Liberale positionieren sich gegen Söder und die CSU

Aus gesundheitlichen Gründen hatte der ehemalige FDP-Kreisvorsitzende Dr. Klaus Andrae bereits im November des vergangenen Jahres sein Amt an Fritz Haugg übergeben. Letzterem sprachen die stimmberechtigten Mitglieder in der Kreisversammlung in der Gaststätte Flößerei erneut ihr Vertrauen aus. Den Landtagskandidaten unterstützen sein Stellvertreter Dr. Patrick Lechner, Schatzmeister Christian Bertl sowie Schriftführer und Medienbeauftragter Torsten Mohr.
Wolfratshausen – „Es ist besser, wenn die CSU nicht alleine regiert“, betonte Haugg in seinem Rechenschaftsbericht. Hoffnung auf eine Koalition mit den Christsozialen machen sich unter anderem die Liberalen. Anlass zur Zuversicht gibt der Partei vor allem das respektable Ergebnis bei den Bundestagswahlen im vergangenen Herbst: Haugg hatte im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen 8,5 Prozent der Stimmen erhalten. Bei den Zweitstimmen landete die FDP in der Wählergunst mit 12,39 Prozent sogar noch vor der SPD auf dem zweiten Platz im Landkreis.
Thomas Ranft, Präsident der Geretsrieder River Rats und Münchner Stadtrat, kritisierte die CSU vor allem im Hinblick auf das neue Polizeiaufgabengesetz (PAG) scharf. „Der Staat sollte dazu da sein, unsere Freiheitsrechte zu schützen und nicht sie abzuschaffen.“ Dementsprechend gab FDP-Bezirksvorsitzender Axel Schmidt die Parole aus, dass sich die Liberalen zur „gestaltenden Kraft im neuen Sechs-Parteien-Parlament“ entwickeln sollen.
Zu tun gäbe es laut dem ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten Martin Zeil genug. Neben der Digitalisierung gilt sein Hauptaugenmerk vor allem der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und der Gewinnung von Fachkräften. Die ergriffenen Maßnahmen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder hält er für „wenig innovativ“ und „nicht zielführend“. Zeil regte an, Zweckverbände zu unterstützen, um den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben.
Parteikollegin Uschi Lex schnitt ein anderes Thema an. Sie sprach sich dafür aus, mehr Frauen für Handwerksberufe zu gewinnen. Die Landesvorsitzende des Liberalen Mittelstands war am Dienstagabend eine der wenigen Frauen in der Versammlung.
Ohnehin scheint der derzeit 52 Mitglieder zählende Kreisverband eine Männerdomäne zu sein. Dies wurde bei der Wahl der Beisitzer deutlich, bei der das rührige Geretsrieder FDP-Urgestein Ursula Küpfer nach einer Stichwahl und einem Losverfahren dem zumindest im Nordlandkreis eher unbekannten Horst Draudt unterlag. Ihn unterstützen die weiteren Beisitzer Dr. Klaus Andrae, Dr. Friedrich Böbel und Günther Fuhrmann. Die Kasse prüfen weiterhin Dagmar Reuter und Professor Dr. Lothar Bily.
Peter Herrmann