundstück in der Geltinger Ziegelei an, auf dem dieser – damals in Waldram zu Hause – eine Siedlung von etwa sieben winzigen Häuschen – Tiny Houses – errichten wollte. Er und seine Mitstreiter wollten „einfach gemeinsam leben“, wie der Vereinsname sagt.
Sie hatten vor, sich Dinge wie ein Auto oder eine Waschmaschine zu teilen, selber Obst und Gemüse anzubauen und sich gegenseitig zu helfen. Doch der Geretsrieder Stadtrat stimmte wie berichtet gegen das Experiment, weil das Baurecht dagegen sprach. Auch ein partizipatives Bürgerprojekt im Garten des Klein-Anwesens an der Bahnhofstraße in Wolfratshausen fand keine Zustimmung im Stadtrat der Loisachstadt.
Aktivist für Tiny Houses: Thorsten Thane habe Fußabdrücke in der Politik hinterlassen
Die Enttäuschung im Verein war groß. Thane selbst verkaufte seinen umgebauten 25 Quadratmeter großen Zirkuswagen, mit dem er gerne in ein Tiny-House-Dorf gezogen wäre, 2021 an einen Öko-Bauernhof. Er dient dort als Guest-House für Urlauber. Aktuell lebt der 51-Jährige in einer Wohngemeinschaft in einem alten Hof in Gelting.
„Auch wenn wir nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, erreichen konnten, ist uns doch einiges gelungen“, bilanzierte er bei der Vereinsauflösung. Er und seine Vereinskolleginnen und -kollegen hätten das Thema „Tiny Living“ einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. Außerdem – darauf ist der Regisseur und TV-Produzent stolz – habe der Verein in der Politik seinen Fußabdruck hinterlassen.
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So hat die Bayerische Architektenkammer im vergangenen Jahr einen Antrag auf Schaffung einer neuen Gebäudeklasse „E“ für „experimentell“ oder „einfach“ in den Bayerischen Landtag eingebracht. Die Schaffung einer eigenständigen Gebäudeklassifizierung für mobile Kleinwohnformen war seit Vereinsgründung eine wichtige Forderung. Thane: „Wir haben da maßgeblich mit angeschoben.
Tiny-House-Aktivisten waren als Träumer oder Hippies verschrien - jetzt gibt es erste Siedlungen
Lange Zeit habe man die „Kleinhäusler“ als Träumer oder Hippies abgetan. Vor drei Jahren gründete sich ein deutschlandweiter Tiny-House-Verband, in dem sich Vereine wie der Wolfratshauser, Architekten und Hersteller zusammenschlossen. Inzwischen gibt es sogar einige Tiny-House-Siedlungen, unter anderem in Unterammergau. Diese Anlagen mit ihren einheitlichen Häuschen seien jedoch nicht das, was er sich vorstelle, bemerkt Thane dazu. „Quadratisch, praktisch, gut“ sähen die Blöcke aus. Es fehle ihnen an Charme und Individualität.
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Das Herz des Vereinsgründers schlägt also immer noch für die Sache – das einfache Leben in bescheidenen, eigenen vier Wänden, umgeben von Gleichgesinnten, die eine schöne Gemeinschaft bilden. Aufgegeben hat der Vater einer Tochter diesen Traum noch nicht: „Ich halte Augen und Ohren offen. Vielleicht ergibt sich eines Tages eine Chance.“