Wenn Mozart das Heide-Volm heimsucht

Die zähen Kaufverhandlungen um das Planegger Heide-Volm sind ein Glücksfall für das Faschingskonzert der Musica Sacra. Denn die Macher haben die Ruine des 2021 abgerissenen Festsaals zum Ort der Handlung gewählt. Was passiert, wenn dort Bauarbeiter auf Mozart treffen, ist am Sonntag, 12. Februar, im Kupferhaus zu sehen.
Planegg – Die Faschingskonzerte der Musica Sacra Planegg-Krailling sind legendär, seit 1987 finden sie Jahr für Jahr statt – nur 2021 und 2022 machte die Corona-Pandemie den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Nun ist es wieder so weit: Am Sonntag, 12. Februar, 19 Uhr, treten unter der musikalischen Leitung von Ludwig Götz herausragende Solisten und der achtköpfige Männerchor Wilde Gurgl im Planegger Kupferhaus auf.
Libretto und Regie: Wolfgang Görl
In den vergangenen Jahren gaben sich die Organisatoren im Vorfeld stets zugeknöpft und setzten auf den Überraschungseffekt. Diesmal verraten sie erstmals den Titel: „Planegg gibt sich die Mozart-Kugel“. Das mag daran liegen, dass mit Wolfgang Görl ein langjähriger Journalist für Libretto und Regie verantwortlich zeichnet. Görl, inzwischen im Ruhestand, schreibt auch heute noch regelmäßig Beiträge für die Streiflicht-Kolumne auf Seite eins der Süddeutschen Zeitung. Und er versteht es, die Neugier zu wecken.
Ausgangspunkt ist, dass Mozart, gespielt von Martin Danes, der als Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in München arbeitet, mit seiner Agentin (Laura Götz) auf der Heide-Volm-Baustelle aufkreuzt. „Daraus entspinnen sich Dialoge, in denen die große Politik und die Kommunalpolitik vorkommen“, sagt Görl. Mit dem Nockherberg, wo die Politiker, die derbleckt werden, im Publikum sitzen und gedoubelt werden müssen, sei das nicht zu vergleichen. Auch wenn die Bürgermeister Hermann Nafziger (Planegg) und Rudolph Haux (Krailling) Erwähnung finden werden.
Biergarten-Idee
Die Idee zur Heide-Volm-Ruine als Schauplatz der Handlung hatten Görl und Götz im Sommer 2021, als sie sich im Biergarten trafen. „Es ist ein Glück, dass in der Zwischenzeit dort nichts Neues gebaut wurde“, sagt Görl, der im Würmtal aufgewachsen ist und in München lebt. In den 80er Jahren teilte er sich mit Götz ein Krankenhauszimmer, als beide am Kreuzband operiert wurden. Seitdem sind sie befreundet.
Görl hatte sich schon früher bei den Faschingskonzerten eingebracht, dann eine lange Pause gemacht. „Ich wollte den Wolfgang haben, weil er toll schreibt, und weil ich diesmal ein Theaterstück mit klassischer Musik wollte“, sagt Götz. Weg von der Nummernrevue, wie sie Götz selbst noch bei der Auflage 2020 als Hausmeister Häberle moderiert hatte. „Im Dezember haben wir entschieden, dass wir es machen“, sagt Götz. Zwischen Weihnachten und Neujahr verfasste Görl das Libretto, zwölf eng beschriebene DIN-A-4-Seiten. „Es ist ehrgeiziger, als das, was wir bisher gemacht haben“, sagt er.
Das Gerüst bilden die Musikstücke, die Götz ausgesucht hat und die in die Handlung eingebunden sind. „Der Ludwig hat die tollsten Verbindungen zu Weltstars“, sagt Görl. Zum Beispiel Ingolf Turban, Professor für Violine an der Hochschule für Musik und Theater in München und seit Jahren regelmäßig beim Faschingskonzert dabei. „Das ist ein Mensch, der gerne Humor auf die Bühne bringt, das ist die halbe Miete“, sagt Götz. Ähnlich verhält es sich mit der Wilden Gurgl, einem doppelt besetzten Männerquartett, dem Mitglieder des Rundfunkchors, ehemalige Tölzer Knaben und ehemaligen Regensburger Domspatzen angehören. Und als Pianist Gerold Huber wegen eines Konzerttermins in Wien absagen musste, sprang die Kraillingerin Silvia Dankesreiter kurzfristig ein.
Probenmarathon am Aufführungswochenende
Neben Götz und Görl ist Thomas Schaffert treibende Kraft. Nicht nur, dass er Teil der Wilden Gurgl ist, er hat auch deren Texte geschrieben. „In der Kommunalpolitik kenne ich mich nicht so aus“, sagt Görl, „da ist Thomas der Experte.“ Schaffert spielt Kontrabass und kümmert sich um Technik und Organisation. Wenn Arbeitskleidung für die Bauarbeiter beschafft werden muss, findet er sie.
Bisher fanden ausschließlich musikalische Proben statt. Am Freitag, 10. Februar, kommt Ludwig Götz’ Tochter Laura, die zurzeit in Plauen Theater spielt, nach München. Abends spricht sie erstmals in einem Probenraum der Staatsoper ihren Dialog mit Cordula Schuster, die dort als Sopranistin arbeitet und es nicht schafft, ins Würmtal zu kommen. Am Samstag um 10 Uhr beginnt die Durchlaufprobe im Kupferhaus, am Abend ist die Hauptprobe angesetzt und am Sonntag um 10 Uhr die Generalprobe. „Das ist absolut sportlich, und ich hoffe, dass es halbwegs gut geht“, sagt Görl. „Auf der anderen Seite ist es ein Faschingskonzert. Wenn etwas nicht funktioniert, ist das vielleicht lustig für die Leute.“
Die größte Sorge des Trios ist, dass alle Mitwirkenden gesund bleiben bis zum 12. Februar. Görl: „Krank werden ist verboten, wir können keinen Ersatz herbeischaffen.“
Karten für das Faschingskonzert der Musica Sacra gibt es bei München Ticket online und an allen Vorverkaufsstellen. Erwachsene zahlen 25 Euro, ermäßigt 18 Euro, Kinder und Jugendliche 10 Euro.