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Forst Kasten treibt um

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Von: Lara Listl

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(v.l.) Marina Gühlke und Waldführerin Ursula Hahn liefen mit 30 Interessierten durch Forst Kasten.
Unterwegs in Forst Kasten: (v.l.) Marina Gühlke und Waldführerin Ursula Hahn liefen mit 30 Interessierten durch Forst Kasten. © Walter Wohlrab.

Der Wald bewegt – auch an einem heißen Sommertag mitten in den Ferien. Ein von Greenpeace organisierter Spaziergang durch Forst Kasten war jetzt mit 30 Teilnehmern ausgebucht. Am Rande kam es zu einer Debatte über Kiesabbau und seine Folgen.

„In unregelmäßigen Abständen bieten wir Spaziergänge durch Wälder in und um München an, um zu zeigen, wie wichtig der Wald ist“, sagt Marina Gühlke, Pressesprecherin von Greenpeace München. Forst Kasten stand schon vor zwei Jahren auf dem Programm, nun entschloss man sich, hier erneut aktiv zu werden. Grund ist die große Aufmerksamkeit, die Forst Kasten genießt, hervorgerufen durch die umstrittenen Kiesabbaupläne der Heiliggeistspital-Stiftung, die mit einer Rodung von 9,5 Hektar des Waldes einhergehen (wir berichteten).

Deutlicher Unterschied zwischen alten und neu aufgeforsteten Waldteilen

„Das Interesse war wahnsinnig groß“, sagt Ursula Hahn, die ebenfalls ehrenamtlich bei Greenpeace arbeitet und ausgebildete Waldführerin ist. Sie besichtigte mit den Teilnehmern Waldflächen, die für künftigen Kiesabbau vorgesehen sind, und Flächen, die nach erfolgtem Kiesabbau in der Vergangenheit wieder aufgeforstet wurden. „Der Unterschied zwischen neu aufgeforsteten und lange gewachsenen Waldteilen ist deutlich zu sehen“, sagt Hahn. Die neu gepflanzten Bäume seien lange nicht so hoch und viel enger aneinander gepflanzt.

Am Spaziergang nahm auch Markus Wahl teil, Geschäftsführer der Bernhard Gräfelfinger Glück Kies-Sand-Hartsteinsplitt GmbH, die seit Jahrzehnten in Forst Kasten Kies gewinnt, allerdings nicht den Zuschlag für die neue Fläche der Heiliggeistspitalstiftung bekommen hat. Wahl sah sich Vorwürfen von Umweltschützern ausgesetzt, dass bei der Verfüllung auch Plastikmüll verwendet worden sei. Dies wies er von sich. Die Diskussion nahm erst ein Ende, als Waldführerin Hahn daraufhin wies, die Zeit für den Spaziergang könnte knapp werden.

Umweltschutz sollte wegen dem Klimawandel nicht weiter aufgeschoben werden

Wahl war „aus Eigeninteresse“ gekommen. Er habe hören wollen, was die Greenpeace-Mitarbeiter zu sagen gehabt hätten. Während er eine Fläche, die Glück vor etwa 60 Jahren nach dem Kiesabbau als Mischwald neu aufgeforstet hatte, als „eines der schönsten Waldgebiete im Forst Kasten“ beschreibt, mahnt Malwina Andrassy von der Initiative „Wald Neuried erhalten“, dass der Umweltschutz wegen des Klimawandels nicht länger aufgeschoben werden darf: „Wir müssen unsere Wälder jetzt erhalten und fördern und dürfen den Kies nicht mehr in Waldteilen abbauen.“

Unterstützung kommt von Greenpeace. „Der geplante Kiesabbau würde ein Loch mitten in den Wald reißen“, so Gühlke. Eine Aufforstung sei nicht unproblematisch, erläutert Hahn. „So ein Ökosystem im Wald braucht Jahrzehnte, bis es sich entwickelt hat.“ Die Rechnung, eine gerodete Fläche wieder aufzuforsten, um den Wald zu erhalten, gehe nicht auf: Gewachsene Pflanzen würden durch Rodung zerstört, ein neuer Wald benötige wiederum Jahrzehnte, bis sich die Mikrosysteme und Pilze im Boden eingerichtet hätten und sich eine Artenvielfalt kultivieren könne. Nicht zu vernachlässigen sei auch die Funktion des Waldes als Kaltluftschneise. Hahn: „Je weniger Wald, desto mehr heizt sich auch die Stadt München auf.“

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