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Annalena Baerbock benutzt rassistisches Wort in Interview - und entschuldigt sich auf Twitter

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Von: Kathrin Reikowski

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Nächster Fauxpas für Annalena Baerbock? Die Grünen-Kanzlerkandidatin spricht in einem Interview ein rassistisches Wort aus. Die Grünen ließen das Wort ausblenden.

Berlin - In einem Interview mit dem Zentralrat der Juden hat Annalena Baerbock (Grüne) ein rassistisches Wort verwendet. In einem Gespräch über Antisemitismus und Rassismus hatte sie von einem Vorfall an einer Schule in ihrem Umfeld erzählt und dabei ein Wort ausgesprochen, das Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe verletzen kann - das sogenannte „N-Wort“.

Baerbock hatte im Interview mit dem Zentralrat der Juden eine - nicht genauer definierte - Szene aus ihrem Bekanntenkreis beschrieben. Dort hätte sich ein Schüler geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben,
auf dem das Wort stand. Im Anschluss daran sei aber nicht etwa das Arbeitsblatt problematisiert worden, sondern das Verhalten des Schülers. Im Originalinterview sprach sie das Wort aus, in der Ausstrahlung hatte die Partei der Grünen das Wort stumm schalten lassen. Laut Berichten der Bild-Zeitung hätten die Grünen diese Interviewstelle zunächst sogar kürzen lassen wollen.

Annalena Baerbock: „Leider habe ich in der emotionalen Beschreibung des Vorfalls das Wort zitiert“

In einem neunteiligen Tweet entschuldigte sich Annalena Baerbock nun dafür - löste aber gleichzeitig eine Debatte in den sozialen Medien zu diesem Thema aus, bei der das N-Wort mehrfach fiel. „Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das Wort zitiert und damit selbst reproduziert“, schrieb sie. Die Reaktionen darauf kochten hoch und dominierten die Trends auf Twitter am Sonntagabend. Unter anderem hieß es, die Politikerin scheitere an ihren eigenen Ansprüchen, oder aber auch, die Debatte sei nicht wichtig.

Angegriffen wurde Baerbock aber auch dafür, dass sie den Parteiausschluss ihres Grünen-Kollegen Boris Palmer gefordert hatte, als dieser das gleiche Wort ausgesprochen hatte. Anders als die Kanzlerkandidatin der Bundestagswahl hatte Palmer aber nicht ein Schriftstück zitiert, sondern das Wort als - vermeintlich ironische - Bezeichnung verwendet. (kat/dpa)

Annalena Baerbock: Das ist der Hintergrund der Debatte um das so genannte N-Wort

Ist es schlimm, das Wort weiterhin auszusprechen, auch wenn es jahrzehntelang zum Sprachgebrauch gehörte? Die Debatte polarisiert. Potentiell Betroffene sprechen sich aber meist dafür aus, das Wort komplett aus dem Wortschatz zu streichen.

„Das N-Wort ist traumatisch verlinkt mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe“, sagt etwa David Mayonga, der sich selbst als Afrobajuware bezeichnet. Er sei als Kind von anderen so genannt worden und habe dabei schmerzhafte Ausgrenzung erfahren, die er sich in dem Alter überhaupt nicht rational erklären konnte. In einem SZ-Interview wies er darauf hin, dass das, was lange als normal gegolten habe, immer schon falsch gewesen sei. Etwas „immer schon“ gemacht zu haben, sei kein gutes Pro-Argument: „Das Wort war für manche immer schon normal, für andere war es aber immer schon schmerzhaft. Viele Menschen haben das Gefühl, dass das Wort jetzt auf einmal ein Problem ist. So ist es aber nicht. Die Menschen, die Jahrzehnte den Schmerz ertragen haben, werden nur auf einmal gehört und gesehen.“

Wenn Annalena Baerbock sich nun dafür entschuldigt, das Wort dennoch ausgesprochen zu haben, dann geht es im Kern darum, möglicherweise eine Re-Traumatisierung von betroffenen Menschen ausgelöst zu haben. „Fällt das Wort ohne Vorwarnung, dann muss ich damit rechnen, dass da etwa ein Mann, der am Steuer eines Autos sitzt und ein Interview hört, plötzlich unkonzentriert ist oder sogar weinen muss“, hatte Mayonga in einem Bayern2-Interview gesagt.

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