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Kritik an Merkels Corona-Kurs: Ärztin rügt „allesdichtmachen“ - Mord-Drohung gegen „Tatort“-Star?

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Von: Astrid Theil, Marcus Giebel, Patrick Mayer

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#allesdichtmachen: Prominente Schauspieler protestieren im Netz gegen die Corona-Politik. Eine Ärztin ruft nun auf zur Gegenaktion - #allemalneschichtmachen. News-Ticker.

Update vom 25. April, 17.48 Uhr: „Was ist nur aus unserem Land geworden, dass man nicht mehr kritisch hinterfragen darf?“, sagte Schauspieler Ben Becker in einem Bild Live-Gespräch. Seine Schwester Meret Becker hatte sich an #allesdichtmachen beteiligt, ihr sei viel Hass dafür entgegen geschlagen. „Meine Schwester sitzt zuhause und weint. Sie bekommt sogar Morddrohungen“, sagte Becker.

Becker selbst befindet sich derzeit bei Dreharbeiten für einen ZDF-Film. „Ich sitze hier am Set in meinem Wohnwagen, und draußen stehen Leute und rufen, wo der Becker ist. Das macht Angst. Wer weiß, was noch alles passieren wird.“

ie Schauspieler und Geschwister Meret und Ben Becker kommen zur Premiere des neuen Berliner «Tatort» am 09.03.2015 ins Kino Babylon in Berlin
Die Schauspieler und Geschwister Ben Becker und Meret Becker: Kritik im Rahmen von #allesdichtmachen (Archivaufnahme aus dem Jahr 2015) © Jörg Carstensen/ dpa-Bildfunk

#allesdichtmachen - Notärztin kontert umstrittene Aktion mit #allemalneschichtmachen

Update vom 25. April, 12.39 Uhr: Sie haben eine Debatte losgetreten - aber eine, die völlig am Thema vorbeiführt. Die Schauspieler, die sich an der Aktion #allesdichtmachen beteiligten, stehen im Mittelpunkt der Diskussion. Sie und die Frage nach der Umsetzung ihrer Aktion. Inhaltlich geht es damit eben größtenteils gerade nicht um die Themen, die die Künstler ihren eigenen Angaben zufolge zur Diskussion stellen wollten. Es sind jetzt die Ärzte und Pfleger, die die Diskussion wieder versuchen auf das Existenzielle zurückbringen und kritisieren. Unter dem Motto #allemalneschichtmachen hat die Notärztin und Bloggerin Carola Holzner, alias „Doc Caro“, nun die beteiligten Schauspieler dazu „herzlich eingeladen“, mal eine Schicht im Rettungsdienst, in der Notaufnahme oder etwa auf der Intensivstation abzuleisten.

„Ihr habt eine Grenze überschritten“, sagt Holzner in ihrem Post. „Und zwar eine Schmerzgrenze all jener, die seit über einem Jahr alles tun.“

Kritik an Merkels Corona-Lockdown: Die Aktion #allesdichtmachen wird weiterhin kontrovers diskutiert

Update vom 24. April, 14.30 Uhr: Die Aktion #allesdichtmachen wird weiterhin kontrovers diskutiert. Manche der 50 beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler äußern sich erneut oder haben ihre Videos löschen lassen. Eine neue Mitteilung auf der Homepage der Aktion soll diese nun kontextualisieren und so weiterer Kritik entgegenwirken.

Nun hat sich auch ein Wissenschaftler zu der Aktion geäußert: Der Daten- und Politikwissenschaftler Josef Holnburger stuft die Aktion mit Blick auf die öffentliche Meinungsbildung als problematisch ein. Der Grund: Die Schauspieler würden sich der gleichen „hämischen Narrative“ bedienen, die Bestandteil von Verschwörungstheorien seien. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur nannte er konkrete Beispiele: „Etwa vermeintlich gleichgeschaltete Medien oder ein Kritikverbot an der Regierung. Es wundert mich deshalb nicht, dass der Applaus aus dieser Szene besonders laut ist.“

Update vom 24. April, 14.00 Uhr: In der Radio-Bremen-Talkshow 3nach9 hat sich auch Unionskanzlerkandidat Armin Laschet zu der Videoclip-Aktion #allesdichtmachen geäußert. Laschet war bereits einige Tage zuvor wegen seiner Nominierung als Kanzlerkandidat in die Sendung eingeladen worden. Da der Schauspieler Jan Josef Liefers als bekanntestes Gesicht der Aktion #allesdichtmachen ebenfalls in der Sendung anwesend war, äußerte sich Armin Laschet zu der Protestaktion der Schauspielerinnen und Schauspielern.

Armin Laschet zur Aktion #allesdichtmachen: Meinungen müssen geäußert werden dürfen

Laschet sagte vorweg, dass er seine Worte deutlich abwägen wolle, weil es sich um ein emotionales Thema handele. „Erstens glaube ich, dass es berechtigt ist, auch die anderen Opfer der Pandemie einmal zu nennen“, betonte er und bezog sich dabei auf Kinder, Menschen mit Suizidabsichten und alleinstehenden Bewohnern von Pflegeheimen. Daher sei ihm das Abwägen zwischen Covid-19-Schäden und Schäden, die durch den Lockdown entstehen, wichtig. In der aktuellen Lage seien die harten Maßnahmen notwendig.

Daraufhin verteidigte NRW-Ministerpräsident Laschet die Protestaktion #allesdichtmachen, ohne sich dabei mit ihr zu solidarisieren. Es machte vor allem auf die Redefreiheit aufmerksam: „Man darf das sagen in einem freien Land.“ Weiter führte er aus: „Man muss es nicht teilen, man kann sagen, es ist geschmacklos – ich sage das nicht –, aber man kann das sagen.“ Die Forderung des SPD-Politikers und WDR-Rundfunkrats Garrelt Duin, die Zusammenarbeit mit Schauspielern wie Liefers und Ulrich Tukur zu beenden, hält er für überzogen.

Klare Worte von CDU-Chef Laschet: Aktion ist nicht „rechts“

In erster Linie kritisierte Laschet jedoch die Abstempelung der Aktion als „rechts“. Er fand klare Worte: „Von diesen 50 ist keiner AfD, ist keiner rechts. Die haben eine andere Meinung als die Mehrheit“. Gerade in Krisensituationen sei seiner Meinung nach auch die Minderheitsmeinung – von Künstlern und Intellektuellen – wichtig.  Laschet machte deutlich, dass er die Meinung der Beteiligten der Protestaktion nicht teile, aber es möglich sein müsse, diese zu äußern. Zuvor hatte sich der Schauspieler Liefers, der an der Videoclip-Aktion #allesdichtmachen beteiligt war, in der Radio-Sendung erklärt und verteidigt.

Update vom 24. April, 7.34 Uhr: Nach der Videoclip-Aktion #allesdichtmachen hat sich Schauspieler Jan Josef Liefers nachdenklich über das gewählte Mittel geäußert. „Ich finde auch den Punkt interessant, dass vielleicht Ironie wirklich ein ungeeignetes Mittel ist“, sagte er am Freitagabend in der Radio Bremen-Talkshow 3nach9. Er sehe aber derzeit eine Lücke: „Es gibt nicht nur auf der Seite der Erkrankten Trauer und Leid, sondern auch auf der Seite derer, die unter diesen Maßnahmen inzwischen nun wirklich anfangen zu leiden, die sehe ich nicht so richtig vertreten.“

„Wenn man dann was sagt, passiert das eben durch so framingartige Situationen, dass man sofort ziemlich radikal in so Ecken gepusht wird, in die man gar nicht reingehört“, sagte der 56-jährige Schauspieler. Es gebe Menschen, die man gerade verliere, weil es für sie keine Stimme gebe. Für ihn sei in der Corona-Krise nicht ersichtlich, wie Entscheidungen zustande kämen. „Mir fehlt im Moment die Transparenz. Wie kommt eine Bundesregierung nach so vielen im Grunde halben, Viertel, ganzen, Dreiviertel-Lockdowns auf die Idee, es immer wieder zu machen?“

#allesdichtmachen: Folkerts gesteht Fehler ein - Richy Müller distanziert sich von Aktion

Mit seinem waren Videos von rund 50 andere Schauspielern und Schauspielerinnen veröffentlicht worden. Mehrere distanzierten sich im Laufe des Freitags von ihren Beiträgen - unter anderem Ulrike Folkerts. Sie bezeichnete ihre Teilnahme an der Aktion als Fehler. „Die Videos, die entstanden sind, wurden falsch verstanden, sind vielleicht falsch zu verstehen.“ Das schrieb die „Tatort“- Kommissarin am Freitagabend auf Instagram. „Ich habe einen Fehler gemacht, ich war naiv genug zu glauben, mit meinen Kollegen*innen ein gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen. Das Gegenteil ist passiert.“ Es tue ihr leid, „Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben“.

Die Corona-Maßnahmen bezeichnete Folkerts dabei als „absolut richtig“. Sie sei weit davon entfernt, „Querdenkern und Rechten Argumente in die Hände zu spielen“, betonte sie. „Es ist furchtbar, dass man mir das unterstellt.“ Die Aktion sei „schief gegangen und unverzeihlich“.

Auch Schauspieler Richy Müller distanzierte sich inzwischen von der Aktion. „Ich musste feststellen, dass mein Video vielen Menschen wehgetan hat, die ich niemals kränken oder veralbern wollte“, sagte der 65-Jährige dem Nachrichtensender ntv. Er sei blauäugig gewesen. Dabei sei er indirekt sogar selbst betroffen: „Die Tochter meiner Frau ist mit Anfang 20 zu Beginn der Pandemie an Corona erkrankt. Und sie hatte ein halbes Jahr lang Probleme mit der Atmung.“

Kritik an Merkels Corona-Lockdown: „Tatort“-Aus für zwei TV-Stars gefordert - Nun äußert sich Jan Josef Liefers erneut

Update vom 23. April, 22.45 Uhr: Aufgrund seiner Popularität gilt Jan Josef Liefers als eines der Gesichter der Kampagne #allesdichtmachen. Im WDR äußert sich der „Tatort“-Schauspieler zur Aktion und der heftigen Kritik. „Es gibt weltweit Studien von Leuten, die ihre Hausaufgaben auch gemacht und studiert haben, die zum Beispiel über einen Lockdown zu ganz anderen Erkenntnissen kommen als wir. Ich möchte gern, dass diese Regierungsentscheidungen transparenter sind und nicht einfach so stattfinden hinter verschlossenen Türen, in Ministerpräsidentenrunden und so weiter. Das ist mir wichtig“, zeigt er seine Motivation auf.

Von seiner grundsätzlichen Meinung zur Corona-Politik und zur Berichterstattung darüber lasse Liefers sich nicht abbringen: „Ich habe niemanden verhöhnt, der seine Arbeit macht. Und wissen Sie, in unserem Freundeskreis sind so viele Mediziner. Ich habe hohen Respekt und große Achtung vor dem, was dort geleistet wird. Das ist ein Protest, der richtet sich gegen unsere Regierung und zum Teil auch die Rolle, die die Medien in unserem Land spielen.“

Explizit auf seinen Schlusssatz „Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht“ angesprochen, erklärt der Familienvater: „Ich finde, Sie könnten den Verzweifelten mehr Aufmerksamkeit schenken - ja, das meine ich.“ Damit spielte er den Ball wieder zur Politik und den Medien.

Update vom 23. April, 22.05 Uhr: Auch von Lutz van der Horst setzt es heftige Kritik an der Video-Kampagne - der Komiker hat aber auch sehr persönliche Beweggründe, die Verharmlosungen zu verteufeln. Denn er hat sich mit Corona infiziert, wie der selbsternannte „Kasper von der heute Show“ in einem Video offenbarte. Darin legt er sarkastisch „Danke an die mutige Aktion #allesdichtmachen. Ich bin vorgestern positiv auf Corona getestet worden und ich habe keine Ahnung, wo ich mir das verf... Virus eingefangen hab‘.“

Und weiter berichtet er über die äußerst unschönen Folgen: „Danke, dass ihr die Leute ermutigt, unvorsichtiger zu sein, damit sie in den gleichen Genuss kommen können wie ich. Zwei Wochen Kontaktverbot, Kopfschmerzen, Husten und hoffentlich bald auch hohes Fieber. Und wenn ich richtig Glück habe, dann lande ich ja sogar auf der Intensivstation und muss künstlich beatmet werden.“

Einmal in Rage, fordert van der Horst augenzwinkernd: „Zeigt jetzt alle Mut: Scheißt auf das Virus, alles aufmachen. Jetzt. Auch meine Wohnung. Also kommt doch ruhig mal vorbei. Dann trinken wir einen schönen Rotwein zusammen.“ Zum krönenden Abschluss hustet er noch in die Kamera - das war allerdings geschauspielert.

Schauspieler-Videos gegen Corona-Politik: „4 Blocks“-Star Ramadan fragt Kollegen nach „fucking Problem“

Update vom 23. April, 19.35 Uhr: Kida Khodr Ramadan reagiert mit einem Video auf die Video-Aktion zahlreicher Schauspielkollegen und -kolleginnen. Der Serienstar aus „4 Blocks“ schimpft darin über „eine Kunstaktion, wo ich auch angefragt war - wo ich immer ein schlechtes Gefühl dabei hatte, weil ich nie von den Erfindern dieser Sache richtig aufgeklärt wurde. Deshalb habe ich da irgendwann nicht mehr drauf reagiert. Ich bin sehr sehr glücklich darüber, dass ich am Ende dieses Video nicht gemacht habe.“

Für ihn stelle sich auch jetzt noch die Frage: „Was wollt ihr damit erzählen?“ Für die beteiligten Künstler und Künstlerinnen gelte: „Ihr seid nur am arbeiten, und ihr seid richtig gut am arbeiten. Wo ist euer fucking Problem?“ Dann hält Ramadan ihnen vor, nach dem Attentat von Hanau oder in anderen Situationen kein Statement gesetzt zu haben.

Ein ausdrückliches Lob sendet der im Libanon geborene Berliner an Nora Tschirner, Hans-Jochen Wagner, Christian Ulmen, Sandra Hüller und Elyas M‘Barek für deren kritischen Reaktionen. Und deshalb fragt er die Video-Freunde: „Jetzt kriegen die einen Shitstorm, weil ihr Scheiße baut?“

Zugleich betont Ramadan, dass er nicht alle Brücken einreißen will: „Ich mag euch Kollegen immer noch. Ich hab‘ kein falsches Bild von euch.“ Namentlich nennt er Jan Josef Liefers und Volker Bruch. Allerdings fordert er auch, sich mit dem eigenen Werk wirklich auseinanderzusetzen: „Macht euch ganz genau Gedanken, um was es in dem Video geht, das ihr da gemacht habt.“

Denn eines lässt sich nunmal bei aller Kritik an der Corona-Politik nicht wegdiskutieren. „Es sterben Menschen an dieser fucking Krankheit“, wettert Ramadan, der abschließend feststellt: „Deswegen ist das keine Kunstaktion.“

Update vom 23. April, 19.05 Uhr: Nach Bild-Informationen gab es die Idee zu den kritischen Videos der Schauspieler und Schauspielerinnen bereits seit November. Dies habe Bernd Wunder erklärt, der als Kopf hinter der Aktion gilt. Wobei der Münchner Drehbuchautor und Produzent selbst betont, dass es sich um eine gemeinschaftliche Aktion gehandelt habe, die ohne Budget entstanden sei. „Ich bin jetzt zu einem Ansprechpartner geworden, weil ich im Impressum der Seite ,allesdichtmachen‘ zu finden bin“, betont der 46-Jährige laut dem Blatt.

Weiter stellt er fest: „Es ist jedem überlassen, wie er oder sie damit umgeht.“ Wunder wolle jedoch klarstellen, „dass es natürlich die letzte Intention war, für diese Kunst-Aktion von der rechten Seite gefeiert zu werden. Das Ziel war die Anregung zum Diskurs. Und der ist in einer Größenordnung entstanden, mit der wir selber mit der jetzt spürbaren Wucht nicht gerechnet hätten.“

Schauspieler-Videos gegen Corona-Politik: „Tatort“-Star Meret Becker setzt sich zur Wehr

Update vom 23. April, 18.30 Uhr: Heike Makatsch war die erste Schauspielerin, die sich trotz Teilnahme von der Video-Aktion gegen die Corona-Politik distanziert hat. Mittlerweile sind auch Trystan Pütter und Meret Becker ihrer Kollegin gefolgt - ihre Clips sind von der Youtube-Seite verschwunden. Kunst müsse Fragen stellen können, sagte „Tatort“-Star Becker bei Instagram. „Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen.“ Sie kündigte dabei schon an, das Video runternehmen zu lassen. „Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte.“

Sie lasse sich impfen, erklärte Becker, sie trage Maske, halte Abstand und lasse sich testen, wenn sie mit Menschen in Kontakt trete. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe. „Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden.“

Es sei eine vielleicht zu zynisch gestaltete Kunstaktion gewesen, sagte Becker. Und erklärt dann genauer, wo sie eigentlich Fragen
aufwerfen wollte. Sie kritisiert etwa, in der Pandemie sei immer eine Tür für die Wirtschaft offengehalten worden. Die Theater seien zu, aber die Flieger voll. Menschen müssten zur Arbeit gehen, damit die Industrie weiterlaufe. „Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist“, sagte Becker.

Sie habe das auch geäußert und gezweifelt. Die Kunstfreiheit oder das Infragestellen von Dingen hätten sie dann doch überzeugt mitzumachen. „Jetzt gibt‘s auf die Nase“, sagte Becker. Auch der beteiligte Schauspieler Ken Duken schrieb bei Instagram, er distanziere sich von rechtem Gedankengut. Er habe sich auch nicht über Opfer lustig machen wollen. „Ich befürworte sinnvolle Maßnahmen und eine Impfstrategie. Diese Aktion ist gründlich in die Hose gegangen.“

Update vom 23. April, 17.20 Uhr: Trotz der heftigen Kritik an der Corona-Politik gehen Angela Merkel und ihr Kabinett gelassen mit der Video-Aktion Dutzender Schauspieler und Schauspielerinnen um. Die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz sagte dazu: „Die Bundesregierung hat diese Aktion zur Kenntnis genommen und unsere Haltung ist bekannt: Wir arbeiten daran, dass Deutschland die Pandemie schnell überwinden kann. Darauf sind unsere Entscheidungen ausgerichtet.“ Heißt: keine Ablenkungen vom Wesentlichen.

Weiter erklärte Fietz, es gelte natürlich auch in diesem Fall die Meinungsfreiheit. Sie kündigte für Dienstag ein Gespräch der Kanzlerin mit 14 Kunst- und Kulturschaffenden an. Damit werde die Reihe „die Bundeskanzlerin im Gespräch“ fortgeführt. Die Teilnehmenden seien von Verbänden aus der Kultur ausgewählt worden, etwa dem Bundesverband Schauspiel und dem Deutschen Musikrat.

Update vom 23. April, 14.30 Uhr: Die Coronavirus-Pandemie in Deutschland* ist und bleibt ein großes Durcheinander. Nachdem Top-Schauspieler die Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert haben, werden diese umgekehrt scharf für ihre Kritik kritisiert.

#allesdichtmachen sorgt in Deutschland für Riesen-Aufregung - Kritik an Corona-Lockdown-Kritik

Laut Bild fordert der SPD-Politiker und WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin jetzt deutliche Konsequenzen für die an der Aktion #allesdichtmachen beteiligten Schauspieler. So sollen die Hauptdarsteller aus der Krimi-Serie „Tatort“, Jan Josef Liefers (Tatort Münster) und Ulrich Tukur (Tatort Hessen), seiner Meinung nach von der ARD nicht mehr für ihre Rollen engagiert werden.

„Jan Josef Liefers und Tukur verdienen sehr viel Geld bei der ARD, sind deren Aushängeschilder. Auch in der Pandemie durften sie ihrer Arbeit zum Beispiel für den Tatort unter bestem Schutz nachgehen. Durch ihre undifferenzierte Kritik an ‚den Medien‘ und demokratisch legitimierten Entscheidungen von Parlament und Regierung, leisten sie denen Vorschub, die gerade auch den öffentlich-rechtlichen Sendern gerne den Garaus machen wollen“, wird Duin von der Bild zitiert.

Sie hätten sich daher als „deren Repräsentanten unmöglich gemacht. Die zuständigen Gremien müssen die Zusammenarbeit - auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden - schnellstens beenden“, erklärt Duin demnach. Gerade Liefers gilt unter „Tatort“-Fans als Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne im Münster-Format als sehr beliebt.

Kritik an der Corona-Politik der Regierung Merkel: Die Schauspieler Heike Makatsch (li.) und Jan Josef Liefers (re.), doch sie werden dafür von Kollegen wie Christian Ulmen (Mi.) kritisiert.
Kritik an der Corona-Politik der Regierung Merkel: Die Schauspieler Heike Makatsch (li.) und Jan Josef Liefers (re.). Doch sie werden dafür von Kollegen wie Christian Ulmen (Mi.) kritisiert. © Michael Kappeler/Future Image/Eventpress/Guido Kirchner/dpa/IMAGO

#allesdichtmachen: „Babylon Berlin“-Star wirft Bundesregierung in Satire-Beitrag Angstmacherei vor

Update vom 23. April, 11.30 Uhr: Der Schauspieler Volker Bruch, bekannt aus der Sky- und ARD-Produktion „Babylon Berlin“ sowie dem geschichtsträchtigen Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“, hat in seinem Video-Beitrag für #allesdichtmachen bei Instagram das Thema „Angst“ in den Mittelpunkt gestellt.

„Ich will wieder mehr Angst haben. Denn ohne Angst, habe ich Angst. Deshalb appelliere ich an unsere Regierung: Macht uns mehr Angst. Die Menschen im Land brauchen diese Angst jetzt“, sagt der 41-jährige Bruch und meint weiter: „Liebe Regierung, lasst uns in dieser Lage nicht allein. Es ist jetzt so wichtig, dass wir alle genug Angst haben. Bleiben Sie gesund! Und halten Sie sich an ihrer Angst fest.“

#allesdichtmachen: Harsche Kritik wegen Corona-Politik-Protest

Die deutschen Top-Schauspieler sehen sich für ihren Corona-Politik-Protest mittlerweile harschen persönlichen Angriffen bei Social Media ausgesetzt. Unter anderem werden Vorwürfe einer angeblichen Nähe zu Corona-Leugnern und der rechten Szene laut. An dieser Stelle muss eingeordnet werden: Bruch engagiert sich zum Beispiel für Flüchtlinge aus Lesbos, Heike Makatsch, die wegen der Kritik ihr Video mittlerweile wieder gelöscht hat, ist sozial für Afrika engagiert.

Und Jan Josef Liefers (Tatort) schrieb in einer Klarstellung bei Instagram, dass es „im aktuellen Spektrum des Bundestages keine Partei“ gebe, „der ich ferner stehe, als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt“.

#allesdichtmachen: Jan Josef Liefers, Volker Bruch und Ulrich Tukur kritisieren Corona-Politik

Update vom 23. April, 11.10 Uhr: Unter den Schauspielern, die sich in der Protest-Aktion #allesdichtmachen gegen den Corona-Lockdown der Bundesregierung ausgesprochen haben, ist die deutsche Champions League aus Film und Fernsehen.

Jan Josef Liefers (Tatort, Honig im Kopf, Die Sturmflut) kritisiert die Medien wegen angeblich zu unkritischer Berichterstattung über die Regierungspolitik der Coronavirus-Pandemie. Er vermisst in seinem satirischen Beitrag bei Instagram „einen unnötigen kritischen Disput von der Zustimmung der sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung“. Diese höre nicht auf „verantwortungslose, menschenverachtende Ärzte und Wissenschaftler, die zu anderen Schlüssen kommen als die beratenden Experten unserer Regierung“. Diese Experten, die nicht gehört werden (und wohl die Wirkung des Lockdowns in Frage stellen), würden sich mit Professuren an renommierten Universitäten „tarnen“, meint Liefers weiter satirisch.

Die Menschen in Deutschland „sollten einfach nur allem zustimmen und tun, was man uns sagt, nur so kommen wir gut durch die Pandemie“. Liefers wünscht seinen Zusehern noch: „Verzweifeln sie ruhig, aber zweifeln sie nicht.“ An dieser Stelle muss relativiert werden, dass sich Liefers offenbar klar gegen den Lockdown wendet. Nicht aber Corona verharmlosen möchte.

#allesdichtmachen: Protest deutscher Top-Schauspieler gegen Corona-Politik der Bundesregierung

Update vom 23. April, 09.50 Uhr: Die bekannte Schauspielerin Heike Makatsch (Tatort, Margarete Steiff, VIVA) hat ihr Video zu #allesdichtmachen auf ihren Social-Media-Kanälen wieder gelöscht. Die 49-jährige Rheinländerin hatte mit dieser Aktion wie etliche andere Kollegen die Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert.

Nun sah sie sich offenbar zu einer Rechtfertigung veranlasst. Sie erkenne „die Gefahr, die von der Corona-Pandemie* ausgeht und will niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern und sie womöglich dadurch verletzen. Sollte das geschehen sein, so bitte ich um Verzeihung“, schrieb die Künstlerin bei Instagram.

#allesdichtmachen: Heike Makatsch distanziert sich von Corona-Leugnern

Vehement distanzierte sich Makatsch in ihrem Posting von „rechtem Gedankengut und rechten Ideologien“. Sie habe durch Kunst und Satire „den Weg gewählt, die Veränderung unserer Gesellschaft aufzuzeigen und Raum zu schaffen, für einen kritischen Diskurs“. Gleichzeitig schrieb sie aber von einer „nicht mehr wieder zu erkennenden Welt“. Trotz ihrer unmittelbaren Reaktion wurde die Schauspielerin, die in Berlin lebt, in den Kommentaren des Posts teils heftig kritisiert.

So schrieb ein Instagram-User zum Beispiel: „Tipp: Vorher denken. So schwierig war es nicht, das vorab zu erkennen. Ekelhafte Kampagne, ekelhafte Entscheidung, da mitzumachen“. Ein anderer Nutzer verteidigte Makatsch dagegen: „Nur, weil man die Maßnahmen der Regierung kritisiert, ist man nicht gleich rechts! Super Aktion.“

Coronavirus-Lockdown in Deutschland: #allesdichtmachen - bekannte Schauspieler kritisieren Corona-Politik der Bundesregierung

Erstmeldung vom 23. April: München/Berlin - Man kennt sie aus dem „Tatort“ oder der Erfolgs-Serie „Babylon Berlin“: Dutzende prominente Schauspielerinnen und Schauspieler haben in einer koordinierten Aktion die Corona-Politik der Bundesregierung* kritisiert.

Unter dem Hashtag #allesdichtmachen verbreiteten Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller oder Jan Josef Liefers am Donnerstag bei Instagram und auf der Videoplattform Youtube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements.

Corona-Lockdown in Deutschland: Schauspieler veröffentlichen Satire-Clips - einige Kollegen „schämen sich“

Neben einigem Lob für die Kampagne hagelte es auch umgehend Kritk von Schauspielkollegen. Christian Ulmen etwa postete auf Instagram lediglich den Satz: „Heute bisschen für Kollegen schämen.“ Elyas M'Barek schrieb: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren. Hans-Jochen Wagner nannte die Aktion peinlich. Er verstehe sie nicht, schrieb der Schauspieler, der an Liefers gerichtet fragte: „Das kann doch nicht Dein Ernst sein.“ Nora Tschirner warf den Machern der Clips Handeln aus Langeweile und Zynismus vor.

Satiriker Jan Böhmermann hielt der Aktion bei Twitter entgegen, das einzige Video, das man sich ansehen solle, „wenn man Probleme mit Corona*-Eindämmungsmaßnahmen hat“, sei die ARD-Doku aus der Berliner Charité mit den Titel „Station 43 - Sterben“. Dazu stellte er den Hashtag #allenichtganzdicht und einen weinenden Smiley. „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben“, twitterte Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist.

#allesdichtmachen: Corona-Aktion findet im Netz auch Unterstützer - Liefers distanziert sich von „Querdenkern“

In den sozialen Medien stieß die Aktion teilweise aber auch auf Zustimmung: Beifall gab es etwa vom früheren Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der die Aktion auf Twitter „großartig“ nannte. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen“ sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: „Das ist intelligenter Protest.“ Sie feiere Jan Josef Liefers.

Der äußerte sich wiederum in einem Tweet: „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück“, schrieb der 56-Jährige auf Twitter. „Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt.“

Schauspieler mit Satire-Aktion zum Corona-Lockdown in Deutschland - Branche leidet unter Maßnahmen

In den Videos thematisierten die Schauspieler verschiedene Aspekte des Kampfs gegen die Pandemie: Liefers bedankt sich in seinem Clip etwa mit ironischem Unterton „bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben.“

Richy Müller atmet in seinem Clip abwechselnd in zwei Tüten und kommentiert ironisch: „Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr. Also bleiben Sie gesund und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen. Ich geh jetzt mal Luft holen.“

Die Kunst- und Kulturszene leidet seit mehr als einem Jahr schwer unter den Corona-Maßnahmen*. Laut dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) etwa haben viele der Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland seit März 2020 kaum Einkommen. Dem Verband zufolge leben zwei Drittel bis drei Viertel aller Schauspielerinnen und Schauspieler von Gastverpflichtungen an Theatern, die aktuell nicht oder kaum arbeiten können. In Deutschland gibt es insgesamt etwa 15.000 bis 20.000 Schauspieler. (dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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