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IS-Ableger in Afghanistan immer gefährlicher: US-General warnt vor neuen Anschlägen im Westen

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Von: Katharina Brumbauer

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Senate Committee on Armed Services hearing to examine the posture of United States Central Command and United States Afr
Michael Kurilla warnt vor neuen Anschlägen des Islamischen Staates. Der IS-Ableger in Afghanistan könnte es auf Ziele in Europa und Asien abgesehen haben. © IMAGO/Rod Lamkey - CNP

Obwohl sie weiter gegen die Taliban um Einfluss in Afghanistan kämpfen, könnte ISIS-K, der Ableger des islamischen Staates Ziele im Westen ins Visier nehmen. Ein US-General fürchtet neue Anschläge, noch vor Ende des Jahres.

Kabul/Washington - Sie gilt als einer der gefährlichsten Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS): die Gruppe ISIS K. ISIS K operiert in Afghanistan, ist dort auch bekannt unter dem Namen Islamischer Staat in der Provinz Khorasan. Mit den islamistischen Taliban, die im August 2021 die Macht übernommen hatten, steckt ISIS K in einem tiefen Machtkampf. Die konkurrierenden Gruppen bekämpfen sich gegenseitig. Im Jahr 2022 sind mehrere hundert Menschen in Afghanistan bei Anschlägen von ISIS K gestorben. Doch jetzt warnte US-General Michael Kurilla: auch westliche Ziele könnte die Terrormiliz ins Visier nehmen.

Video: Die Taliban und der Islamische Staat kämpfen in Afghanistan um Einfluss

„Innerhalb von sechs Monaten kann ISIS-K Operationen gegen US-amerikanische oder andere westliche Interessen im Ausland starten“, erklärte Kurilla am Donnerstag bei einer Anhörung im Kongress. Das berichtete zunächst das US-Nachrichtenportal Voice of America. Er fürchte Anschläge vor allem in Europa und Asien. Der Geral schätzte, dass es für die Islamisten „viel schwerer“ sei, einen Anschlag auf amerikanischem Boden auszuüben.

Hochrangige US-Beamte über afghanischen IS-Ableger: „Nur eine Frage der Zeit, bis sie die Fähigkeit und die Absicht haben, den Westen anzugreifen“

Kurilla folgt mit seinen Aussagen der Argumentation, die zuvor bereits weitere hochrangige US-Beamte gewählt haben. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie die Fähigkeit und Absicht haben, den Westen anzugreifen“, hatte vergangene Woche bereits Scott D. Berrier, Generalleutnant der US-Armee Scott Berrier betont.

Im Januar sagte Christine Abizaid, Direktorin des National Counterterrorism Center, sie sehe Hinweise darauf, dass ISIS K plane, auf der internationalen Bühne ein Zeichen zu setzen und seinen Kampf über die Landesgrenzen von Afghanistan auszudehnen. Die Terrrormiliz sei „die Bedrohung, vor der ich mir am meisten Sorgen mache.“

Terrormiliz Islamischer Staat: In Afghanistan werden 1000 bis 300 Kämpfer in ihren Diensten vermutet

Auch andere Staaten sehen Anzeichen, dass eine Gefahr durch ISIS-K wächst. Wie Voice of America weiter berichtet, hätten mehrere UN-Mitgliedsstaaten Geheimdienstinformationen erhalten, dass ISIS-K 1000 bis 3000 Kämpfer besitzt. Hier beruft sich das Nachrichtenportal auf einen UN-Bericht. Die Dschihadisten hätten Zellen in den Provinzen Kunar, Nangarhar und Nuristan eingerichtet. Es wird angenommen, dass sich kleinere Gruppen von ISIS-K-Kämpfern in bis zu fünf weiteren Provinzen niedergelassen haben. Und die Gruppe rekrutiert aktiv in mehreren Sprachen, von Paschtu über Persisch bis hin zu Russisch.

Taliban, Al Kaida und IS

Radikale Gruppen in Afghanistan: Wo liegen ihre Gemeinsamkeiten und ihre Konfliktpunkte?

Es ist nicht das erste Mal, dass US-Behörden davor warnen, dass ein Anschlag von ISIS-K-Kämpfern im Westen wahrscheinlicher werden könnte. Im Oktober 2021 hatte der hochrangige Pentagon-Beamte Colin Kahl gewarnt, dass die USA fürchten müsse, binnen sechs Monaten von dem Ableger des Islamischen Staates angegriffen zu werden. Kurz zuvor hatte die Miliz in Afghanistan mehrere Attentate verübt. Unter anderem hatten sie Moscheen attackiert und mit Raketen den Flughafen von Kabul attackiert.

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 nehmen Anschläge in Afghanistan zu

Nach der erneuten Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 haben Anschläge in Afghanistan wieder ein dramatisches Ausmaß angenommen. Kahl hatte daher im Herbst 2021 auch vor einem Wiedererstarken der Terrororganisation Al-Qaida gewarnt. In „ein oder zwei Jahren“ sei es möglich, dass Al-Qaida erneut Anschläge außerhalb Afghanistans verüben.

Diese Vorhersagen haben sich bisher noch nicht bewahrheitet. Und bis vor wenigen Monaten waren sich die meisten US-Beamten einig, dass der afghanische Ableger des IS nur wenige Anzeichen dafür gezeigt hatte, dass er außerhalb der Region zuschlagen könnte.

Konflikt in Afghanistan
Militärfahrzeuge stehen nach dem Abzug der US-Truppen auf dem Flughafen Kabul. Fast 20 Jahre lang leisteten US-Soldaten in Afghanistan Einsatz. © Saifurahman Safi/dpa/Xinhua

Seit dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte aus Afghanistan sei es aber schwierig, geheimdienstliche Informationen über die Entwicklungen in Afghanistan zu sammeln. Weil man im Land nicht mehr präsent sei, sind „Unsere Möglichkeiten da eingeschränkt“, räumte auch Kurilla am Donnerstag vor dem Kongress ein.

US-General Kurilla: auch die Aktivitäten von IS-Kämpfern in Syrien und Irak machen ihm Sorgen

Derweil äußerte Kurilla aber auch Bedenken angesichts möglicher Aktivitäten des Islamischen Staates in Syrien und Irak. Die Kämpfer in der Region seien „erheblich geschwächt, aber sind weiter fähig, Operationen zu starten“, sagte Kurilla. Auch hätte die Miliz weiterhin den Wunsch, außerhalb Syriens und Iraks zuzuschlagen. Große Sorgen machten dem General die 10 000 IS-Kämpfer, die im Nordosten Syriens in Gefängnissen sitzen würden. (kb)

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