Künstliche Surfwelle kommt - Großes „Hurra“, aber auch Warnung vor „Augenwischerei“

Am Dienstag stimmte der Wolfratshauser Stadtrat endgültig über das Surfwellen-Projekt in Weidach ab. Die Entscheidung fiel deutlich aus.
Update 21.40 Uhr: Die Flößerstadt bekommt eine künstliche Surfwelle. Diese Entscheidung hat am Dienstagabend der Stadtrat mit 20 zu drei Stimmen gefällt. Nach derzeitiger Schätzung kostet das Projekt knapp 800.000 Euro. Die Stadt legt maximal 400.000 Euro auf den Tisch und zahlt darüber hinaus 5000 Euro Betriebskostenzuschuss pro Jahr. 335.000 Euro sind der Kommune aus dem EU-Förderprogramm „Leader“ versprochen, rund 60.000 Euro Spenden hat der Verein „Surfing Wolfratshausen“ gesammelt. Aber: Laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sind von besagten 400.000 Euro aus dem Stadtsäckel bereits 159.000 Euro für juristische Beratungen sowie Planungen ausgegeben worden.
Der Stadtrat sah am Dienstag die Bedingungen erfüllt, die das Gremium dem Verein „Surfing Wolfratshausen“ im Februar diktiert hatte. Da sind zum einen 60.000 Euro Spendengeld, vor allem aber sind es sämtliche Verträge, die der Stadtrat „unterschriftsreif“ sehen wollte. Unter anderem mit dem Betreiber des Stromkraftwerks in Weidach. Wie berichtet waren alle Dokumente den Räten bereits in einer nicht öffentlichen Sitzung am 3. Juni vom Rechtsanwalt der Kommune vorgestellt worden.
„Es war ein sehr komplexes Verfahren“ mit „zahlreichen Verhandlungsrunden“, bilanzierte Rathauschef Heilinglechner. Nur dem „starken Willen aller Beteiligten“ – die Politik, die Verwaltung, der Verein „Surfing Wolfratshausen“ und nicht zuletzt der Kraftwerksbetreiber – sei es zu verdanken, dass das Vorhaben nicht bereits vor Monaten beerdigt werden musste. Das Ja zur Welle „ist eine gute Entscheidung für die Stadt Wolfratshausen“.
Anderer Meinung war Gerlinde Berchtold (SPD). Sie habe „Hochachtung“ vor dem Engagement des Vereins und der Stadtverwaltung – doch es sei „Augenwischerei“ zu glauben, dass 400.000 Euro Zuschuss von der Kommune reichen werden. Die Kostensteigerungen bei den laufenden Projekten Eisstadion und interkommunales Hallenbad in Geretsried zeigten, dass bei der Surfwelle nicht „ehrlich“ gerechnet würde. Bei knapp 800.000 Investitionsvolumen abzüglich Zuschuss, „Leader“-Mittel und Spenden bliebe unterm Strich nur ein Puffer von zirka 5000 Euro. Das reiche nie und nimmer, um die Angebote zu bezahlen, die die potenziellen Auftragnehmer in puncto Surfwelle abgeben würden.
Dr. Manfred Fleischer (CSU) stieß ins selbe Horn. Er prognostizierte, dass die Deckelung des städtischen Zuschusses zeitnah wieder debattiert werde. Zudem hielten sich die Jubelstürme in der Bevölkerung – anders, als „bezahlte“ Leserbriefschreiber den Eindruck erwecken wollten – „in Grenzen“.
„Klare Ansage von uns: Mehr Geld wird’s nicht geben“, sagte CSU-Fraktionschef Günther Eibl. Sollte in Weidach im schlimmsten Fall „eine Bauruine stehen“, dann hätten das diejenigen zu verantworten, auf deren Kostenkalkulation man sich verlassen habe. Auch Grünen-Sprecher Dr. Hans Schmidt bereiten die Kosten noch Sorgen – „doch seien wir optimistisch“.
Tatsächlich ist es so, dass die Kostenberechnung mit einer 20-prozentigen Toleranz betrachtet werden muss. „20 Prozent mehr oder weniger sind möglich“, sagte Vize-Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). Renate Tilke (CSU) wollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. 23 Jahre sei sie Stadträtin, „und mein Gott, was haben wir denn schon alles rausgeschmissen“. Die Surfwelle sei „eine Chance für Wolfratshausen“, im Falle des Falles werde sie eine vertretbare Kostenmehrung mittragen.
Viel sei über Verträge und Kosten gesprochen worden, meinte SPD-Fraktionschef Fritz Meixner. Er wies auf drei in seinen Augen nicht minder wichtige Aspekte hin: Die Belebung der Stadt, die er sich von der Welle erhofft, die Bürgerbeteiligung, die hinter dem Projekt steckt, und „die Kinder- und Jugendförderung“. Nicht zuletzt ist Meixner davon überzeugt, dass sich künftig mehr junge Menschen mit Wolfratshausen, der Flößerstadt mit Surfwelle, identifizieren werden. Läuft das weitere Verfahren reibungslos, geht Bürgermeister Heilinglechner davon aus, dass die Surfwelle „in den Wintermonaten 2019/20 gebaut wird“.
Stefanie Kastner, Vorsitzende des Vereins „Surfing Wolfratshausen“, kommentierte das klare Votum des Stadtrats nach der Sitzung gegenüber unserer Zeitung mit den Worten: „Erstens: Hurra! Zweitens: Wir sind uns der Verantwortung, die diese Entscheidung für uns bedeutet, wohl bewusst. Wir werden weiter hart für die Welle arbeiten.“
Surfwelle: Klare Mehrheit im Wolfratshauser Stadtrat
Update, 19.10 Uhr: Reaktion von Stefanie Kastner, Vorsitzende des Vereins „Surfing Wolfratshausen“, unmittelbar nach dem Votum für die Surfwelle: „Erstens: Hurra! Zweitens: Wir sind uns der Verantwortung, die diese Entscheidung für uns bedeutet, wohl bewusst. Wir werden weiter hart für die Welle arbeiten.“
Update, 18.50 Uhr: Die Flößerstadt bekommt eine künstliche Surfwelle - das Votum fiel eindeutig aus. Diese Entscheidung hat soeben der Wolfratshauser Stadtrat mit 20 zu drei Stimmen gefällt. Die Entscheidung des Rates wurde von den Befürwortern der Surfwelle auf der Besucherempore im Sitzungssaal mit Beifall und sogar Gejohle quittiert.
Entscheidung über die Surfwelle Besucherempore im Wolfratshauser Stadtrat gut gefüllt
Update, 18.05 Uhr: Mit Spannung wird die Stadtratssitzung erwartet. Die Zuschauertribüne in Wolfratshausen ist gut gefüllt.

Update, Dienstag, 16.36 Uhr: Heute Abend sollen im Wolfratshauser Stadtrat die Würfel fallen. Wird in der Loisach im Stadtteil Weidach eine künstliche Surfwelle gebaut? Mit Blick auf die Kosten sieht die aktuelle Ausgangslage so aus: Das Projekt schlägt nach derzeitiger Schätzung unterm Strich mit 800 000 Euro zu Buche. Sagt der Stadtrat Ja zu dem Vorhaben, legt die Flößerstadt - wie bereits im Februar beschlossen - maximal 400 000 Euro auf den Tisch und zahlt darüber hinaus 15 Jahre lang 5000 Euro Betriebskostenzuschuss jährlich. Weitere 335 000 Euro sind der Kommune aus dem EU-Förderprogramm „Leader“ versprochen, 60 000 Euro Spenden hat der Verein „Surfing Wolfratshausen“ in den vergangenen Monaten gesammelt. Aber: Laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sind von besagten 400 000 Euro aus dem Stadtsäckel bereits 110 000 Euro für Beratungen und Planungen ausgegeben worden.
Update, Dienstag, 14.42 Uhr: Heute Abend fällt der Stadtrat die finale Entscheidung über das Schicksal der Wolfratshauser Surfwelle. Wir berichten aktuell aus der Sitzung, die um 18 Uhr im Rathaus beginnt, über das Ergebnis.
Ursprünglicher Ankündigung für die finale Stadtrats-Entscheidung zu Surfwelle in Wolfratshausen:
Wolfratshausen – Es waren arbeitsame Wochen für die Planer des Surfwellen-Projekts. Seit Februar brüten die Beteiligten über Verträgen und Vereinbarungen. Am kommenden Dienstag sollen die Stadträte wie berichtet über diese Papiere abstimmen – und haben in einer nichtöffentlichen Sondersitzung bereits positive Signale ausgesendet. Das verkündete Bürgermeister Klaus Heilinglechner auf einer Pressekonferenz am Freitagvormittag.
„Hinter der Verwaltung liegt eine intensive Arbeit“, sagte der Rathauschef. Alleine der Vertrag mit dem Betreiber zweier Kraftwerke auf dem Fluss wurde elf Mal geändert, bevor beide Parteien ihn für unterschriftsreif hielten. Die Vorbereitungen für das Bauwerk seien „ein enorm komplexer Vorgang“.
Stimmen Sie mit ab - Braucht Wolfratshausen eine Surfwelle?
Das zeigte sich mehrmals in den vergangenen Jahren. Seit 2013 gibt es die Überlegung, die Sportanlage zu errichten – und mehr als einmal stand die Welle vor dem Aus. Im Februar knüpfte der Stadtrat seine Zustimmung an mehrere Bedingungen. Dazu zählten unterschriftsreife Verträge mit dem Kraftwerksbetreiber, dem Verein Surfing Wolfratshausen, der die Welle betreiben will, dem Freistaat Bayern als Grundeigentümer und ein Versicherungsvertrag für eine Haftpflichtversicherung der Betreiber.
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„Der Stadtrat hat diese Anfang Juni vorgelegt bekommen“, sagt Heilinglechner. Das Gremium verlangte nur wenige Änderungen, „die wir eingearbeitet haben“. Die Öffentlichkeit bekommt die Papiere erstmals in der Stadtratssitzung am Dienstag zu Gesicht. Dann muss der Rat abstimmen, ob er mit den Unterlagen einverstanden ist – und das Projekt eine Zukunft hat oder nicht. Ein Aufschub oder weitere Bedenkzeit kommen dem Ende der Welle gleich, denn das Vertragswerk muss noch vor September mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim abgestimmt werden. Geschieht das nicht rechtzeitig, verfällt die zugesagte Leader-Förderung für die Welle in Höhe von rund 350.000 Euro.
Heilinglechner ist optimistisch: „Seit der Besprechung kamen keine Fragen mehr auf. Ich rechne damit, dass es so bleibt.“ Er hob mehrfach „das extreme Engagement“ des Vereins hervor. „Die Ehrenamtlichen haben bewiesen, dass das Projekt keine Luftnummer für sie ist.“ Der Verein habe sich bereit erklärt, sich neben dem Wellen-Betrieb für vorerst 15 Jahre auch in der Förderung der Jugendarbeit der Kommune einzubringen. Sollten die Zuschüsse der Leader-Förderung und der Stadt – der Stadtrat hat seine Beteiligung auf 400.000 Euro fixiert – für den Bau der Welle nicht ausreichen, wolle der Verein finanziell einspringen.
Dominik Stallein