Melken mit Aussicht

Gut, dass man Kühe melken muss, war Johannes nicht neu. Schließlich kommt er vom Bauernhof. Aber von Hand melkt da auch keiner mehr. An der braunen Plastikkuh kann er das mal testen – sie ist etwas stoischer als ihre lebendigen Kollegen.
Sie hält auch still, als ihre Kollegen auf den Wiesen näher kommen und das Geschehen skeptisch beäugen. Die Plastikkameradin ist erste Station des neuen Milchwegs, der auf der Schönegger Käsealm hoch über der Ammer bei der Echelsbacher Brücke beginnt. Das Allgäu hat seine Käsewege – der Pfaffenwinkel hat nun einen Milchweg genau dort, wo die Milchlandwirtschaft stattfindet, die den Pfaffenwinkel prägt. Höfe mit rund 40 Milchkühen, mit Jungviechern, auch mal mit Schafen und einem Anteil Wald, nicht immer in perfekter Lage, weil’s oft steil ist oder moorig, weil Strahwiesen eingeschlossen sind, deren Bewahrung eben auch eine – eigentlich unrentable! – Bauernarbeit ist. Es geht um eine Landwirtschaft, die den Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft garantiert. Genau darum dreht es sich auch an der Station „Die Arbeit der Bauern“. Wo aber auch die Frage ein Thema ist, warum Gülle stinkt: Weil Bakterien der Kuh beim Verdauen des Futters helfen und dabei unangenehme Gerüche entstehen.
Johannes faszinieren eher die Bilder der Traktoren und Kreisler, die auf der Tafel zu sehen sind. Sie werden akribisch mit denen am heimischen Hof verglichen. Ergebnis: Papas Bulldogg ist besser.
Riesenmemory und Glocken-Quiz
So oder so: 10 Stationen sind es, 10 Mal Verständnis für die Arbeit der Bauern. Es geht ums Futter und Wasser für das liebe Vieh genauso wie um den Weg vom Kalb zur Kuh. Auch Ziegen erhalten ihren Platz und die Waldarbeit ebenso. Hier findet jeder etwas Wissenswertes – egal ob nun mit bäuerlichem Vorwissen gerüstet oder als Stadtkind, das inzwischen weit weg ist von der Lebensmittelerzeugung. An den 10 Stationen gibt es Erklärungstafeln und zusätzliche Erlebnisse: Ein Riesenmemory oder ein Quiz fordern clevere Köpfe, man darf dem Klang von unterschiedlichen Kuhglocken nachhören.
Das Beste daran: Kinder gehen mal wieder freiwillig mit auf einen Spaziergang, der 4,2 Kilometer umfasst. Am besten man nimmt als Wegzehrung Milch mit, gibt sie doch Kraft durch ihren Gehalt an Calcium, Magnesium und Vitaminen. Dass auch die figurbewusste Mama einen Schluck ganz ohne schlechtes Grewissen genießen darf, liegt am leicht verdaulichen Milchfett. Und am Tryptophan: Der Stoff gilt als Vorstufe des Glückshormons Serotonin. Wen wundert’s da, dass der Milchweg die ganze Familie in gute Laune versetzt...
von Nicola Förg
Einkehrtipp
Schönegger Käse Alm
- eine Station des Milchwegs
- schmackhafte Käsebrotzeiten mit Bergpanorama-Blick
- Schaukäsen, jeden Donnerstag, 11 Uhr im August zusätzlich jeden Dienstag
- Mo. bis So. 9.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet
Schönegg 6, 82401 Rottenbuch
Tel. 08867/489
Pfaffenwinkler Milchweg
Anfahrt
A 96 bis Landsberg. Über SchongaPeiting nach Rottenbuch. Alternativ: A 95 bis Starnberg, B 2 über Weilheim, Peißenberg, Peiting bis Rottenbuch. Parken in Rottenbuch oder an der Schönegger Käsealm.
Informationen
Tourist-Info Rottenbuch, Klosterhof 42, 82401 Rottenbuch. Telefon: 0 88 67/ 91 10 18, Fax: –/91 10 38. Internet: www.pfaffenwinkler-milchweg.de oder www.rottenbuch-boebing.de
Schaukäsen
Das Schaukäsen auf der Schönegger Käsealm findet von Mai bis Oktober jeweils donnerstags und im August zusätzlich dienstags ab 11 Uhr statt. Telefon: 0 88 67/ 489; im Internet: www.schoenegger.com
Baden
Schwaigsee (Badezone beim Kiosk) und in Bad Bayersoien am Soiener See (Badezone, Beachvolleyballplatz am Südufer).
Pferdetrekking
in Echelsbach. Jeweils am Di. um 10 Uhr. Reiten und Wandern mit lieben Kleinpferden, für 5-13 Jährige. Keine Reiterfahrung nötig, Infos: 0171 / 53 09 866.