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Afghanistan fällt an die Taliban: Das Desaster des Westens

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Von: Christian Deutschländer

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Christian Deutschländer kommentiert die aktuelle Situation in Afghanistan.
Christian Deutschländer kommentiert die aktuelle Situation in Afghanistan. © Gulabuddin Amiri/AP/dpa / Marcus Schlaf

Nach dem Abzug der Westmächte triumphieren die Taliban in Afghanistan. Ein Debakel historischen Ausmaßes, kommentiert Politik-Redakteur Christian Deutschländer.

Das geschundene Afghanistan erlebt die Rückkehr zur Schreckensherrschaft der Radikalislamisten. Das ist für den Westen ein Debakel historischen Ausmaßes, auch für die deutsche Politik. All die Schönredner in Parlament und vor allem Verteidigungsministerium, die vom „erfüllten Auftrag“ salbadern, müssen nun eingestehen: Es war alles umsonst, es ist alles verloren – die Menschenleben der deutschen Soldaten im Einsatz, die Tragödien der Verwundeten und Traumatisierten, die ins Land gepumpten und dort versickerten Milliarden. Wie Hohn klingt auch jedes Wort von den Ausbildungsmissionen im Land. Die ach so toll ausgebildeten Sicherheitskräfte warfen sich überall im Land vor den Taliban in den Staub und übergaben kampflos Stadt für Stadt.

Afghanistan: Falsch war nicht, den Einsatz zu beginnen, sondern falsch war, ihn halbherzig zu führen

Der Kapitulation des Westens liegen mehrere Fehler zugrunde. Falsch war nicht, den Einsatz zu beginnen, sondern falsch war, ihn halbherzig zu führen. Mit mehr militärischer Macht, mehr Härte gegenüber den allzeit korrupten Regimen in Kabul wäre das Land zu stabilisieren gewesen. Nicht nach Maßstäben westlicher Demokratien, wohl auch nicht als ungeteiltes Land, aber so tragfähig, dass der Bevölkerung der Rückweg ins Mittelalter erspart geblieben wäre. Falsch war auch der innenpolitisch motivierte Eil-Abzug der USA, Trumps Erbe und Bidens Mutlosigkeit, die Fehlentscheidung zu korrigieren.

Kabul fällt, die Regierung kriecht davon, die westlichen Mitarbeiter fliehen aus dem Land – was für ein Desaster. Afghanistan steuert in eine humanitäre Katastrophe. Wer das für ein Regionalproblem hält, wird von den auf den Westen zukommenden gewaltigen Fluchtbewegungen in den kommenden Jahren eines Besseren belehrt.

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