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Wie viele Afghanen nach Deutschland evakuieren? Laschet schweigt - Baerbock spricht von „mehr als 50.000“

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Von: Patrick Mayer

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Kontrahenten um die Kanzlerschaft: Annalena Baerbock (Die Grünen) und Armin Laschet (CDU).
Kontrahenten um die Kanzlerschaft: Annalena Baerbock (Die Grünen) und Armin Laschet (CDU). © IMAGO / Future Image

Die deutsche Politik diskutiert darüber, wie viele Helfer der Bundeswehr aus Afghanistan nach Deutschland evakuiert werden sollen. Annalena Baerbock und Armin Laschet liegen offenbar weit auseinander.

München/Berlin - Die Evakuierungsmission der Bundeswehr und anderer Streitkräfte in Afghanistan läuft nach der Machtübernahme der Taliban am Hindukusch auf Hochtouren. Stand Montagnachmittag, 23. August, hatte die Bundeswehr rund 3000 Menschen aus dem Land in Zentralasien ausgeflogen, darunter etwa 1800 afghanische Bürger.

Bundeswehrmission in Kabul: Wie viele Afghanen werden nach Deutschland geflogen?

Die Bundesregierung nannte als Ziel der Bundeswehrmission in Kabul die „militärische Evakuierung“ deutscher Staatsangehöriger und „weiterer designierter Personen“, für die Deutschland Verantwortung trage. Maximal 600 Soldatinnen und Soldaten sind im Einsatz, darunter rund 80 Spezialkräfte der Fallschirmjäger und des Kommando Spezialkräfte (KSK). Unter anderem holten KSK-Soldaten zuletzt eine Münchner Familie aus der Stadt an den Flughafen Kabul, um diese nach Deutschland zu evakuieren.

Mit wuchtigen A400M-Maschinen werden die Geretteten zuerst nach Taschkent in Usbekistan geflogen, und dann an die Nato-Staaten verteilt. Auch an Deutschland. Zur Einordnung: In den vergangenen Jahren hatten mehrere Tausend Einheimische die deutschen Soldatinnen und Soldaten bei ihrem Einsatz unterstützt - zum Beispiel als Dolmetscher, Köche oder Informanten. Viele von ihnen fürchten sich wegen der Zusammenarbeit mit dem Westen nun vor den Taliban - und wollen einfach nur noch raus. Doch, wie mit diesen Menschen umgehen? Die Debatte darüber läuft längst, weit über Berlin hinaus.

„Das, was an Desaster passiert ist, können wir nicht einfach verschweigen.“

Annalena Baerbock (Die Grünen)

Bundeswehrmission in Kabul: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet äußert sich defensiv

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) forderte zuletzt, finanzielle Hilfen für Afghanistan an Garantien der Taliban für Menschenrechte zu koppeln. „Wir können Entwicklungszusammenarbeit von Schulbildung für Mädchen und anderen Minimalstandards abhängig machen“, sagte der CDU-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Ziel sei, „auf die Taliban Einfluss zu nehmen, damit das Land nicht wieder zum Hort des internationalen Terrorismus wird“, erklärte der 60-jährige Rheinländer weiter. Sein Ansatz: finanzielle Hilfe als Hebel.

Wie viele Menschen zur Sicherheit nach Deutschland gebracht werden sollen, darüber sprach Armin Laschet so kurz vor der Bundestagswahl 2021 (26. September) bislang nicht. Er nannte keine konkrete Zahl. Ganz anders Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Ihr Ansatz könnte so kurz vor der Bundestagswahl polarisieren - mutmaßlich.

Im Video: Evakuierung aus Afghanistan: So funktioniert die Luft­brücke nach Kabul

„Das, was an Desaster passiert ist, können wir nicht einfach verschweigen“, meinte die 40-jährige Niedersächsin im „Sommerinterview“ der ARD. Sie forderte ferner eine breit angelegte Afghanistan-Konferenz mit den Anrainerstaaten. Und Annalena Baerbock geht offenbar noch weiter.

Bundeswehrmission in Kabul: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock schwebt hohe Zahl vor

Die Grünen-Kanzlerkandidatin nannte in dem ARD-Gespräch zwar ebenfalls keine klare Zahl der von Deutschland aufzunehmenden Menschen. Sie betonte aber, es gehe neben den Ortskräften auch um Familienangehöre, Subunternehmer, Journalisten oder Frauenrechtlerinnen, die aus Afghanistan nach Deutschland ausgeflogen werden „müssten“. Sie nannte eine Größenordnung von deutlich über 50.000 Personen.

Dass noch deutlich mehr als die bislang 1800 Afghanen ausgeflogen werden sollen, darauf wies auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Montagabend hin. Deutschland führe mit den „USA, der Türkei und anderen Partnern Gespräche, mit dem Ziel, einen zivilen Betrieb des Flughafens in Kabul zu ermöglichen“, erklärte Maas in einer Stellungnahme. Auch der Saarländer nannte keine Zielgröße. Und die Taliban signalisierten zu diesem Zeitpunkt keine Gesprächsbereitschaft über den August hinaus. (pm)

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