FDP will zweite Verwaltungssprache für Deutschland – Beamte winken ab

In einer deutschen Behörde auch auf Englisch kommunizieren können - und zwar grundsätzlich? Aus dem öffentlichen Dienst kommt Protest.
Berlin – Englisch als zweite Verwaltungssprache in deutschen Amtsstuben? In Behörden fürchtet man ein „erhebliches Mehr an bürokratischem Aufwand“ und lehnt einen entsprechenden Vorstoß der FDP daher ab. „Wenn es um Verordnungen und Gesetze geht, gilt hierzulande schon aus Gründen der Rechtssicherheit die Amtssprache, und die ist Deutsch“, sagte Britta Ibald, Sprecherin des Beamtenbundes dbb, den RND-Zeitungen.
Bei der Personalgewinnung im öffentlichen Dienst werde bereits auf interkulturelle Kompetenz und, wo geboten, auf Mehrsprachigkeit, gesetzt, sagte die Sprecherin. „Der dbb begrüßt es aber grundsätzlich, wenn die Regierungsparteien die Notwendigkeit erkennen, endlich mehr in die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten sowie die Digitalisierung der Verwaltung – Stichwort etwa Übersetzungshilfen und -programme – zu investieren.“
Fachkräftemangel: FDP sieht „ganz große Hürde“
Der FDP-Vorschlag ist Teil eines Zehn-Punkte-Programms für erleichterte Fachkräfte-Zuwanderung, das das Parteipräsidium am Montag (4. Juli) verabschiedet hat. Mangelnde Deutschkenntnisse seien „eine ganz große Hürde“ bei der Anwerbung dringend benötigter Fachkräfte, sagte Bildungsministerin und Liberalen-Präsidiumsmitglied Bettina Stark-Watzinger.
Den Zuwanderungsbedarf in den deutschen Arbeitsmarkt beziffert die FDP mit mehr als 400.000 Menschen pro Jahr, mit steigender Tendenz. Ihr Positionspapier umfasst unter anderem:
- Weniger Hürden bei der Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse
- Die europäische Blue Card stärker auch auf nicht-akademische Berufe ausweiten
- Eine „Chancenkarte“ für ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild
Englisch als Amtssprache? Für Städtebund „kontraproduktiv“
Auch der Städte- und Gemeindebund wies den Vorstoß indes zurück. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg bezeichnete ihn gegenüber dem RND als „kontraproduktiv“. Die Umsetzung würde Jahre dauern und zu zusätzlicher Bürokratie führen. Das Vorhaben „würde uns dem Ziel, eine bessere Willkommens- und Ankommenskultur zu etablieren, nicht näherbringen“.
Englisch als zweite Amtssprache stieß aber durchaus auf Interesse. So kommentierte die Berliner Zeitung: „Nicht nur der Krieg in der Ukraine, auch die digitale Transformation sowie der Kampf gegen den Klimawandel und die Pandemie sollten uns zum Umdenken zwingen“ - schränkte aber auch vorsorglich ein: „Nun bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung in den Amtsstuben nicht Jahrzehnte dauert.“ (dpa/AFP/frs)