Biden nannte die Szenen am Flughafen* in Kabul „herzzerreißend“. Er zeigte sich aber unbeirrt in seiner Überzeugung, dass seine Entscheidung eines vollständigen Truppenabzugs kein Fehler war. „Ich denke, dass die Geschichte festhalten wird, dass dies die logische, rationale und richtige Entscheidung war.“ Die Evakuierung von Tausenden Menschen aus Kabul wäre immer „hart und schmerzvoll“ verlaufen, unabhängig vom Zeitpunkt ihres Beginns. Bidens Regierung wird vorgeworfen, zu spät damit begonnen zu haben.
Die militant-islamistischen Taliban hatten am Sonntag vergangener Woche Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, Racheaktionen. Viele Bürger befürchten, dass die Extremisten wie schon vor 25 Jahren ein islamisches „Emirat“ errichten wollen und dabei mit drakonischen Strafen gegen Andersdenkende vorgehen.
Kanzlerin Angela Merkel* (CDU) ließ sich am Sonntagabend nach dpa-Informationen direkt nach ihrer Rückkehr von einer Ukraine-Reise per Hubschrauber ins Kanzleramt bringen, um an Krisenstab-Beratungen zur Lage in Afghanistan teilzunehmen.
Die G7-Staaten wollen am Dienstag auf einem Sondergipfel ihr Vorgehen in Afghanistan abstimmen, unter anderem bei den Evakuierungen. Eine Fortführung des Evakuierungseinsatzes ohne die USA gilt als ausgeschlossen. Die britische Regierung, aber auch deutsche Politiker setzen sich für eine Verlängerung der Rettungsmission über das Monatsende ein. So forderte beispielsweise der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour in der Welt, die Bundesregierung müsse in Washington darauf hinwirken, „dass die US-Truppen die Evakuierungsflüge über den August hinaus möglichst absichern“. (dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.