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Durchbruch bei Geothermie-Projekt

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Von: Martin Schullerus

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Dem Traum von der eigenen Wärmeerzeugung durch Geothermie (hier: das nahe Geothermie-Heizwerk Freiham) ist die Gemeinde Gräfelfing nun einen großen Schritt näher gekommen.
Dem Traum von der eigenen Wärmeerzeugung durch Geothermie (hier: das nahe Geothermie-Heizwerk Freiham) ist die Gemeinde Gräfelfing nun einen großen Schritt näher gekommen. © Markus Schlaf

Seit über zehn Jahren arbeitet die Gemeinde Gräfelfing in unterschiedlicher Intensität am Projekt Geothermie – lange Zeit physisch vertreten nur durch die Anfänge eines Fernwärmenetzes. Das soll sich nun schnell ändern. Bürgermeister Peter Köstler verkündete gestern den Durchbruch bei der Partnersuche – und einen ehrgeizigen Zeitplan.

Gräfelfing – „Die Gemeinde Gräfelfing braucht für ihr Geothermie-Projekt einen starken, erfahrenen Partner, der das technische Knowhow mitbringt und das Betriebskonzept unterstützt“, sagte Bürgermeister Peter Köstler am Mittwoch auf Merkur-Anfrage. Im Rahmen eines über zwei Jahre dauernden Prozesses mit einem europaweiten Ausschreibungsverfahren, währenddessen Stillschweigen vorgeschrieben war, wurde der Partner nun gefunden. Es handelt sich um die Silenos Energy GmbH & Co. KG, die Energietochter des österreichischen Strabag-Konzerns. Silenos ist bereits beispielsweise in Gauting tätig, in Garching an der Alz und in Fürstenfeldbruck.

Geothermie-Projekt: Nach über zwei Jahren Suche hat Gräfelfing einen Partner gefunden

Mit Silenos gründete Gräfelfing die neue Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG. Daran hält die Kommune, vertreten durch ihre 100-prozentige Tochter Fernwärmenetz Gräfelfing GmbH, 51 Prozent, 49 Prozent Silenos. Die Gemeinde brachte in die Gesellschaft die von der Firma Trinkl erworbenen Bergrechte für den Bohrplatz am Neurieder Weg (auf heutigen Koppelflächen des Reitvereins) ein sowie umfangreiche Vorarbeiten und -untersuchungen. Dieses gesamte Vorgehen wurde in jeder Stufe gemeinsam mit den Gremien und dem Gemeinderat diskutiert und beschlossen. „Nun sind wir endlich in der Spur und können mit Hochdruck an der Umsetzung arbeiten“, sagt Bürgermeister Köstler.

Die Umsetzung wird noch schwierig genug. Zunächst beginnt nun eine Genehmigungs- und Detailplanungsphase mit strengen Fristen. In deren Rahmen werden etwa Wirtschaftlichkeitsberechnungen konkretisiert und seismische Auswertungen vorgenommen. Das schreibt allein schon die KfW vor, die das Projekt finanziell unterstützen wird. Insgesamt ist laut Bürgermeister mit Kosten von rund 70 Millionen Euro für das Bohren und den Netzausbau zu rechen, verteilt auf mehrere Jahre und einschließlich öffentlicher Fördergelder. Im Gräfelfinger Gemeindehaushalt sind für das Projekt in den nächsten Jahren bereits 12 Millionen Euro eingeplant.

Gräfelfings Bürgermeister rechnet bei Geothermie-Projekt mit rund 70 Milionen Euro

Der Zeitplan sieht vor, dass in der ersten Hälfte 2024 mit dem Bohren begonnen werden kann, das mindestens sechs Monate dauert. Köstler: „Ende 2024 können wir hoffentlich das erste Warmwasser aus eigener Geothermie einspeisen.“ Es liege nun ein „absehbares Programm“ vor, das freilich allen Akteuren viel Anstrengung abverlangen werde. „Aber wir müssen da jetzt ran, gerade vor dem Hintergrund der Ereignisse, die die Energieversorgung betreffen“, so Köstler.

Zugleich warnt er vor zu großen Erwartungen, was den Anschluss sämtlicher Gräfelfinger Haushalte und Abnehmer angeht. Es bleibe im Prinzip bei den schon unter Bürgermeister Göbel ausgearbeiteten drei Ausbaustufen. Demnach werden neben dem Lochhamer Schlag zunächst vor allem die Gemeindebau-Wohnungen am Unterfeld und der Schulcampus Lochham angeschlossen. Allerdings laufe nun parallel auch die Akquise an, und der Netzausbau werde vorangetrieben – auch wenn er insgesamt Jahre in Anspruch nehmen werde. Ein Trost für alle, die länger warten müssen: „Die Wärme wird für ganz Gräfelfing ausreichend sein.“ Und mehr als das: „Der Gesellschaft steht es frei, Wärme auch nach Planegg oder an die Stadtwerke zu verkaufen“, so Peter Köstler.

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