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Leuchttürme für den Katastrophenfall

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Von: Martin Schullerus

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Gut gerüstet für den Notfall: Feuerwehr-Kommandant Markus Fuchs (r.) und sein Stellvertreter Christian Köhler mit den zwei Satellitentelefonen der Feuerwehr. Zwei weitere Geräte gibt es für den Krisenstab im Rathaus.
Gut gerüstet für den Notfall: Feuerwehr-Kommandant Markus Fuchs (r.) und sein Stellvertreter Christian Köhler mit den zwei Satellitentelefonen der Feuerwehr. Zwei weitere Geräte gibt es für den Krisenstab im Rathaus. Foto: dagmar rutt © Dagmar Rutt

„Wir hoffen, dass diese Szenarien nie eintreten. Aber wir sind gerüstet“, sagt Gräfelfings Bürgermeister Peter Köstler. Die Gemeinde hat in den vergangenen Wochen ein Konzept für den Katastrophenfall erarbeitet. Ein Flyer für alle Haushalte ist nur ein Mosaikstein darin.

Gräfelfing – Erste-Hilfe-Tasche, Analog-Uhr, Funkgeräte, Wasserflaschen, Stirnlampe, Powerbank, Klopapier: Der „Persönliche Notfallratgeber“, ein handlicher Flyer, der alle Gräfelfinger Haushalte jetzt erreicht, ist pragmatisch bebildert. Es sind Gegenstände, die am besten jeder zu Hause bunkern sollte. Wenn erst der Strom für mehrere Stunden weg ist, können sie hilfreich sein.

Die „Maßnahmen zur Vorbereitung auf Ausnahmesituationen“ listen von Wasser und Nahrung über Bargeld, Akkus und Brennholz bis hin zum Kurbelradio viele praktische Dinge der Vorsorge auf. Denn bei aller Vorbereitung behördlicherseits gilt laut Bürgermeister Peter Köstler: „Es ist entscheidend, dass die Bürger sich im Notfall selbst engagieren, auf Familie und Nachbarn achten und sich gegenseitig helfen. Es gibt eine Selbstverantwortung; wir werden nicht jedem Bürger in jeglicher Situation helfen können.“

Gleichwohl hat die Gemeinde in den letzten Wochen viel dafür getan, den vitalen Bedürfnisse der Menschen in der Gemeinde auch beim vorübergehenden Zusammenbruch der Infrastruktur genügen zu können. Vor allem gab es zwei lange Besprechungen und zahlreiche kurze Rücksprachen der Gemeindevertreter mit den Blaulicht-Organisationen: Feuerwehr, Polizei, Malteser. Ergebnis ist ein auch schriftlich festgelegtes gemeinsames Konzept für den Ernstfall. Es klärt essenzielle Punkte wie Kommunikation, Aufgabenbereiche und weitere Aspekte der Zusammenarbeit. „Jeder weiß, was er im Ernstfall zu tun hat“, sagte Petra Hierl-Schmitz, Leiterin der Ordnungs- und Sozialverwaltung im Rathaus, jetzt im Hauptausschuss des Gemeinderates. „Wir gehen derzeit nicht von einer akuten Bedrohungslage durch Engpässe bei der Energieversorgung oder dem Zusammenbruch der Stromnetze aus“, betonte Bürgermeister Peter Köstler in der Sitzung. „Aber wir rüsten uns auch dafür.“

An mehreren Punkten im Gemeindegebiet gibt es bereits eine Notstromversorgung oder sie wird gerade auf- und ausgebaut, namentlich bei der Feuerwehr, der Mehrzweckhalle am Schulcampus, den Maltesern in der Bahnhofstraße, der Grundschule Gräfelfing, dem Rathaus und dem Bürgerhaus sowie beim Rudolf- und Maria-Gunst-Haus (RMG) in Lochham. Die Mehrzweckhalle wird allerdings erst frühestens ab 2024 der mit Licht und Wärme versorgte Sammelpunkt im Ernstfall sein. Derzeit beschafft die Gemeinde zwei weitere mobile Notstromaggregate.

Mit diesem gemeindlichen Konzept, das nicht ganz neu ist, überschnitt sich eine Initiative des Landratsamtes, das in allen Gemeinden so genannte Kat-Leuchttürme vorsieht. Diese sollen dezentrale Anlaufstellen im Krisenfall für Hilfe- und Informationssuchende sein. Experten aus den Bereichen Sicherheit und Ordnung, erste Hilfe sowie Feuerwehrkräfte werden dann vor Ort sein und mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Diese Leuchttürme werden, wie der Name es nahelegt, unter anderem mit Notstrom versorgt sein. Auf dem Gräfelfinger Gemeindegebiet gibt es drei davon: das Rathaus (Ruffiniallee 2), die Grundschule (Schulstraße 2) und das Rudolf- und Maria-Gunst-Haus (Lochhamer Straße 76). Die Leuchttürme werden allerdings nur eingerichtet, wenn beispielsweise der Strom flächendeckend über mehrere Stunden ausfällt – „nicht, wenn kurz mal das Licht ausgeht, sondern in Notsituationen“, so Köstler.

Im Ernstfall wird es im Rathaus einen Krisenstab geben. Die Amtsleiter sind per Dienstanweisung eingebunden. Die Feuerwehr verfügt bereits über zwei Satellitentelefone, die Gemeinde schafft zwei weitere für den Krisenstab an, um unter anderem die Kommunikation mit dem Landratsamt aufrecht zu erhalten. „Das ist bereits getestet und funktioniert“, sagte der Bürgermeister. Außerdem steht noch der Analog-Funk zur Verfügung.

Gräfelfinger Ärzte haben zugesagt, im Ernstfall zum Beispiel beim RMG eine Notfallpraxis einzurichten. Apotheker am Ort signalisierten, dass sie sich um die Kühlung der Medikamente mit Notstrom selbst kümmern. Die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung kann der Würmtal-Zweckverband für 15 Tage ohne öffentliches Stromnetz garantieren.

Die Bevorratung mit Treibstoff ist ebenfalls organisiert. Feuerwehr und Betriebshof haben volle Tanks, zusätzlich zum Kontingent, das das Landratsamt sich gesichert hat. „Wir haben auch mit den Tankstellen gesprochen“, so Petra Hierl-Schmitz.

Das Gräfelfinger Notfallkonzept ist auf einen Zeitraum bis 72 Stunden ausgelegt. Sollte ein Katastrophenfall länger als drei Tage und Nächte dauern, müssten ohnehin bundesweite Maßnahmen in Kraft treten.

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