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Der Geruch von gekochten Kartoffeln: Bella Rubin erinnert sich an ihre Kindheit im Lager Föhrenwald

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Von: Peter Herrmann

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Bella Rubin, eines der ersten Kinder im DP-Lager Föhrenwald.
Zeitzeugin: Bella Rubin erblickte als eines der ersten Kinder im DP-Lager Föhrenwald das Licht der Welt. Im Rahmen einer Filmvorführung erinnerte sie sich an ihre Kindheit. © Peter Herrmann

Bella Rubin, geboren am 21. Dezember 1945, war eines der ersten Föhrenwald-Kinder. Jetzt reiste sie von Israel nach Waldram, um ihre Erinnerungen zu teilen.

Waldram – „Föhrenwald ist eine meiner drei Heimaten“, erklärte Bella Rubin im Gespräch mit Badehaus-Beirätin Elisabeth Voigt. Ihre Eltern Abraham und Taube Dzielcowski nahmen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den beschwerlichen Weg vom damaligen Ostpolen und heutigen Weißrussland auf sich, um nach Oberbayern zu gelangen. Mit ihnen wanderten auch einige Partisanen aus, die bis zum Ende der deutschen Besatzung 1944 durch militärischen Widerstand mehr als 1200 Menschen das Leben retteten.

Die Familiengeschichte wurde verfilmt - mit Daniel Craig

Bella Rubin ist die Nichte der berühmten Bielski-Brüder. Deren Geschichte verfilmte Edward Zwick mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig in der Hauptrolle. Den bereits 2008 veröffentlichten Film „Unbeugsam“ sahen 100 Besucher im voll besetzten Badehaus. „Es gibt auch andere Wege als militärischen Widerstand, aber meine Onkel hatten keine andere Wahl“, sagte Rubin unter dem Eindruck des Films.

Es sind wenige, aber glückliche Erinnerungen

In den Wäldern und Sumpfgebieten bauten Tuvia, Zus und Assael Bielski damals ein geheimes Lager auf, dem sich immer mehr Verfolgte aus umliegenden Ghettos, Dörfern und Verstecken anschlossen. Dazu gehörten auch Rubins Eltern, die später drei Jahre lang mit Bella eine Zweizimmerwohnung in der damaligen Florida Street – heute Gebsattelstraße in Waldram – bezogen. „Da ich noch sehr klein war, habe ich nur wenige, aber glückliche Erinnerungen an diese Zeit“, erklärte Bella Rubin auf Englisch. Neben dem Geruch gekochter Kartoffeln beschrieb sie Kinderspiele im verschneiten Winterwald.

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Dank der finanziellen Unterstützung ihres Onkels Walter Bell wanderte die Familie schließlich im Februar 1949 in die USA aus. 1972 heiratete Bella ihren Mann Abram, der für das israelische Konsulat in New York arbeitete. Mit ihm emigrierte sie drei Jahre später nach Israel. Heute lebt die Mutter von zwei Söhnen in Tel Aviv und arbeitet an Projekten der Holocaust Studie. „Es ist ein großes Zeichen der Verbundenheit mit dem Badehaus, dass Bella Rubin ihre Familiengeschichte mit uns geteilt hat und sie extra aus Israel für diesen Abend angereist ist“, freute sich Badehaus-Vorsitzende Dr. Sibylle Krafft. Rubin versprach wiederzukommen und lud die Mitglieder des Badehaus-Vereins zu einem Gegenbesuch nach Israel ein.

Info:
Ein Beitrag zu Bella Rubins Geschichte steht im Buch „LebensBilder – Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald“. Es ist für 24,90 Euro im Buchhandel erhältlich und kann auch über die Website erinnerungsort-badehaus.de bestellt werden.

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