„Lieber Armin“ - doppelte Kehrtwende in der Union: Merkel und Söder als Laschets Wahlkampfmotoren

Die Union startet in die heiße Wahlkampfphase. Angela Merkel und Markus Söder zeigen dabei ein neues Gesicht. Armin Laschet kann das nur recht sein. Er braucht die Unterstützung.
Berlin - Die Macht der Bilder. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat sie in diesem Wahlkampf bereits erfahren dürfen. Als er am Rande der Flutkatastrophe während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hintergrund lachte, fiel ihm das tagelang auf die Füße. Beim Wahlkampfauftakt der CDU/CSU in Berlin waren es nun andere Bilder, die Laschet erzeugte – und die er auch dringend gebraucht hat.
Bundestagswahl: Die Union und die Macht der Bilder - Merkel, Söder und Laschet gemeinsam
Nach Laschets Wahlkampfrede kamen sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch CSU-Chef Markus Söder mit auf die Bühne und stellten sich demonstrativ neben den gemeinsamen Kanzlerkandidaten. Die gewünschte Botschaft: Armin, wir stehen zu dir.
Laschet wirkte sichtlich erfreut über das öffentlich gezeigte Vertrauen. Nun kann man die Szenerie als schönes Pressefoto abtun und muss es bei Weitem nicht überinterpretieren. Dennoch hatte man während der Veranstaltung im Berliner Tempodrom stets das Gefühl, dass Merkel und Söder genau dieses Bild vermitteln wollen. Hatten sie sich in der Vergangenheit ja durchaus anders präsentiert und Laschet nicht immer derart viel Unterstützung zuteilwerden lassen. (Mit unserem brandneuen Politik-Newsletter bleiben Sie im Endspurt Richtung Bundestagswahl stets auf dem laufenden Stand.)
CDU/CSU: Merkel springt Laschet zur Seite - „Lieber Armin, ich weiß, das genau“
Die Bundeskanzlerin hielt sich im Wahlkampf weitgehend zurück. Schließlich tritt sie Ende September nach 16 Jahren Kanzlerschaft ab und macht den Weg frei für eine neue Führungskraft. Während das Schweigen der langjährigen CDU-Chefin von einigen Beobachtern als mangelnde Laschet-Unterstützung interpretiert wurde, betonte Merkel stets, sie habe schlicht andere Aufgaben. Nun ergriff sie deutlich Partei für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten. Kehrtwende Nummer eins.
Merkel kenne Laschet seit seiner Zeit im Bundestag (1994 bis 1998). „Ich habe Armin Laschet in all den Jahren als einen Menschen und Politiker erlebt, für den das ‚C‘ im Namen unserer Partei nicht irgendein Buchstabe ist, sondern in allem, was er getan hat, der Kompass.“ Dem Rheinländer sei es immer wichtig gewesen, den Menschen mit seiner unantastbaren Würde in den Mittelpunkt zu stellen und zwischen den Menschen Brücken zu bauen. An Laschet direkt gewandt sagte Merkel: „Lieber Armin, ich weiß, dass genau das dein Handeln leitet und prägt.“ Dies gelte für den Kanzlerkandidaten und, davon sei sie zutiefst überzeugt, auch für Laschet als Bundeskanzler, ergänzte die Regierungschefin unter dem Applaus der Anhänger.
CDU/CSU: Söder lobt Laschet - „Lieber Armin, du kannst dich auf mich verlassen“
Gefreut haben dürfte sich Laschet neben den Äußerungen Angela Merkels auch über die seines fränkischen ehemaligen Widersachers. Statt der zuletzt immer öfter fliegenden Giftpfeile aus München gab sich Söder am Samstag sehr zurückhaltend. Sticheleien? Fehlanzeige. Stattdessen: Ein permanentes Betonen der Gemeinsamkeit. Söders klare Botschaft: „Lieber Armin, du kannst dich auf meine Unterstützung verlassen. Das ist ehrlich gemeint.“ Kehrtwende Nummer zwei.
Zwar mahnte Söder erneut wegen der sinkenden Umfragewerte und betonte eindringlich: „Ich hab keinen Bock auf Opposition.“ Gleichzeitig stellte aber auch er sich vehement hinter Laschet. In ernsten Zeiten brauche es klare Führung. „Und klare Führung kann nur die Union mit Armin Laschet etablieren.“ Zuvor hatte Söder in einem Interview mit dem Münchner Merkur ausgeschlossen, dass es noch zu einem Kanzlertausch komme, gleichzeitig aber auch gegen Laschet gestichelt. Am Samstag in Berlin verzichtete Söder auf Attacken. Weil sie die Union derzeit nicht gebrauchen kann.
Bundestagswahl: Laschet und die Union blicken auf maue Umfrageergebnisse
In den Umfragen rücken SPD und Grüne immer näher heran. Im aktuellen ARD-„Deutschlandtrend“ liegt die Union sogar gleichauf mit den Sozialdemokraten, wenn es um den Wunsch nach der Regierungsverantwortung geht. Bei der Frage nach der Persönlichkeit kommt Laschet zudem auf immer schlechtere Zustimmungswerte.
Seine Parteikollegen Angela Merkel und Markus Söder rangieren im Politikerranking übrigens auf den Spitzenplätzen. Dass sie sich nun so stark hinter Laschet stellen, ist daher wohl mehr wert als nur ein schönes Foto. Zumindest, wenn diese unionsintern vermittelte Botschaft auch bei den Wählerinnen und Wählern ankommt. Noch bleiben 36 Tage bis zur Bundestagswahl. (as)