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Gegner des Kiesabbaus machen mobil

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Von: Victoria Strachwitz

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Rund 300 Bürger protestierten in Neuried gegen den Kiesabbau in der Region. Christian Hierneis (MdL, li.), Vorsitzender des Bund Naturschutz, unterstützte die Demonstranten. © Walter Wohlrab

Rund 300 Menschen protestierten am Sonntag bei einer Demo am Rand von Forst Kasten in Neuried gegen den Kiesabbau in der Region. Die Bürgerinitiative „Wald-Neuried-Erhalten“ startete gleichzeitig eine Unterschriftensammlung.

Neuried – „Wir möchten ein Zeichen setzen“, sagt die Neuriederin Malwina Andrassy. Sie kämpft mit der Initiative „Wald-Neuried-Erhalten“ gegen den von der „Heiliggeistspital-Stiftung“ geplanten Kiesabbau im Forst Kasten. Und sie gab den Ausschlag dafür, dass am Sonntag eine Buche aus dem Hambacher Forst im Forst Kasten gepflanzt wurde. Rund 300 Menschen, schätzt Andrassy, nahmen daran teil. „Dass bei dem Wetter so viele Leute gekommen sind, ist toll.“

200 Personen unterstützen spontan Unterschriftensammlung

Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel kam bei der Aktion ebenso zu Wort wie Herbert Stepp vom Grünzug-Netzwerk-Würmtal und der Landtagsabgeordnete Christian Hierneis, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Bund Naturschutz München auftrat. Die Gegner des Kiesabbaus nutzten die Demonstration dazu, um eine Unterschriftenaktion zu starten. Umgehend fanden sich 200 Unterzeichner.

Während die Neurieder auf die Barrikaden gehen, könnte man den Sachstand weiter unter dem Motto zusammenfassen: „Nichts Genaues weiß man nicht“. Fakt ist, die Stiftung würde im Forst Kasten gerne Kiesabbauen lassen. Das Ausschreibungsverfahren läuft seit 2017 und hat bereits die zweite und letzte Stufe erreicht. Von den 840 Hektar der Stiftung im Forst Kasten sind rund 45 Hektar als Vorranggebiete für den Kiesabbau ausgewiesen, auf 9,5 Hektar davon soll Kies abgebaut werden. Wie und wann das genau passieren soll, wird sich aber erst zeigen, wenn die nicht-öffentliche Ausschreibung der Stiftungsverwaltung beendet ist. Dann erst kann derjenige, der den Zuschlag bekommt, beim Landratsamt München um eine Genehmigung für den Kiesabbau ersuchen.

Derzeit spricht rechtlich wenig dagegen, im Forst Kasten Kies abzubauen. Der Freistaat Bayern hat dort Vorrangflächen für den Kiesabbau ausgewiesen. Daher ist Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel überzeugt: „Ganz verhindern wird man es nicht können.“ Im Zuge des Genehmigungsverfahrens des Landratsamtes werde die Gemeinde gehört, „aber wahrscheinlich nicht berücksichtigt“. Die Strategie der Gemeinde sehe daher vor, sich nicht gegen das Projekt zu stellen, sondern „wir werden versuchen eine Lösung zu finden, die für alle Seiten tragbar ist“.

Stiftungsrat schreitet nicht ein

Auch die Stiftungsaufsicht bei der Regierung von Oberbayern sieht keinen Grund, sich dem Vorhaben der Stiftungsverwaltung entgegenzustellen: „Nach den uns vorliegenden Informationen bestehen aus stiftungsrechtlicher Sicht gegen das Vorhaben der Landeshauptstadt München beziehungsweise der Stiftung keine Bedenken“, erklärt die Pressesprecherin der Regierung von Oberbayern, Verena Gros. Durch die Bewirtschaftung des Forstes generiere die Stiftung wichtige Erträge zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks. Dieser sei der Erhalt und Unterhalt des Altenheims Heilig Geist in München-Neuhausen.

Die Sprecherin des Sozialreferats der Stadt München, Hedwig Thomalla, versichert, „die Ökologie spielt im Rahmen der Zuschlagserteilung eine maßgebliche Rolle“. Für den Kiesabbau seien bewusst Flächen mit überwiegend Fichtenmonokulturen ausgewählt worden, „die durch die anschließende Rekultivierung und Wiederaufforstung zum standortgerechten Mischwald ökologisch aufgewertet werden“. Die Wiederaufforstung solle durch die städtische Forstverwaltung, die Naturland-zertifiziert sei, durchgeführt werden. Viel mehr darf Thomalla zur Ausschreibung nicht sagen, erklärt sie.

Zipfel und die Gemeinde müssen sich also weiter in Geduld üben, bis das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen ist. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, in Vertretung der Stiftungsverwaltung, hatte die Gemeinden Neuried, Planegg, Krailling und Gräfelfing und das Landratsamt München erstmals im August 2017 über das Ausschreibungsverfahren informiert. „Eineinhalb Jahre lang sind keine Infos geflossen“, sagt Zipfel. Thomalla meint dazu: „Im Moment gibt es nichts, was man kommunizieren kann.“ Es bleibt also abzuwarten.

Die Gegner des Kiesabbaus werden in der Zwischenzeit nicht ruhen. „Wir bleiben am Ball. Der Startschuss am Sonntag war ein großer Erfolg. Jetzt hoffen wir, noch mehr Leute für die nächsten Aktionen zu gewinnen“, erklärt Andrassy.

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