Update vom 27. August, 10.30 Uhr: Nach dem Tod von 13 US-Soldaten bei dem Anschlag am Kabuler Flughafen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier US-Präsident Joe Biden kondoliert. „Wir trauern mit Ihnen um die Opfer des brutalen Anschlags in Kabul“, schrieb Steinmeier am Freitag. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der tapferen amerikanischen Soldaten, die ihr Leben gaben, um das Leben anderer zu retten.“
Mit ihrem mutigen Einsatz hätten sie auch die Evakuierung vieler Deutscher und tausender afghanischer Ortskräfte erst möglich gemacht, erklärte Steinmeier. „Wir beklagen mit Ihnen auch die vielen Toten und Verletzten unter der afghanischen Zivilbevölkerung, die unseren Schutz gesucht haben.“ Deutschland stehe in „dieser schweren Stunde fest an der Seite der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus, der so viel Leid über so viele Menschen bringt“.
Update vom 27. August, 9.40 Uhr: Die britische Rettungsmission in Afghanistan neigt sich dem Ende zu. Es sei nur noch eine Sache von Stunden, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace am Freitagmorgen im Nachrichtensender Sky News. Die Bearbeitung von Ausreisedokumenten sei bereits beendet und der britische Eingang zum Flughafen geschlossen. „Wir werden weiterhin versuchen, ein paar Menschen in der Menge zu finden, wo wir können“, so Wallace weiter. Es sei aber „eine traurige Tatsache“, dass nicht jeder einzelne evakuiert werden könne. Wallace rief Menschen, die das Land nach dem Abzug der westlichen Truppen verlassen wollten, dazu auf, in eines der Nachbarländer auszureisen. Wann genau die letzten britischen Soldaten den Flughafen in Kabul verlassen werden, konnte der konservative Politiker noch nicht sagen. Die US-Streitkräfte würden aber die letzten vor Ort sein.
Der blutige Anschlag vom Donnerstag habe keinen Einfluss auf die Dauer des Einsatzes gehabt, sagte der Minister. Britische Soldaten kamen bei dem Angriff nicht zu Schaden. Wallace sprach aber von etwa 60 bis 80 afghanischen Zivilisten, die neben den 13 getöteten US-Soldaten bei den Selbstmordattentaten ihr Leben verloren.
Neuigkeiten aus Norwegen: Nach der Machtübernahme der Taliban konnte sich die ehemalige afghanische Ministerin für Mineralien und Erdöl, Nargis Nehan, in das Land retten. Auf Twitter schrieb sie am Donnerstag, sie sei endlich mit ihrer Familie in Norwegen gelandet, hätte aber ihren Vater und ihre Schwester zurücklassen müssen. „Ich bin nicht länger eine stolze, robuste und hoffnungsvolle Afghanin“, schrieb sie. „Ich bin wieder ein hoffnungsloser und hilfloser Flüchtling, dessen Suche nach einer Identität, einem Zuhause und Frieden nie aufhört.“
Update vom 27. August, 9 Uhr: Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die Bundeswehrsoldaten nach dem Ende ihres Evakuierungseinsatzes in Kabul in der usbekischen Hauptstadt Taschkent in Empfang genommen. Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn seien am Donnerstagabend nach Taschkent geflogen, teilte das Verteidigungsministerium am Freitagmorgen mit. „Die Evakuierungsoperation in Kabul war hochgefährlich. Die Bundeswehr hat unter schwersten Bedingungen vor Ort so viele Menschen wie möglich in Sicherheit gebracht“, erklärte das Ministerium auf Twitter.
Erstmeldung vom 27. August, 7.50 Uhr:
Kabul – Es sind düstere Stunden in einer sowieso schon katastrophalen Situation. Am Flughafen Kabul ist es am Donnerstag (26. August) zu zwei Selbstmordanschlägen gekommen. Dabei kamen mindestens 60 afghanische Zivilisten ums Leben. Die Zahl der bei dem Doppelanschlag getöteten US-Soldaten stieg auf 13. Ein weiterer Militärangehöriger sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das Verteidigungsministerium in Washington am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Bereits zuvor hatte es massive Warnungen vor einem solchen Anschlag gegeben. Nach Angaben der US-Armee hatten sich nahe des Flughafens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Weitere Angreifer eröffneten das Feuer auf Soldaten und Zivilisten. Die USA machen den regionalen Ableger des sogenannten Islamischen Staates (IS) dafür verantwortlich. Der IS bekannte sich zunächst nur zu einem Selbstmordanschlag.
US-Präsident Joe Biden zeigte sich erschüttert und sprach von den getöteten US-Soldaten als „Helden“. In Richtung der Terroristen verkündete er: „Wir werden euch jagen und euch büßen lassen.“ In seiner Ansprache bekräftigte der Demokrat außerdem, dass der laufende Evakuierungseinsatz zur Rettung von US-Bürgern und afghanischen Ortskräften fortgesetzt werde.
In der deutschen Politik werden derweil Forderungen laut. Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz hat den Bund um finanzielle Unterstützung und ein koordiniertes Vorgehen von Bund, Ländern und Kommunen bei der Aufnahme afghanischer Geflüchteter gefordert. „Wichtig ist, den afghanischen Menschen, die bereits in Deutschland sind oder die im Rahmen der Evakuierung nach Deutschland kommen, die volle Integration in unsere Gesellschaft, in Ausbildung und in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen“, so Dreyer gegenüber der Rheinischen Post am Freitag.
Derweil kritisiert der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, André Wüstner, die Bundesregierung. Mit Blick auf die Lage in Afghanistan warf er dieser vor, nur „bedingt strategiefähig zu sein“. Im Interview mit den ARD-“Tagesthemen“ sagte Wüstner am Donnerstag, die Lehre der vergangegen Jahre sei, dass es „unwahrscheinliche Probleme“ gebe, etwa bei der Koordination zwischen den Ressorts. „Da ist einiges zu tun und ich hoffe, das gelingt in der nächsten Regierung.“ Viele Soldatinnen und Soldaten sind laut Wüstner, „wütend, frustriert aufgrund der chaotischen Zustände“ – auch hinsichtlich der Tatsache, dass vielleicht noch Freunde in Afghanistan seien, etwa „Ortskräfte, die man kennengelernt hat“.
Die Einsatzkräfte der Bundeswehr kehren nach dem Ende der Evakuierungsmission am Freitagnachmittag nach Deutschland zurück. Empfangen werden sie bei der Ankunft gegen 16 Uhr im niedersächsischen Wunstorf von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Generalinspekteur Eberhard Zorn, der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), und weiteren Politikerinnen und Politikern. Das teilte die Bundeswehr am Donnerstagabend mit. Bis zu 600 Einsatzkräfte waren an dem bisher größten militärischen Evakuierungseinsatz der Bundesrepublik beteiligt.
Die US-Luftwaffe und ihre Verbündeten haben nach Angaben des Weißen Hauses bereits mehr als 100.000 Menschen aus Afghanistan* ausgeflogen. Allein am Donnerstag seien vom Vormittag bis kurz vor Mitternacht (Ortszeit Kabul) rund 7500 Menschen evakuiert worden, 5100 davon mit Flugzeugen des US-Militärs, gab ein Vertreter der US-Regierung an. (aka mit Agenturen) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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