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Angela Merkel: Physikerin aus der DDR wird erste Bundeskanzlerin

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Kabinettssitzung im Kanzleramt teil.
Angela Merkel blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. Bereits seit 2005 führt die Pfarrerstochter und Physikerin nun schon die Geschicke Deutschlands. © picture alliance/Michael Sohn/POOL AP/dpa

Angela Merkel blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. Bereits seit 2005 führt die Pfarrerstochter und Physikerin nun schon die Geschicke Deutschlands.

Berlin – Seit Jahren belegt Bundeskanzlerin Angela Merkel Spitzenplätze in der Liste der mächtigsten Frauen der Welt. Sie genießt hohe Anerkennung im In- und Ausland. Dreimal gelang ihr die Wiederwahl als Regierungschefin.

Angela Merkel: Kindheit und Jugend in der DDR

Die heutige Bundeskanzlerin wurde 1954 in Hamburg als Angela Kasner geboren. Ihr Vater Horst Kasner hatte evangelische Theologie studiert, ihre Mutter Herlind Kasner arbeitete als Lehrerin für Latein und Englisch. Nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter siedelte die Familie Kasner in die DDR um, wo Horst Kasner als evangelischer Pfarrer tätig war. Zwei weitere Kinder wurden 1957 und 1964 geboren.

Angela Kasner wuchs in Templin in der Uckermark auf, wo sie die Polytechnische Oberschule besuchte. Sie fiel schon früh durch überdurchschnittliche Leistungen auf und bestand die Abiturprüfung mit der Note 1,0. 1973 begann sie ein Physikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Während des Studiums lernte sie Ulrich Merkel kennen, den sie 1977 heiratete. Obwohl die Ehe 1982 geschieden wurde, hielt Angela Merkel an seinem Nachnamen fest.

Angela Merkel: Spitzenwissenschaftlerin geht in die Politik

Ihre erste Stelle nahm die diplomierte Physikerin 1978 am Zentralinstitut für Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin an. Hier arbeitete sie in der Abteilung Theoretische Chemie und erlangte den Doktortitel der Naturwissenschaften. Ihre Dissertation wurde mit der Note „sehr gut“ bewertet. 1984 lernte sie an der Akademie der Wissenschaften ihren späteren zweiten Ehemann Joachim Sauer kennen, den sie erst 1998 heiratete.

Angela Merkel war nie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die in der DDR ohne nennenswerte Opposition der sogenannten Blockparteien (CDU und LDP) regierte. Sie war jedoch Mitglied im kommunistischen Jugendverband Freie Jugend Deutschland (FDJ) und dort nach eigenen Angaben als Kulturreferentin tätig.

Dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems in der DDR im Herbst 1989 folgte die Gründung neuer Parteien. Angela Merkel trat im Dezember 1989 dem Demokratischen Aufbruch (DA) bei, der im August 1990 mit der Ost-CDU fusionierte. Beide gingen ab Oktober 1990 in der nun gesamtdeutschen CDU auf.

Angela Merkel: Der Aufstieg

Eine Rückkehr in den alten Beruf als Physikerin war für Angela Merkel nicht ohne Weiteres möglich: Die Akademie der Wissenschaften der DDR hatte nach der Wiedervereinigung in ihrer alten Form aufgehört zu existieren. Merkel trat stattdessen eine Stelle als Ministerialrätin im Bundespresse- und Informationsamt an und bewarb sich 1990 erstmals um ein Bundestagsmandat. Unterstützt von ihrem Förderer Günther Krause, dem CDU-Landesvorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern, trat sie im neuen Bundestagswahlkreis Stralsund – Rügen – Grimmen an. Bei den Bundestagswahlen am 2. Dezember 1990 gewann sie mit 48,5 Prozent der Stimmen und zog für die CDU in den ersten gesamtdeutschen Bundestag ein.

Als weiterer Förderer erwies sich der gerade wieder gewählte Bundeskanzler Helmut Kohl, der die neue Bundestagsabgeordnete 1991 sofort zur Bundesministerin für Frauen und Jugend berief. Noch im gleichen Jahr wurde sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Die Unterstützung des langjährigen Bundeskanzlers brachte ihr den Spitznamen „Kohls Mädchen“ ein. Sie profitierte von einer der wenigen unbelasteten Biografien der Ost-CDU und baute ihre Macht in den folgenden Jahren kontinuierlich aus.

Angela Merkel: Bundesumweltministerin und CDU-Vorsitzende

Das Bundesministerium für Frauen und Jugend war 1990 durch die Dreiteilung des ehemaligen Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit entstanden und galt als wenig bedeutendes Restministerium. Nach ihrer erfolgreichen Wiederwahl bei den Bundestagswahlen 1994 wechselte Angela Merkel in das weit prestigeträchtigere Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Als Bundesumweltministerin empfing die gerade erst 40-jährige Angela Merkel 1995 Staatschefs aus aller Welt beim Gipfel der Unterzeichner der UN-Klimarahmenkonvention. Die Physikerin handelte dort das „Berliner Mandat“ aus, das als Grundlage für das zwei Jahre später beschlossene Kyoto-Protokoll galt. Eine CO2-Besteuerung älterer Autos scheiterte am Widerstand der eigenen Fraktion.

1998 erlitt die CDU bei der Bundestagswahl eine empfindliche Niederlage und musste in die Opposition gehen. Angela Merkel wurde zur neuen CDU-Generalsekretärin ernannt. Zwei Jahre später trat sie die Nachfolge von Wolfgang Schäuble als CDU-Vorsitzende an. Ihre Herkunft aus der DDR war wieder einmal von Vorteil: Als eine der wenigen führenden CDU-Politiker galt sie im CDU-Parteispendenskandal als unbelastet.

Angela Merkel: Von der Oppositionsführerin zur Bundeskanzlerin

Von 2002 war Angela Merkel als CDU-Vorsitzende und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende gleichzeitig auch Oppositionsführerin im Bundestag. Nach der schweren Wahlniederlage der regierenden SPD bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen kam es 2005 zu vorgezogenen Bundestagswahlen. Angela Merkel ließ sich als Kanzlerkandidatin aufstellen und konnte sich mit 35,2 Prozent der Stimmen einen knappen Sieg sichern. Am 22. November 2005 schrieb Angela Merkel Geschichte, als sie im Bundestag zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands vereidigt wurde. Sie war obendrein die erste Staatschefin aus der ehemaligen DDR und die jüngste Amtsinhaberin überhaupt.

Angela Merkel: Meilensteine als Bundeskanzlerin

Während ihrer langjährigen Regierungszeit wurde die Bundeskanzlerin wiederholt als mächtigste Frau der Welt bezeichnet. Einige ihrer wichtigsten Meilensteine:

Angela Merkel: Das Vermächtnis der Bundeskanzlerin

2018 gab Angela Merkel bekannt, 2021 nicht erneut als Bundeskanzlerin kandidieren zu wollen. Zudem machte sie den Weg für Annegret Kramp-Karrenbauer als neue CDU-Vorsitzende frei. In 16 Jahren als Bundeskanzlerin erhielt Angela Merkel zahlreiche staatliche und private Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden. 2015 kürte sie das Magazin „TIME“ zur „Person of the Year“ und bezeichnete sie als Kanzlerin der freien Welt.

Auch in der Popkultur hinterließ sie viele Spuren. Die von ihr bevorzugte Handhaltung, bei der sich Daumen und Zeigefinger an den Spitzen berühren, ist heute als Merkel-Raute bekannt. Die von ihr im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 ausgesprochene Versicherung „Wir schaffen das“ wurde zum geflügelten Wort.

Angela Merkel lebt mit ihrem Ehemann Joachim Sauer in Berlin und besitzt ein Wochenendhaus in der heimischen Uckermark. Sie ist bekannt für ihre Liebe zur Oper und für ihre Unterstützung der deutschen Fußballnationalmannschaft.

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