eBay: Das ändert sich beim Bezahlen

München - 3, 2, 1 – und alles wird anders! Beim Internet-Auktionshaus Ebay steht die größte Neuerung ins Haus, seit der Konzern 1999 in Deutschland startete. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:
Ab Juli ändert sich das Bezahlverfahren für Ebay-Artikel grundlegend. Und bereits ab 12. Juni müssen Kunden diesem neuen Verfahren und den neuen Geschäftsbedingungen zustimmen, wenn sie noch Artikel bei Ebay verkaufen wollen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum „neuen Ebay“.
Was ändert sich?
Wenn Sie bisher Artikel auf Ebay ersteigern, zahlen Sie den Kaufpreis an den Verkäufer. Dieser verschickt die Ware in aller Regel erst, sobald das Geld auf seinem Konto eingetroffen ist. Die Bezahlung wird also direkt zwischen Verkäufer und Käufer abgewickelt. Von diesem Prinzip verabschiedet sich das Auktionshaus nun.
Künftig zahlt der Käufer den Kaufpreis auf ein Konto des Ebay-Konzerns – wahlweise per Paypal, Skrill (einst Moneybookers), Lastschrift, Kreditkarte oder Banküberweisung. Sobald das Geld dort eingetroffen ist, informiert Ebay den Verkäufer über die erfolgte Bezahlung. Dieser verschickt dann den Artikel und bekommt sein Geld von Ebay ausgezahlt. Das Auktionshaus wird also auch bei der Bezahlung zum Mittler zwischen Verkäufer und Käufer – quasi zur Ebay-Bank.
Wann bekomme ich mein Geld?
Hier liegt einer der Kritikpunkte am neuen System. Sobald Sie als Verkäufer einen Artikel als „Versendet“ markieren, dauert es sieben Tage, bis Ebay Ihr Geld freigibt und überweist. „Unverschämt“, kritisieren Nutzer in den Ebay-Foren diese Wartezeit. Dies gilt übrigens nur für private Anbieter. Profi-Verkäufer werden innerhalb eines Tages ausbezahlt – ein weiteres Anzeichen dafür, dass Ebay Gewerbekunden längst lieber sieht als kleine Versteigerer. Wer vergisst, seine Ware als „Versendet“ zu kennzeichnen, wartet sogar vier Wochen auf sein Geld. Erst dann wird die Summe automatisch überwiesen.
Wo liegen Probleme?
Wenn sich der Käufer über die Qualität der Ware beschwert oder angibt, gar keine Ware erhalten zu haben, gibt Ebay die Kaufsumme nicht frei. Dann wartet der Verkäufer vergeblich auf sein Geld, und der Käufer bekommt den Kaufpreis nach einer Prüfung der Sachlage zurück. Dies öffnet schwarzen Schafen Tür und Tor. Wer perfekte Ware erhält und sich trotzdem grundlos bei Ebay beschwert, hat durchaus Chancen, sein Geld zurückzubekommen. Internet-Anwalt Johannes Richard in der „Computer Bild“: „Der private Verkäufer ist künftig der Willkür des Ebay-Käuferschutzes ausgesetzt, ob er sein Geld bekommt oder nicht.“
Bei Beschwerden will der Ebay-Kundenservice den Fall prüfen – doch dieser gilt bisher als chronisch überfordert und ist äußerst schlecht erreichbar. Ebay verspricht zwar, den Service aufzustocken. Doch ob und wann das gelingt, ist bisher noch offen. Im Probebetrieb mit rund 500 000 Testkunden lief die Abwicklung noch längst nicht optimal, in den Ebay-Foren ist die Rede von „Chaos“. Oft verzögerten sich Zahlungen wochenlang.
Wie kann ich mich schützen?
Experten raten, den Artikelzustand vor Versand mit Fotos exakt zu dokumentieren und Ware nur noch als Paket oder per Einschreiben zu verschicken, um die Zustellung nachweisen zu können. Für Profihändler mit teuren Waren kein Problem. Doch bei Kleinartikeln können die Versandkosten schnell höher liegen als der Warenwert – dann lohnt sich eine Versteigerung bei Ebay kaum mehr.
Was sind Vorteile?
Vor allem Käufer profitieren. Ebay sichert bei der neuen Methode die Kaufsumme zu 100 Prozent ab. Das bedeutet: Das Auktionshaus haftet, wenn Ihnen der Verkäufer den Artikel nicht zusendet oder Sie einen Artikel erhalten, der nicht mit der Beschreibung übereinstimmt. Selbst die Versandkosten ersetzt Ebay.
Was macht Ebay mit dem Geld?
Die Zahlungen gehen auf das Konto einer luxemburgischen Ebay-Tochter. Dort muss das Auktionshaus, das in Deutschland jährlich auf rund fünf Milliarden Euro Verkaufsumsätze kommt, künftig Millionen von Zahlungen abwickeln. Konzernsprecherin Maike Fuest verspricht: „Bei Problemen mit der Zahlung sitzen am Ende Menschen bei Ebay, die bei der Lösung helfen.“ Diese sind bisher im Regelfall aber kaum zu erreichen.
Laut Fuest verdient Ebay an den zwischenzeitlich einbehaltenen Geldern nichts, die Summen lägen auf zinslosen Konten. Dies wäre aber aus Konzernsicht geradezu fahrlässig. Dass Ebay mit seiner neuen Zahlungsabwicklung ordentlich an den Zinsen verdient, ist zumindest nicht auszuschließen.
Gibt es Alternativen?
Gebrauchtartikel können Sie auch auf dem Amazon-Marketplace verkaufen (amazon.de/verkaufen), der seine Transaktionen zwar ähnlich abwickelt wie künftig Ebay. Dessen System gilt aber als durchaus kundenfreundlich. Eine andere Möglichkeit sind alternative Auktionshäuser wie Hood (hood.de) oder – altbewährt – Kleinanzeigen (auch online: http://merkur.markt. de) und Flohmärkte.