Stadträtinnen fordern mehr Gleichberechtigung für Frauen – und einen weiteren Straßennamen

Sechs von 25: Die Frauenquote im Wolfratshauser Stadtrat ist niedrig. Die Stadträtinnen fordern mehr Gleichberechtigung für Frauen - und das auch im Stadtbild.
Wolfratshausen – Laut Stadtarchiv gibt es in Wolfratshausen 185 Straßen. Nur eine ist nach einer Frau benannt: der am Hang des Bergwaldes gelegene Kathi-Kobus-Steig. Die sechs Stadträtinnen Susanne Thomas (CSU), Gerlinde Berchtold (SPD) und Dr. Ulrike Krischke (BVW) sowie Assunta Tammelleo, Annette Heinloth und Jennifer Layton (alle Grüne) sehen dies als weiteren Beleg dafür, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch im 21. Jahrhundert noch nicht vollzogen ist.
Noch immer brauchen wir Frauenhäuser und Opferorganisationen“
„Noch immer verdienen Frauen im Schnitt etwa ein Fünftel weniger als Männer, noch immer wird für gleiche Arbeit nicht dasselbe gezahlt, noch immer ist Familien- und Pflegearbeit überwiegend Frauensache, noch immer brauchen wir Frauenhäuser und Opferorganisationen“, zählt Tammelleo weitere Beispiele auf. Dr. Ulrike Krischke und Annette Heinloth führen diese Ungerechtigkeiten auch auf die weiblich Unterrepräsentation in politischen Gremien zurück. Allein im Wolfratshauser Stadtrat stehen 6 Frauen 19 Männern gegenüber. „In Corona-Zeiten sieht es außerdem so aus, als ob die Frauen von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie stärker betroffen sind als Männer“, stellte Krischke fest. So mache sich der aufgrund geschlossener Schulen und Kindergärten erhöhte Betreuungsaufwand vor allem für Mütter bemerkbar.
Kathi Kobus: Eine berühmte Wirtin mit Villa in Wolfratshausen
Und wer war nun Kathi Kobus (1854 - 1929), nach der der steile Weg oberhalb der Beuerberger Straße benannt wurde? Die berühmte Wirtin der Schwabinger Künstlerkneipe „Simplicissimus“ erwarb 1912 eine noch heute gut sichtbare Villa am Bergwald und eröffnete dort das Café „Kathis Ruh“. Für die sechs Stadträtinnen, die am Weltfrauentag den Steig hinunterschlenderten, steht fest: Es gibt in der über 1000-jährigen Geschichte der Stadt noch mehr Frauen, an die zumindest mit einem Straßennamen erinnert werden müsse. PETER HERRMANN