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AfD-Politiker zu Gast in Russlands Staats-TV: „Bin entsetzt, dass deutsche Panzer geliefert werden“

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Von: Nail Akkoyun

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AfD-Politiker Steffen Kotré
Der AfD-Abgeordnete Steffen Kotré spricht in einer Bundestagsdebatte. © Christian Spicker / Imago Images

AfD-Politiker Steffen Kotré ist beim russischen Propagandisten Solowjow zu Gast – seine Partei will davon nichts gewusst haben.

Moskau – Erst am Mittwoch (1. Februar) bezeichnete Putins Top-Propagandist Wladimir Solowjow Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als „Vollidioten“ sowie deutsche Medienschaffende als „die Nachfahren Goebbels“ und die der „entkommenen Nazischweine“ – einen Tag später hatte er AfD-Politiker Steffen Kotré zu Gast.

Am Donnerstagabend (2. Februar) veröffentlichte der BBC-Journalist Francis Scarr einen Screenshot der Sendung auf Twitter, ebenso kursierte auf Telegram ein Videoausschnitt. Dort behauptete Kotré, – Bundestagsabgeordneter und energiepolitischer Sprecher der AfD – dass deutsche Medien die eigene Bevölkerung gegen Russland aufhetzen würden.

AfD-Politiker Kotré im russischen Staatsfernsehen: Waffenlieferungen „kontraproduktiv“

Zu hören ist dabei vor allem eine russische Übersetzerin. Diese gibt Kotré mit den Worten wieder, die Deutschen seien mehrheitlich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, die Medien würden aber alles dafür tun, um das Volk gegen Russland und dessen Führung einzunehmen. Der Abgeordnete stellte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, die zunächst die Version der Übersetzerin wiedergegeben hatte, klar, dass er nicht von „Mehrheit“, sondern von einem „großen Teil“ der deutschen Bevölkerung gesprochen habe.

„Es werden schwere Waffen geliefert. Die deutsche Bevölkerung unterstützt dies größtenteils nicht. Es muss gesagt werden, dass Journalisten und Medien alles tun, um die deutsche Gesellschaft gegen Russland, gegen die russische Regierung aufzubringen. Nicht jeder versteht, dass die Lieferung von Waffen kontraproduktiv ist, und ich bin jetzt entsetzt, dass wieder deutsche Panzer geliefert werden, um Russen zu töten“, sagte Kotré, wie fr.de berichtet.

Russische Propaganda: AfD will von Auftritt nichts gewusst haben

Auf Anfrage von RTL/N-Tv erklärte ein AfD-Sprecher, dass der Auftritt Kotrés „nicht bekannt“ gewesen sei. Doch pro-russische Äußerungen aus den Reihen der Rechtsaußen-Partei sind nichts Neues. Parteichef Tino Chrupalla behauptete etwa, dass Moskau Verantwortung für den Ukraine-Krieg trage, die Ursachen allerdings im Westen zu suchen seien. Weiter forderte er vergangenen Juli ein Ende der Sanktionen gegen Russland.

Der Fernsehmoderator Wladimir Solowjow gilt als einer der einflussreichsten Propagandisten Russlands und wird mitunter als „Putins Stimme“ bezeichnet. Seine Sendung „Der Abend mit Wladimir Solowjow“ fungiert seit Monaten als Sammelbecken für russische Hardliner:innen sowie Verschwörungsgläubige. Abstruse Behauptungen sowie Drohungen stehen bei der Rossija-1-Sendung an der Tagesordnung.

AfD-Politiker Kotré verteidigt Auftritt im russischen Staatsfernsehen

Der AfD-Bundestagsabgeordnete hat seinen Auftritt in der Talkshow inzwischen verteidigt. Auf Twitter schrieb er am Freitag (3. Februar), er gebe jedem ein Interview und würde auch mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprechen, die Russland den Krieg erklärt haben soll. „Ich sage: trotz Krieg: Diplomatie und miteinander reden – alle Kanäle nutzen“. Im März 2022, etwa einen Monat nach Kriegsausbruch, sagte Steffen Kotré in einer Rede im Bundestag, dass der völkerrechtswidrige Angriff viel Leid bringe, aber man auch die Mitschuld des Westens betrachten müsse.

AfD-Chef Tino Chrupalla bewertete den Vorgang zunächst nicht inhaltlich. „Jeder gewählte Abgeordnete entscheidet und verantwortet zu führende Interviews in erster Linie selbst“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob der Auftritt mit ihm oder Fraktion und Partei abgesprochen gewesen sei und was er dazu sage. (nak/dpa)

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Kotré habe erklärt, dass „die Bevölkerung generell gegen die Unterstützung der Ukraine“ sei. Dies ist nicht korrekt. Er hat bei dem beschriebenen Auftritt gesagt, ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland sei gegen die Lieferung schwerer Waffen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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