1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Wolfratshausen

„Das ist ein Erlebnis“: Stadt bietet gratis Rikscha-Fahrten zum Einkaufen an

Erstellt:

Kommentare

„Das ist ein Erlebnis“: Stadt bietet gratis Rikscha-Fahrten zum Einkaufen an
Die gute Laune fährt mit: In der Flößerstadt drehen bis Ende Mai fünf Rikschas ihre Runden, die ihre Passagiere kostenlos zum Einkaufen fahren. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Stadt Wolfratshausen reagiert auf die Sperrung des Floßkanals: An fünf Haltestellen kann man derzeit gratis mit der Rikscha zum Einkaufen fahren - eine Testfahrt.

Wolfratshausen – Seit rund einer Woche sieht man sie im Stadtbild: Mit kostenlosen Rikscha-Fahrten will die Kommune, unterstützt vom Werbekreis, den Bürgern und Gewerbetreibenden die Vollsperrung der Straße Am Floßkanal erträglicher machen. Die fünf weißen, dreirädrigen Gefährte der Firma Lederhosenexpress drehen seit Dienstag ihre Runden durch die Flößerstadt. Unsere Zeitung hat eine Testfahrt unternommen.

Kostenlose Rikscha-Fahrten in Wolfratshausen

Seit etwas mehr als zehn Minuten steht Rikscha-Lenkerin Silvia Lastra am Parkplatz vor der Kreisklinik am Moosbauerweg. Noch hat sie keinen Kunden, der im überdachten Zweisitzer Platz nehmen möchte, aber von ihr und ihrem Dreirad wird zumindest Notiz genommen. Lastra erklärt geduldig, was sie tut und verteilt Flyer an die Interessierten: „Einkaufen trotz Baustelle“ ist auf den Broschüren zu lesen. Und: „Alle Geschäfte sind gut erreichbar.“

Die Stadt rühre die Werbetrommel für den Gratis-Shuttle-Service, erklärt Lastra: „Wir haben fünf Haltestellen, an denen immer ein Fahrer steht.“ Natürlich nur, wenn er gerade nicht im Einsatz ist, versteht sich. Wer sich wie der Autor dieser Zeilen an der Klinik in die Passagier-Kabine der Rikscha setzt, kann sich aussuchen, zu welchem der anderen vier Haltepunkte die Reise gehen soll. „Wir müssen aber nicht exakt an diese Stationen Fahren“, sagt Lastra, während sie langsam anfängt, in die Pedale zu treten. Es sei „kein Problem“, wenn der Fahrgast ein individuelles Ziel angebe.

Es gibt fünf Haltestellen

Für Silvia Lastra ist es eine der ersten Fahrten des Tages. Es ist kurz nach 11 Uhr, seit 9.30 Uhr ist sie im Dienst. „Ich glaube, mittags und am Nachmittag ist die beste Zeit für uns.“ Sie steckt ihr Handy, aus dem 1970er-Jahre-Rock schallt, an den Gürtel und die Testfahrt zum Grünen Markt auf dem Loisachhallenparkplatz beginnt. Es ist eine Kurzstrecke, die Route über den Busbahnhof (für Fahrräder und Rikschas gilt das Durchfahrverbot nicht) und die Bahnhofsstraße ist kaum länger als ein Kilometer. 

Wer allerdings mit dem Pkw von der Klinik zur Loisachhalle fahren möchte, muss dieser Tage Zeit mitbringen: Wegen der Baustelle an der Sauerlacher Straße/Floßkanal führt die Umleitung über den Ortsteil Weidach zur B11, weiter zum Reiser-Eck und schließlich auf den Parkplatz am Ostufer der Loisach. Vor allem in sozialen Netzwerken hagelt’s Beschwerden: Zu viel Verkehr in Weidach, zu lange Staus und damit verbundene Wartezeiten.

Rikscha-Passagiere reisen entspannt

Rikscha-Passagiere reisen dagegen entspannt. „Man ist ständig draußen, bei gutem Wetter macht das richtig Spaß“, ruft Lastra bei voller Fahrt. „Das ist ein Erlebnis.“ Nach nur wenigen Minuten steuert sie den Parkplatz vor dem Musentempel an und stoppt die Rikscha. „Hier ist mehr los als vor der Klinik“, stellt sie fest. An den anderen Haltestellen – am Marienplatz, dem Hatzplatz und am Bahnhof – sei die Kundenfrequenz ebenfalls höher. Im Schatten der Loisachhalle bleibt kaum Zeit für ein Gespräch, weil eine junge Frau den Rikscha-Service ausprobieren möchte. Bitte einsteigen – und los geht’s.

Fünfzehn Minuten später: Nach einem kurzen Einkaufsbummel über den Grünen Markt wartet Rikscha-Fahrer Rene Mayr schon auf seinem Radl sitzend auf den Mitarbeiter unserer Zeitung. Seit fünf Jahren arbeitet der Student neben seinem Studium als selbstständiger Rikscha-Fahrer. Vor allem in der Landeshauptstadt München ist er viel unterwegs, „da gehören die Rikschas schon zum Straßenbild.“

Kleine Attraktion in Wolfratshausen

In Wolfratshausen seien die auffälligen Fahrradtaxis dagegen eine kleine Attraktion. „Viele Leute, vor allem Familien mit Kindern, probieren das Angebot gerne aus“, berichtet Mayr. Ansonsten seien vor allem Einkaufsfahrten mit älteren Wolfratshausern in den vergangenen Tagen sein Tagesgeschäft gewesen. Kurz bevor Mayr den Parkplatz an der Loisachhalle angesteuert hatte, „habe ich einen älteren Herren zu seinem Wochenend-Einkauf gefahren und danach nach Hause gebracht“. Der Wolfratshauser nutzte die telefonische Rikscha-Bestellung, die vom Lederhosenexpress und der Stadt angeboten wird.

Bislang ist Student Mayr mit seinem Tagespensum zufrieden, einige Fahrten hat er in der zweistündigen Schicht schon hinter sich gebracht. Konkrete Zahlen verrät er nicht. „Manchmal wartet man an einer Station schon mal 20 Minuten“, sagt er, „und dann gibt es Momente, wo man kaum geparkt hat und schon steigen die nächsten Kunden ein“. Die Wolfratshauser seien neugierig: „Normalerweise dauert es mindestens eine Woche, bis so ein Angebot wirklich angenommen wird“, weiß der junge Mann aus Erfahrung.

Rikscha: Gute Alternative zum Auto

Er rechnet damit, dass er und seine Kollegen in den kommenden Wochen – geplant ist der Service vorerst bis Ende dieses Monats – noch reichlich Passagiere zum Einkaufen kutschieren. In seinen Augen ist die Rikscha eine gute Alternative zum Auto: „Gerade jetzt, wo man viel über Klimaschutz spricht, passt dieses Angebot doch super in die Zeit.“ Vom Fahrradsattel aus hat der Münchner beobachtet, „dass für die Größe der Stadt wirklich viele Autos auf den Wolfratshauser Straßen unterwegs sind“. Mit den Dreirad-Taxis biete sich „eine umweltfreundlichere und erlebnisreichere Variante“ an.

Mayer drückt noch mal aufs Tempo, es geht zurück zur Kreisklinik. Unterwegs begegnen wir Silvia Lastra, die gerade die Testfahrt mit der jungen Wolfratshauserin beendet. Die ist begeistert: „Das war lustig, das hat wirklich Spaß gemacht.“ Gut möglich, das der Leserhosenexpress eine neue Stammkundin gewonnen hat.

Rikscha-Service

Unter der Rufnummer 01 52/37 81 48 22 kann man das Gratis-Taxi via Anruf oder WhatsApp-Nachricht ordern. Die Rikschas findet man am Parkplatz der Kreisklinik, dem S-Bahnhof, an der Loisachhalle, am Marienplatz in der Altstadt sowie am Hatzplatz. Von 9.30 bis 17.30 Uhr verkehren die Räder, samstags ist um 15 Uhr Feierabend.

dst

Nach wochenlanger Corona-Zwangspause fanden in Wolfratshausen am Wochenende zum ersten Mal wieder Gottesdienste statt. Unsere Zeitung war mit dabei.

Auch interessant

Kommentare