Regierungsbeauftragte für Vertriebene besucht das Badehaus

Sylvia Stierstorfer, Regierungsbeauftragte für Aussiedler und Vertriebene, hat den Erinnerungsort Badehaus besucht - und war sehr beeindruckt.
Waldram – Vor knapp zwei Jahren wurde das Begegnungs- und Dokumentationszentrum im ehemaligen Badehaus am Kolpingplatz eröffnet. Die Reihe der vielen prominenten Besucher setzte am Mittwoch Sylvia Stierstorfer (57) fort. Die CSU-Landtagsabgeordnete zeigte sich in ihrer Funktion als Regierungsbeauftragte für Aussiedler und Vertriebene beeindruckt von den Exponaten sowie der anschaulichen Darstellung der jüngeren deutschen Geschichte. „Was Sie hier geschaffen haben, ist einmalig“, sagte Stierstorfer.
Stierstorfers Großvater musste selbst fliehen
Beim Betreten des Raums der Heimatvertriebenen fühlte sich die gebürtige Regensburgerin unweigerlich an die Flucht ihres aus dem Sudetenland stammenden Großvaters erinnert. „Auch er packte seine Sachen auf einen Leiterwagen, um sich auf den Weg zu machen“, berichtete sie. Dr. Sybille Krafft, Vorsitzende des Vereins Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald, führte die Besucherin – begleitet vom Leiter des Hauses des Deutschen Ostens, Prof. Dr. Andreas Weber, der Dritten Bürgermeisterin Annette Heinloth und Wolfgang Saal von der Siedlungsgemeinschaft Waldram – durch die Ausstellung. Krafft erinnerte an die Entwicklung vom nationalsozialistischen Arbeitslager für die nahe gelegenen Munitionsfabriken im Wolfratshauser Forst zum Camp für jüdische Displaced Persons (DPs) bis hin zur Siedlung für Heimatvertriebene in den 1950er- und 1960er-Jahren. Besonders imponierte Stierstorfer dabei die Integration der ursprünglich aus Mähren stammenden Musikerfamilie Brustmann und die auf einem Schwarz-Weiß-Foto abgebildeten Volkstänze von Waldramer Kindern.
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Auch Dritte Bürgermeisterin Heinloth verbrachte ihre Kindheit in Waldram. „Über die im Badehaus dargestellte Geschichte und den Alltag im Lager Föhrenwald haben wir im Schulunterricht jedoch nichts erfahren“, bedauerte sie. Umso wichtiger sei die Schaffung eines Erinnerungsortes. Saal bat Stierstorfer abschließend darum, dass sie vor allem Jugendlichen und Schulklassen einen Besuch im Badehaus in Waldram empfehlen solle. „Dadurch könnten die Schüler gut an sensible Themen herangeführt werden, bevor sie beispielsweise die KZ-Gedenkstätte in Dachau besuchen“, so Saal.