Auszählverfahren stärkt kleine Parteien im Würmtal

Würmtal - Der Landtag hat ein neues Auszählverfahren für Kommunalwahlen beschlossen. Wäre das schon 2008 angewendet worden, sähe die Sitzverteilung in den Gemeinderäten heute anders aus.
Künftig werden bei der Wahl von Gemeinderäten, Kreistagen und Bezirksausschüssen die Stimmen nicht mehr nach dem so genannten d’Hondtschen Verfahren, sondern nach Hare-Niemeyer ausgezählt. Darauf einigte sich die Mehrheit der Fraktionen im Bayerischen Landtag. Dadurch werden die kleinen Parteien bei der Sitzverteilung begünstigt. Im Würmtal wird das Auszählverfahren erstmals bei den Gemeinderatswahlen 2014 Anwendung finden. Es lohnt sich, einen Blick auf die Ergebnisse der Kommunalwahlen 2008 im Würmtal zu werfen: Nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren sähe die Sitzverteilung in den Gemeinderäten von Gräfelfing bis Gauting heute anders aus.
Die Grünen/Unabhängigen im Würmtal werden 2014 voraussichtlich die Gewinner der Neuerung sein. In Neuried, Gauting und Gräfelfing hätten sie 2008 nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren jeweils einen zusätzlichen Sitz im Gemeinderat errungen. In Neuried und Gräfelfing zu Lasten der CSU - in Gauting auf Kosten der SPD. „Die Grünen haben sich auf allen politischen Ebenen um die Umstellung auf Hare-Niemeyer bemüht“, sagt Joachim Bender, Vorsitzender der Grünen in Gräfelfing. Endlich sei nun das ungerechte Auszählverfahren geändert worden, so Bender. Wäre vor der Kommunalwahl 2008 von d’Hondt auf Hare-Niemeyer umgestellt worden, säße in Gräfelfing heute Katharina Weber als dritte Grüne im Gemeinderat.
In Krailling hätte das Auszählverfahren der SPD statt zwei, drei Gemeinderatssitze beschert. Die CSU hätte sich mit neun statt zehn Sitzen begnügen müssen; Maximiliane Mehringer wäre für die SPD in den Gemeinderat eingezogen. „Seit ich in Krailling politisch aktiv bin, ist die Umstellung überfällig“, findet Mehringer denn auch. In Planegg hätte die SPD dagegen einen ihrer acht Sitze eingebüßt, wären die Stimmen 2008 nach Hare-Niemeyer verrechnet worden. Die Freien Wähler/Dynamische Bürgerschaft wäre mit vier Gemeinderäten statt derzeit drei vertreten. Peter Heizer (FWD) sieht Grund zur Freude: Die Umstellung auf Hare-Niemeyer sei durchaus positiv zu bewerten, so der 2. Bürgermeister in Planegg. Jutta Nehls war 2008 auf Listenplatz drei für die Freien Wähler und verpasste knapp den Einzug in den Gemeinderat. „Die Umstellung war längst überfällig“, findet die Planeggerin. Fallen die Ergebnisse bei der nächsten Kommunalwahl ähnlich wie 2008 aus, hat sie gute Chancen auf einen Sitz am runden Tisch.