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Das sind die Positionen der AfD-Flügel

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AfD-Bundesparteitag
Die Querelen zwischen den beiden Parteichefs Jörg Meuthen und Frauke Petry stehen übrigens nicht im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Partei. © dpa

München - Machtkämpfe und Alleingänge: Die AfD präsentiert sich zurzeit zerstritten. Wir zeigen die unterschiedlichen Strömungen der "Alternative für Deutschland".

AfD ist nicht gleich AfD. Seit dem Austritt von Parteigründer Bernd Lucke im vergangenen Jahr hat die Alternative für Deutschland einen Rechtsruck gemacht. Doch die Streitereien sind damit nicht beendet. Wir geben einen Überblick über die unterschiedlichen Facetten in der AfD und den aktuellen Streit um die Führungsspitze.

Alternative für Deutschland: Neoliberale Strömung

Die Neoliberalen fordern insbesondere wirtschaftliche Reformen. Das ist auch im Sinne der AfD-Gründung: 2013 gründete sich die Partei in Folge der Finanzkrise und der Euro-Rettung.

Dazu gehört auch die Forderung nach einer Abstimmung über den Euro im Parteiprogramm. Zwar hat mit Bernd Lucke der bekannteste marktradikale Vertreter mit rund 2000 Anhängern die AfD verlassen, trotzdem setzte die Strömung die Forderung nach einer "Sozialen Marktwirtschaft" ohne große staatliche Regulierung durch. Dennoch ist mit Luckes Abgang der eurokritische Kurs zu Gunsten der Flüchtlingsdebatte aus dem Fokus der Partei gerückt.

Alternative für Deutschland: Konservative Strömung

"Das Bekenntnis zur traditionellen Familie als Leitbild", lässt sich im AfD-Parteiprogramm lesen und steht stellvertretend für die Forderungen der konservativen Strömung, die von christlichen Leitbildern geprägt ist. Andere Formen des Zusammenlebens, wie die gleichgeschlechtliche Partnerschaft, werden abgelehnt.

Dazu gehören auch die Forderung nach einer Verschärfung der Gesetze zu Abtreibung, die Einstellung der "Gender"-Forschung sowie eine volle Kehrtwende in Sachen Feminismus: Keine Geschlechterquoten und kein "Gender-Mainstreaming", Frauen sollen wieder die Rolle der Vollzeit-Mutter einnehmen. Das bekannteste Gesicht der konservativen Strömung der AfD ist die EU-Abgeordnete Beatrix von Stroch.

Alternative für Deutschland: Neue Rechte/Völkisch-nationale Strömung

Die Vertreter dieser Strömung bestehen auf eine "deutsche Leitkultur" und positionieren sich klar gegen den Islam als Teil von Deutschland. Bestes Beispiel ist der Thüringer Landeschef Bernd Höcke, der seine Deutschlandfahne mit zu Günther Jauch brachte.

Sie plädieren zum Beispiel auch für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht und eine bessere Grenzsicherung. Einigen Mitgliedern der Strömung wird Kontakt zu Neonazis vorgeworfen - mit denen möchte sich die Partei jedoch nicht in Verbindung bringen lassen. Wegen derlei Vorwürfen wurde der Landesverband Saarland vorübergehend aufgelöst und seine Vorsitzenden aus der Partei geworfen.

Ost-West-Gefälle bei der AfD

Die Strömungen lassen sich auch geografisch abbilden: Im Osten dominiert die völkisch-nationale Strömung. André Poggenburg, Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt, setzte bei der Landtagswahl 2016 eher auf rechte Töne, während Uwe Junge in Rheinland-Pfalz und Jörg Meuthen in Baden-Württemberg eher moderat auftraten, so eine Studie

Die Verbände in Bayern, Bremen, Berlin und Hamburg gelten ebenfalls eher moderat. Der thüringische Landesverband unter Björn Höcke folgt klar einer völkisch-nationalen Linie, ebenso wie die übrigen Verbände.

AfD: Eine Partei mit vielen Gesichtern?

Die Führungspersönlichkeiten der Verbände könnten unterschiedlicher nicht sein. Für Petry und Höcke gehört der Islam nicht zu Deutschland, Meuthen hat nichts gegen Moscheen in der Bundesrepublik. Meuthen und Petry bezogen klar Stellung gegen Neonazis und Antisemitismus, Höcke eierte eher herum. André Poggenburg ist einfacher Handwerker, Meuthen und Petry haben promoviert. 

Trotzdem: In der letzten Landtagswahl profitierte die Partei gerade von diesen Unterschieden und dem Ost-West-Gefälle. Den Wählern waren die Streitereien in der Parteispitze lange egal - doch zuletzt rutschten die Umfrage-Werte unter die 10-Prozent-Marke.

Frauke Petry warf Bernd Lucke 2015 vor, die unterschiedlichen Strömungen nicht zu vereinen. Jetzt ärgert sie sich selbst mit dem rechten Flügel herum, die Landtagsfraktion in Baden-Württemberg hat sich eben in zwei Gruppen gespalten: Zwölf Abgeordnete schlossen sich Fraktionsführer Jörg Meuthen an, der offen den Rücktritt von Wolfgang Gedeon nach dessen antisemitischen Äußerungen forderte, die übrigen zehn Abgeordneten blieben.

AfD-Streit Frauke Petry vs. Jörg Meuthen

Die Querelen zwischen den beiden Parteichefs stehen übrigens in keinem Zusammenhang mit der Ausrichtung der Partei: Hierbei soll es sich um einen reinen Machtkampf um die Position als Spitzenkandidat in der Bundestagswahl 2017 halten. Während die sächsische Fraktionschefin besonders die Untersützung durch ihren Lebensgefährten Marcus Pretzell erfährt, stehen Partei-Vize Alexander Gauland und Bernd Höcke - aller Differenzen zum Trotz - hinter Meuthen. 

Bei dem Beschluss des Bundesvorstands, die Splittergruppe um Meuthen im Streit um den Stuttgarter Landtagsabgeordneten Gedeon als AfD-Fraktion anzuerkennen, war Petry nicht anwesend. Stattdessen mischte sie sich vor Ort auf eigene Faust in den Konflikt ein und wurde dafür von Gauland scharf kritisiert. Der Landverband Berlin begrüßte Fraktionsspaltung.

ja

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