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Gauland im ZDF: Unerwartetes Plakat sorgte für Wirbel - nun ist bekannt, wer dahintersteckt

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Von: Florian Naumann, Franziska Schwarz

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Anti-AfD-Plakat im ZDF während Gauland über Sachsenwahl und Brandenburgwahl redet.
Anti-AfD-Plakat im ZDF während Gauland über Sachsenwahl und Brandenburgwahl redet. © Screenshot: Mediathek ZDF

Nach einem ZDF-Interview mit Gauland sorgt ein Anti-Rassismus-Plakat für einen Eklat. Jetzt sprechen die Urheber aus Potsdam über die Hintergründe.

Update vom 4. September 2019: Bei den Interviews nach der Landtagswahl sorgte ein ganz besonderes Schild für Furore. Immer wieder tauchte ein Plakat mit der Aufschrift „Rassisten sind keine Alternative“ im Hintergrund der Fernsehkameras auf - etwa, als AfD-Fraktionschef Alexander Gauland sprach. Nun ist auch bekannt, wer hinter der vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke gelobten Aktion steckt: Nach Berichten von jetzt.de, handelt es sich dabei um zwei junge Menschen namens Hanna und Mortimer aus Potsdam. Ihre Nachnamen wollen sie aus Gründen der Privatsphäre nicht verraten.

Wie sie im Interview mit dem Portal erzählen, sei die Aktion eher spontaner Natur gewesen: Denn erst am Abend davor hatte Mortimer die Aufbauten des ZDF-Studios gesehen - und dann kam ihm die Idee. Seine Freundin Hanna fand den Plan „fantastisch - und kam einfach spontan mit“. Laut eigener Aussage wollte das Zweiergespann damit zeigen, „dass es im Osten auch coole Leute gibt, die liberal oder links eingestellt sind.“

Auf den Schultern ihres Freundes hielt Hanna das Schild hoch und gelangte damit in den Fernsehausschnitt. Wie Hanna erzählt, war vor allem der amtierende Ministerpräsident Dietmar Woidke eine „Riesenüberraschung“: „Danke, das war eine super tolle Aktion“, soll er laut dem Interview auf jetzt.de zu den beiden Plakatmachern gesagt haben. 

Wahl in Sachsen: Plakat mit Meinungsäußerung bei AfD-Gauland-Interview

Update vom 2. September 2019: Einen sehr effizienten Weg der Meinungsäußerung hatte am Sonntagabend ein junges Duo vor dem Potsdamer Landtag gefunden: Während der Interviews und Gesprächsrunden zur Landtagswahl schob ein Pärchen immer wieder ein Pappplakat ins Blickfeld der ZDF-Kameras. „Rassisten sind keine Alternative“ war darauf zu lesen - auch, aber nicht nur, wenn Vertreter der Alternative für Deutschland (AfD) sprachen.

Landtagswahl Brandenburg
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, li.) © dpa / Kay Nietfeld

Das Echo des Publikums fiel naturgemäß geteilt aus: Für einige waren die Plakatmaler die „Helden des Abends“, AfD-nahe Stimmen wie Rechts-Hardlinerin Erika Steinbach waren empört. Die Macher der Aktion bekamen jedenfalls noch am Abend Zuspruch von ganz oben: Der alte und mutmaßlich auch neue brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke machte höchstpersönlich vor dem Studio seine Aufwartung, wie Fotos zeigen.

Über den Inhalt des Gesprächs zwischen SPD-Ministerpräsidenten und jungen Antirassisten ist nichts bekannt - anzunehmen ist anhand der Körpersprache allerdings: Woidke war durchaus erfreut, den Standpunkt seiner Partei auch noch einmal öffentlichkeitswirksam ausbuchstabiert zu finden.

Wie die „ehrlichen Wahlergebnisse“ in Sachsen und Brandenburg ausgefallen sind, das erfahren Sie in diesem Artikel

Erstmeldung: ZDF-Zuschauer bei Gauland-Interview von unerwartetem Plakat abgelenkt

Berlin - Die Wählerstimmen der Brandenburg- und Sachsenwahl wurden noch ausgezählt, da hauten Politiker bereits ihre Analysen raus. Einer davon war AfD-Fraktionschef Alexander Gauland - und den traf ein “Photobombing” im Live-TV. 

Die AfD jubelte an diesem Wahlsonntag. Fast doppelt so viele Stimmen im Vergleich zu 2014 in Brandenburg und in Sachsen ohnehin ein Rekordergebnis. (Alle Zahlen für Brandenburg hier und für Sachsen hier, die Wähler nach Altersgruppe und Beruf hier sowie Reaktionen auf die Ergebnisse hier). Gauland saß dann am frühen Sonntagabend im ZDF-Studio mit Journalistin Britta Schausten. „Was bedeuten diese Ergebnisse für ihre Partei, die ja in beiden Bundesländern erfolgreich war, aber die ja eben auch Erfolge des extremen Flügels eingefahren hat. Hat sich damit die künftige Ausrichtung ihrer Partei im Grunde entschieden?“, möchte sie wissen.

AfD-Chef Gauland ahnungslos - Photobombing im ZDF

Gauland gibt sich ahnungslos. Die guten Ergebnisse in Sachsen und Brandenburg habe nicht der Flügel, sondern die gesamte AfD gewonnen. „Das hat mit dem Flügel nur insofern etwas zu tun, als Andreas Kalbitz als ein solcher Exponent gilt.“ Aber da die Strömungen der Partei nicht einzeln aufträten, habe das keine Auswirkung.

Schausten hakt nach. Es gebe da doch dieses interne AfD-Strategiepapier, wonach jeder Eindruck, dass die AfD eine rechtsextreme Partei sei, der Partei schade, sagt sie. „War Kalbitz nach all den Enthüllungen über seine rechtsradikale Vergangenheit schädlich für Ihre Partei?“ Gauland weicht aus. Er weist die jüngsten Berichte des Nachrichtenmagazins Spiegel als „Behauptungen“ zurück. Zugeben muss er aber: Kalbitz reiste mit einer „Gruppe“, und in der „gab es offensichtlich Leute, die möchte man nicht mit der Kneifzange anfassen“, wie Gauland es nennt. (Kalbitz hat seine Teilnahme an einer rechtsextremen Demo in Athen längst eingeräumt. Hier ein ausführliches Porträt des brandenburgischen AfD-Politikers.)

Gauland im ZDF: „Ja, demokratische Prozesse sind schwierig“

Die ZDF-Journalistin lässt nicht locker: „Trotz aller Wahlerfolge hat man ja schon das Gefühl, der Konflikt um den Kurs in Ihrer Partei wird heftiger.“ Sie meint die Kieler AfD-Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein, als sie sagt: „Wir haben jetzt diese Woche auch erlebt, sie schließen eine Landesvorsitzende aus, die sich dann weigert, die Parteizentrale zu verlassen. Haben Sie Ihre Partei als Vorsitzender noch im Griff?“

Kurzes Überlegen bei Gauland. „Ähm... ich glaube, kein Parteivorsitzender hat seine Partei im Griff. Das gilt nicht nur für die AfD, das gilt für alle demokratischen Parteien. Ja, demokratische Prozesse sind schwierig, Parteiausschlussverfahren sind schwierig, das wissen Sie, das belegt uns Sarrazin, das hat Clement belegt, Edathy, und so weiter, das heißt, das sind Probleme, und ich hab immer gesagt…” Doch an dieser Stelle können viele Zuschauer ihm wohl nicht mehr recht zuhören. Denn hinter ihm taucht etwas Unerwartetes auf.

Sachsen und Brandenburg: Protest im Live-Fernsehen: „Photobombe“ auch für Andreas Kaubitz 

Ein Papp-Banner mit der Parole „Rassisten sind keine Alternative“ schiebt sich langsam ins Bild und nimmt gut ein Drittel des Screens ein. Das Live-Interview findet vor einem Fenster statt und auf der Straße dahinter sind Menschen. Die Parolen-Trägerin sitzt wie auf einem Festival auf den Schultern von jemandem und trägt Sonnenbrille. „Rassisten sind keine Alternative“ bezieht sich klar auf den Namen von Gaulands Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD).

Andreas Kalbitz trifft es an diesem Tag im ZDF übrigens auch. „Die Schilderfrau ist die Heldin des Abends“ twittert einer zur #Brandenburgwahl. Nicht nur viele Politiker verstehen eben den Umgang mit den Medien, sondern auch einige Nicht-Politiker.

Steinbach empört sich über ZDF

Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach empörte sich: Es sei "einfach unglaublich, was das ZDF abliefert". Das ZDF erreichten auch Stimmen, es müsse den "bezahlten Vollpfosten" besser dirigieren, wenn es wolle, dass das Plakat gut sichtbar sei. Das ZDF hatte jedoch offenbar keine Handhabe oder Veranlassung, gegen das Plakat am Wahlabend etwas zu tun: Es wurde außerhalb des Studios vor dem Fenster des Studios gezeigt, das auf dem frei zugänglichen Platz vor dem Landtag am Alten Markt in Potsdam steht.

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Bei den Bierzeltreden auf dem Gillamoos in Abensberg wird es auch bei AfD um das Abschneiden bei den Landtagswahlen gehen

Mit ihren Anmerkungen zur AfD während der Livesendung zu den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg sorgte eine ARD-Moderatorin für Wirbel. Ein SPD-Politiker kritisierte jetzt scharf. In einer hessischen Gemeinde ist ein NPD-Politiker auch dank der Stimmen von SPD und CDU zum Ortsvorsteher gewählt worden. Das sorgt innerhalb der etablierten Parteien für Ärger.

frs

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