„Es ist zehn nach zwölf“: Unternehmer fordern Lockerungen der Corona-Maßnahmen

In der Loisachhalle formierte sich am Samstag Widerstand gegen die von der Regierung verordneten Lockdown-Maßnahmen. Rechtsanwalt Dr. Josef Hingerl hatte zu der Veranstaltung eingeladen.
Wolfratshausen – Rund 50 Besucher folgten am Samstagnachmittag einer Einladung von Dr. Josef Hingerl zu einer Informationsveranstaltung in die Loisachhalle. Der Rechtsanwalt legte sich bereits mit Polizei und Landratsamt an, indem er unerlaubt den von ihm betriebenen Golfplatz Bergkramerhof öffnete (wir berichteten). Nun rief er gemeinsam mit anderen Rednern zum Widerstand gegen die von der Regierung verordneten Lockdown-Maßnahmen auf.
„Obwohl die Politik alles versucht, um durch Ankündigung finanzieller Unterstützungsmaßnahmen unser gesellschaftliches und wirtschaftliches System zu stützen, ist es sicher schon zehn nach zwölf“, so Hingerl. Er bekannte sich zu den im Grundgesetz verankerten Freiheitsrechten, die laut seiner Einschätzung nach der Verhängung des ersten Lockdowns massiv beschnitten wurden. „Ich bin der Meinung, dass die meisten Maßnahmen nicht gerechtfertigt sind“, erklärte der Jurist. Er forderte die Rückgabe der persönlichen Freiheit sowie die Eigenverantwortung der Unternehmer im Umgang mit gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken. Die Reduzierung der momentanen staatlichen Regulierung wäre für ihn gleichbedeutend mit der von ihm bevorzugten Rückkehr zur freien sozialen Marktwirtschaft. „Alle Betriebe müssen umgehend wieder eröffnet werden“, forderte Hingerl.
Mittelständler: „Wir müssen noch viel mehr werden“
Reinhold Krämmel, scheidender Chef des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen, sieht das genauso. „Das politische Handeln unserer Regierung ist von ausufernder Bürokratie geprägt“, kritisierte er. Als Belege für das staatliche Versagen nannte er unter anderem die „nutzlose Corona-App“, den Maskenkorruptionsskandal, den unzureichenden Einkauf von Impfstoffen sowie eine mangelnde Digitalisierung.

Markus Dettendorfer aus Söchtenau (Landkreis Rosenheim) will diese Missstände nicht mehr hinnehmen. Im Februar 2021 formierte er eine mittelständische Protestbewegung, der sich mittlerweile über 2000 Unternehmer angeschlossen haben. „Wir müssen noch viel mehr werden“, forderte er. Dettendorfer riet von offenen Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel oder den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ab. „Das kostet nur unnötig Energie und Sauerstoff: Wir müssen mehr Druck von unten nach oben ausüben.“
In einer abschließenden Diskussionsrunde der rund anderthalbstündigen Veranstaltung versuchten einige angereiste Verschwörungstheoretiker und Gegner des Mobilfunkstandards 5G ihre Thesen zu verbreiten. Es blieb der einzige Aufreger an einem Nachmittag, an dem Vertreter des Mittelstands und Selbstständige ihre Forderungen „ohne Maulkorb“ formulieren durften.
ph