G7-Gipfel: So ticken die Neulinge Macron, Trump und May

Beim G7-Gipfel auf Sizilien sind einige Neulinge dabei. Wir zeigen auf, wie die Staatschefs Emmanuel Macron, Donald Trump und Theresa May für ihre Interessen eintreten.
München - Sizilien trägt den Beinamen „Insel des Lichts“ und Taormina, Tagungsort für die Staats- und Regierungschefs aus den sieben größten Industrienationen, ist eines der zauberhaftesten Stückchen Erde überhaupt. Ein gutes Omen ist weder das eine noch das andere für das aktuelle Treffen - eher schon der Vulkan Ätna, auf den die Gipfelteilnehmer blicken - erst vor wenigen Monaten ist er ausgebrochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat es als G7-Veteranin mit vier Neulingen zu tun. Neben Gastgeber Paolo Gentiloni sind Donald Trump, Theresa May und Emmanuel Macron zum ersten Mal dabei. Es geht um Krisen, Weltkonjunktur, Freihandel und Klimaschutz. Die tz beleuchtet das Spannungsverhältnis der deutschen Regierungschefin zu den Machtmenschen Trump, May und Macron. Wo brodelt es?
G7-Gipfel im Ticker: Merkel weist Trump-Kritik zurück
Jung und energiegeladen: Emmanuel Macron
Der 39-jährige Emmanuel Macron ist erst kurz im Amt, aber seinen Antrittsbesuch bei Angela Merkel in Berlin hat er sofort absolviert. Die Bundeskanzlerin ahnt, dass der junge Franzose ein anstrengender Partner sein wird. Aber ein zuverlässiger! In Brüssel steuerte er auf dem roten Teppich geradewegs auf US-Präsident Donald Trump zu, nur um im letzten Moment Richtung Merkel abzubiegen und sie herzlich zu umarmen. Diese Szene schickte er per Video an seine Twitter-Freunde.
Zuvor hatte Macron beim Händeschütteln mit Trump dessen Rechte so lange festgehalten, dass der sich quasi befreien musste. Zumindest beim Shakehands wollte er dem Amerikaner nicht die Oberhand zugestehen. Trumps barscher Forderung an die Nato-Alliierten, endlich zwei Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Rüstung auszugeben, versprach Macron, nachzukommen. Anders als Merkel: Sie befand, die beschlossenen Steigerungen seien ausreichend. Der Franzose hat mit der britischen Premierministerin Theresa May am Freitag verabredet, man wolle beim Kampf gegen islamistischen Terror Internetkonzerne stärker in die Pflicht nehmen.

Unberechenbar: Donald Trump
Bilder wie die von Angela Merkel und Barack Obama vom G7-Gipfel in Elmau 2015 sind vom jetzigen US-Präsidenten und der Kanzlerin nicht zu erwarten. Man hat sich gerade in Brüssel getroffen, bei der Nato und bei der EU. Dort hielt sich der Neuling Donald Trump nicht mit Höflichkeiten auf, sondern schaltete gleich auf Angriff. Die Deutschen seien wegen der vielen Autoexporte „bad, very bad“, sagte er danach noch im kleineren Kreis. Ob das nun mit „böse, sehr böse“ oder „schlecht, sehr schlecht“ übersetzt wird - freundlich ist es in keinem Fall. Trump ließ am Freitag ausrichten, nicht die Deutschen seien für ihn ein Problem, sondern ihr Handelsüberschuss.
Das Freihandelsabkommen TTIP wird in Sizilien wegen Aussichtslosigkeit nicht angesprochen. Anders als das Klimaabkommen von Paris, für das Merkel Trumps Vorgänger in Elmau hatte gewinnen können. Die US-Zusage zur Limitierung des CO2-Ausstoßes will der aktuelle Bewohner des Weißen Hauses kippen. Klimawandel ist für Trump ein Märchen. Das Pariser Abkommen sei den USA gegenüber „ungerecht“.

Zu Hause unter Druck: Theresa May
„Zwei Frauen, die ihren Job machen“, so hat die britische Premierministerin sich selbst und Bundeskanzlerin Angela Merkel beschrieben. Freundinnen werden die beiden wohl nicht, schon weil die kühle Theresa May (60) ohne Rücksicht auf die Europäische Gemeinschaft für einen harten Brexit kämpft. Merkel als Bewahrerin der EU zeigt sich ebenso unerbittlich, wenn es darum geht, die „Illusion“ der Frau aus Downing Street 10 zu zerstören, sie könne ihrem Land nach dem Abschied von der EU Privilegien bewahren, die nur Mitgliedern zustehen. Bilaterale Handelsbeziehungen mit den USA können die Briten erst nach dem Verlassen der EU verhandeln.
May verließ das informelle Treffen in Sizilien wegen der Terrorlage in Großbritannien schon am Freitagabend. Am 8. Juni steht ihr außerdem die Parlamentswahl bevor, die sie selbst ausgerufen hat, weil sie sich einen haushohen Sieg für ihre Konservativen versprach. Es zeichnet sich inzwischen ein weitaus knapperes Ergebnis ab. Die Torys liegen in aktuellen Umfragen nur noch fünf Prozent vor Jeremy Corbyns Labour-Partei.

Herr Sauer und die Gattinnen
Beim G7-Partnerprogramm war Angela Merkels Gatte Joachim Sauer (68) auch diesmal der einzige Mann. Optisch interessanter waren wohl auch die Gattinnen, etwa US-First Lady Melania Trump und Brigitte Macron, Frau von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Dabei waren auch Sophie Gregoire Trudeau aus Kanada und Akie Abe aus Japan. Als Gastgeberin fungierte die Italienierin Emanuela Gentiloni.
Demonstranten haben sich im nahe gelegenen Giardini Naxos in Stellung gebracht. Zur Kundgebung für Klimaschutz und Menschenrechte am heutigen Samstag werden mehr als 3000 Teilnehmer erwartet. „Wir wurden angewiesen, alles zu schließen und Stühle, Tische und Schirme wegzuräumen“, sagte ein Barbesitzer. „Wir hoffen, es bleibt friedlich. Aber man kann ja nie wissen.“
Barbara Wimmer