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Alfred Fraas’ Idee von einer Tunnel-Umfahrung für Wolfratshausen ist nicht neu – aber eine Überlegung wert.
am Donnerstag während einer Diskussionsveranstaltung seiner Partei seinen Entwurf samt eindrucksvoller Grafik einer Doppelröhre der Öffentlichkeit präsentiert (wir berichteten). CSU Fraktionschef Günter Eibl glaubt gar, dass ein Tunnel die letzte Chance für die zwischen Bergwald und Isar eingekeilte und vom Verkehrsinfarkt bedrohte Stadt sei – und etwas, für das „uns kommende Generationen dankbar sein“ würden.
– Eine unterirdisch geführte Umgehungsstraße könnte die Wolfratshauser Verkehrsprobleme lösen. Diese Ansicht vertritt zumindest Alfred Der CSU-Stadtrat hatteDas mag sein. Was Fraas’ Entwurf aber nicht ist: neu – zumindest in seiner Grundsätzlichkeit. Bereits im Jahr 2001 hatte der renommierte Verkehrsplaner Prof. Dr.-Ing. Harald Kurzak ein Verkehrskonzept für Wolfratshausen entwickelt, das drei Vorschläge beinhaltete: neben einer Westumgehung eben auch zwei Tunnellösungen, jeweils beginnend von der Einmündung des Autobahnzubringers auf die B 11. Die kurze Variante sollte östlich des Märchenwalds wieder ans Tageslicht kommen, die längere bei der Straßenmeisterei. Insofern ist der jetzige Vorstoß der CSU nicht so spektakulär, wie sie ihn verkauft.
Was Fraas’ Idee von der Professor Kurzaks unterscheidet, erläutert Susanne Leonhard. Der von den Christsozialen vorgeschlagene Tunnel „würde auch noch unter der Pupplinger Au und der Isar hindurchführen und erst an der Staatsstraße 2070 enden. Er wäre also länger.“ Zudem sei 2001 nur eine Einzelröhre in der Diskussion gestanden, erinnert sich die Leiterin der Abteilung Planung und Bauen im Wolfratshauser Rathaus. Dies wäre wohl heute gar nicht mehr zulässig. „Die Sicherheitsvorschriften im Tunnelbau haben sich seitdem deutlich verschärft.“
Warum der Vorschlag Kurzaks einst nicht weiterverfolgt wurde, das weiß Leonhard noch genau. „Wenn ein Projekt dieser Größenordnung nur annähernd eine Chance haben will, muss es einen Nutzen-Kosten-Faktor von etwa mindestens drei haben. Davon waren wir damals weit entfernt.“ Dies hatte Planer Kurzak selbst in seinem Konzept befürchtet: „Für die beiden Tunnelvarianten liegen die Kosten mit über 100 Millionen Mark in einer Größenordnung, die einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor nach dem standardisierten Bewertungsverfahren fraglich erscheinen lassen“, schrieb der Ingenieur. „Damit wäre auch die Realisierbarkeit infrage gestellt.“ Alfred Fraas geht in seinem aktuellen Entwurf von Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro aus.
Bürgermeister: In Sachen Verkehr „geteilter Meinung“
Und wie sieht Klaus Heilinglechner das Vorpreschen seines Stadtratskollegen? Grundsätzlich gebe es in der Diskussion um die künftige Steuerung des Verkehrs durch die Stadt „immer geteilte Meinungen“, stellt der Bürgermeister fest. „Die einen sagen, ein Tunnel sei illusorisch. Die anderen meinen, man dürfe diese Möglichkeit nicht abtun.“ Er selbst hält den Vorschlag von Fraas „für überlegenswert und diskutabel“, hätte sich aber gewünscht, „dass man darüber zunächst einmal intern spricht, bevor man damit gleich an die Öffentlichkeit geht“.
Damit nicht genug: Just während des Telefonats mit unserer Zeitung muss Heilinglechner in einer E-Mail von Fraas an ihn lesen, dass der CSU-Stadtrat seine Pläne mittlerweile dem Staatlichen Bauamt in Weilheim übermittelt habe und mit der Behörde in dieser Sache angeblich schon seit März 2015 in Kontakt stehe. „Nun gut“, sagt der Rathauschef, „Herr Fraas ist diesen Weg gegangen. Jetzt müssen wir sehen, was die Behörden dazu sagen.“ Heilinglechner selbst wird in Bälde zum Antrittsbesuch beim neuen Amtsleiter Uwe Fritsch nach Weilheim fahren. „Bei dieser Gelegenheit werde ich das Thema Tunnel sicher auch ansprechen.“