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Wirtschaftsreferent des Stadtrats kündigt an: „Vereine werden Abstriche machen müssen“

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Von: Carl-Christian Eick

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DLRG am Starnberger See
Für den Wachdienst am Starnberger See müssen die DLRG (Foto) und die Wasserwacht regelmäßig trainieren. Um die Zeiten im neuen Geretsrieder Hallenbad finanzieren zu können, haben beide Vereine Zuschüsse bei der Stadt Wolfratshausen beantragt. © DRLG / Archiv

Viele Wolfratshauser Vereine brauchen nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie eine Finanzspritze. Doch Stadtrat Helmut Forster warnt vor zu hohen Erwartungen.

Wolfratshausen – Die geplante Haushaltsklausur des Stadtrats ist wie berichtet geplatzt. Über die Zuschussanträge örtlicher Vereine und Institutionen wird erst im nächsten Jahr entschieden. Der Ortsverband der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen und die Wasserwacht Wolfratshausen nutzen die Zeit für Lobby-Arbeit. Doch nicht alle Stadtratsfraktionen nahmen die Einladung zu einem persönlichen Gespräch wahr.

Wasserwacht Wolfratshausen: Allein 30.000 Euro für Nachwuchstraining

Mit der Inbetriebnahme des interkommunalen Hallenbads in Geretsried bekamen die Wasserretter in der Region die dringend notwendigen Trainingsmöglichkeiten. Allerdings beläuft sich die Nutzungsgebühr fürs neue Bad allein für die rund 80 Kinder und Jugendlichen, die die Wasserwacht betreut, nach Worten des Vorsitzenden Ingo Roeske auf 30 000 Euro pro Jahr. Dasselbe Problem drückt die DRLG. Im Vergleich zum bisherigen Trainingsort, dem Hallenbad in Ascholding (Gemeinde Dietramszell), sei die Nutzungsgebühr für das Geretsrieder Hallenbad etwa dreimal so hoch, hat DLRG-Chef Robert Klingel ausgerechnet.

Beide Vereine haben vor diesem Hintergrund einen finanzielle Förderung durch die Stadt Wolfratshausen beantragt. „Diese Unterstützung wird dringend benötigt, um das Schwimmtraining der Jugend und der aktiven Rettungskräfte dauerhaft sicherzustellen“, betonen Roeske und Klingel unisono. Um die Stadtratsfraktionen detailliert über ihre jeweiligen Zuschussanträge informieren zu können, luden sie Vertreter von SPD und FDP, der CSU, der Bürgervereinigung sowie der Wolfratshauser Liste in die Wasserrettungsstation Schwaiblbach am Starnberger See ein.

Ein Mann von der DLRG
Robert Klingel: Der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Schäftlarn-Wolfratshausen fürchtet, dass die Wasserretter ohne Zuschuss bald auf dem Trockenen sitzen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

DLRG und Wasserwacht hoffen auf positive Entscheidung

In den „durchweg konstruktiven Diskussionen“ seien „erste Ansätze für Fördermöglichkeiten entwickelt worden“, bilanzieren Klingel und Roeske. Ihr Resümee: „Wir konnten die Struktur der Wasserrettung, die gesetzlichen Verpflichtungen der Wasserrettungsorganisationen und die Notwendigkeit einer Förderung durch die Stadt Wolfratshausen in sehr angenehmen Gesprächen umfassend darstellen.“ Beide Vereine setzen nun auf eine positive, zeitnahe Entscheidung der Stadträte.

Allerdings nahm eine Stadtratsfraktion nicht an der Schwaiblbach-Runde teil: die Wolfratshauser Liste. Deren Fraktionsvorsitzender Helmut Forster, Wirtschaftsreferent des Stadtrats, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung den Grund dafür: Zum einen seien die Unterlagen von DLRG und Wasserwacht in seinen Augen „nicht ausreichend“ gewesen, zum anderen gebe es keinen Grund, die zwei Vereine anders zu behandeln als die übrigen rund 130 in der Loisachstadt. Jeder Verein könne einen Zuschussantrag einreichen, über jeden einzelnen Antrag werde „objektiv entschieden“, so Forster.

Ein Mann mit Brille
Helmut Forster: Der Fraktionssprecher der Wolfratshauser Liste geht davon aus, dass die Vereine Abstriche machen müssen. © Archiv

Stadtrat Forster: „Haben hohe Meinung von DLRG und Wasserwacht“, aber...

Der Ex-Bürgermeister will nicht missverstanden werden: „Wir haben eine hohe Meinung von DLRG und Wasserwacht und sind uns der Wichtigkeit der beiden Vereine sehr wohl bewusst“. Aber angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für die Kommune müssten alle Vereine, die um Finanzspritzen bitten, „auch die Leistungsfähigkeit der Stadt bedenken“. Forster nennt keine Zahlen, doch es liegt auf der Hand, dass DLRG und Wasserwacht einen Zuschuss in Höhe von mehreren zehntausend Euro beantragt haben. In ähnlicher Größenordnung bewegen sich laut Hörensagen die Zuschussanträge der Nachbarschaftshilfe Bürger für Bürger und des Vereins Bürger fürs Badehaus. „Wir sagen nicht, dass niemand etwas bekommt“, betont der Sprecher der Wolfratshauser Liste, die im Stadtrat drei von 25 Stimmen hat. Doch Forster geht davon aus, „dass die Vereine Abstriche machen müssen“.

Zuschüsse für Vereine: Entscheidungen sollen im Januar fallen

Noch vor dem Weihnachtsfest will Bürgermeister Klaus Heilinglechner mit seinen zwei Stellvertretern sowie den Fraktionssprechern die Haushaltslage der Stadt intern ausloten. Mit am Tisch sitzt auch Stadtkämmerer Peter Schöfmann. Heilinglechners Zeitplan sieht so aus, dass der Stadtrat Mitte Januar öffentlich über die Zuschussanträge der Vereine beschließen wird. Es folgt eine nicht öffentliche Beratung des Gesamtetats für 2022 – der soll zu guter Letzt im März vom Stadtrat verabschiedet werden. Stand heute weist der Verwaltungshaushalt laut Rathauschef eine Unterdeckung von knapp 600 000 Euro auf. Um den Kapitaldienst (Darlehenszins und -tilgung) in dem geforderten Umfang leisten zu können, müsste die Stadt auf Rücklagen zurückgreifen.

Roeske und Klingel ist das klar, doch sie stellen fest: Ohne einen Zuschuss „wird nach ein paar Wochen das Geld für das Schwimmtraining knapp, und die Wasserretter sitzen dann im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen“. (cce)

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