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Ansturm auf den Kinderhort
Stadt in Sorge: Es fehlen fast 50 Betreuungsplätze
- vonDominik Stalleinschließen
Fast 50 Hortplätze fehlen - und die Zeit bis zum Schuljahresanfang ist knapp. KJFV-Chef Fritz Meixner möchte Lösungen finden. Das Problem ist lange bekannt.
Wolfratshausen – Seit Jahren warnt Fritz Meixner als Chef des Kinder- und Jugendfördervereins davor – nun treten seine Befürchtungen (erneut) ein: Zum kommenden Schuljahr reichen die Kapazitäten in der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern nicht mehr aus. Es fehlen 46 Plätze im Kinderhort. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, die Zeit drängt.
Zumindest in der Mittagsbetreuung reichen die Kapazitäten - der Trend geht zum Hort
Dennoch hatte Meixner zumindest eine gute Nachricht in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur, Jugend, Sport und Soziales: „Wir haben bei den Mittagsbetreuungen kein Problem.“ 214 Kinder werden die Einrichtungen in Weidach, Waldram, Wolfratshausen und im Jugendhaus La Vida im kommenden Schuljahr besuchen – also ein Kind weniger als aktuell.
Der Trend gehe allerdings dahin, „dass die Eltern ihre Kinder nicht mehr in der Mittagsbetreuung, sondern lieber im Hort anmelden“, so Meixner. Das liege mitunter daran, dass die Mittagsbetreuung früher schließt und keine Ferienbetreuung inklusive ist. Der Ansturm auf die Hortplätze ist enorm: 238 Kinder haben für das kommende Schuljahr ihren Bedarf angemeldet. Darunter sind neun mit einem besonderen Förderbedarf. Diese sogenannten „I-Kinder“ belegen formal jeweils drei Plätze. Das bedeutet: 256 Hortplätze werden insgesamt benötigt, aktuell gibt es in der Loisachstadt jedoch nur exakt 210.
Daran gibt es nichts zu rütteln: Wir sind im kommenden Schuljahr gefordert“
„Daran gibt es nichts zu rütteln: Wir sind im kommenden Schuljahr gefordert“, betonte der Geschäftsführer des Kinder- und Jugendfördervereins. Die Gründe für den massiven Anstieg sind zum einen der geburtenstarke Jahrgang, der im September eingeschult wird, zudem verlassen nur wenige Kinder die Betreuungseinrichtungen, weil nur ein Bruchteil, der dort aktuell untergebracht ist, die vierte Klasse besucht.
Das Problem verschärft sich in den nächsten Jahren noch
Der Trend werde sich, da ist sich Meixner ziemlich sicher, auch in den kommenden Jahren weiterhin fortsetzen. Denn die Jahrgänge, die dann schulpflichtig werden, sind noch stärker als der aktuelle – „und der Zuzug ist darin noch gar nicht mit eingerechnet“.
Der absolute Großteil der angemeldeten Kinder ist auf einen Hortplatz angewiesen, weil es die berufliche Situation der Eltern nicht zulasse, nach der Schule, die teilweise bereits um 11.20 Uhr endet, auf das Kind aufzupassen. Das ergab eine Befragung des KJFV.
Der Ausschuss beauftragte den Vereins-Geschäftsführer damit, „in enger Kooperation mit den Schulleitern und der Stadt“ nach kurz- und mittelfristigen Lösungen für die drohende Betreuungskatastrophe zu fahnden. Ein leichtes Unterfangen wird diese Aufgabe nicht: Die ehemalige Landwirtschaftsschule, in der in den vergangenen Jahren 130 Hortplätze entstanden sind „ist voll ausgeschöpft“, so Meixner. Für Baumaßnahmen fehle die Zeit. Doch eine Lösung ist bitternötig: „Die Eltern sitzen auf Kohlen, das ganze System in diesen Familien ist um die Betreuungsmöglichkeit für die Kinder gebaut“, betonte der Geschäftsführer des KJFV. „Es gibt Ideenansätze“, (siehe Interview unten), spruchreif sei davon allerdings noch keine.
Es ist eigentlich keine Überraschung, wir beobachten diesen Trend ja schon lange“
Dem Ausschuss ist die Dringlichkeit der Aufgabe bewusst: „Es brennt, wir müssen jetzt reagieren“, betonte CSU-Stadträtin Susanne Thomas. BVW-Rätin Dr. Ulrike Krischke meinte: „Es ist eigentlich keine Überraschung, wir beobachten diesen Trend ja schon lange.“ Den „guten Betreuungsstand“ wolle sie aufrecht erhalten.
Das Gremium beauftragte Meixner mit 8:1 Stimmen damit, rasch nach Lösungen zu suchen und diese dem Ausschuss zur Abstimmung vorzulegen. Dr. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) stimmte dagegen, weil er sich „schwer damit tut“, den Beschluss „so großzügig zu formulieren“. „Einen Freibrief“ – so widersprach ihm Assunta Tammelleo von den Grünen – „stellen wir mit diesem Beschluss nicht aus“.dst