1. Startseite
  2. Politik

Anne Will: Experte warnt vor „explosiver Ausbreitung des Virus“ durch Lockerungen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Florian Naumann, Sabine Oberpriller, Marion Neumann

Kommentare

null
Die Talkgäste um Anne Will verbreiteten zum Coronavirus ziemlich trübe Aussichten. © Screenshot: ARD - Anne Will

Bei „Anne Will“ ist einmal mehr die Corona-Krise Thema. Die Auskunft der Experten machen vor allem eines klar: Deutschland befindet sich in einem Dilemma.

Die Corona-Krise* bestimmt den ARD-Talk von Anne Will am Sonntag (19. April).Unter anderem mit Peter Altmaier (CDU) geht es um die Frage, ob sich die Politik ausreichend auf ein Ausstiegsszenario vorbereitet.Diskutiert wird unter dem Titel „Mit Vorsicht aus der Corona-Krise - wie hart trifft uns die neue Normalität?

Coronavirus im Talk bei „Anne Will“ (ARD): Kretschmer warnt vor Lockerungen

Update vom 19. April, 22.45 Uhr: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) brachte schon zu Beginn der Sendung eine Warnung vor. Die aktuellen Lockerungen gingen „an die Grenze dessen, was verantwortbar ist“, betonte er. „Wir werden in drei Wochen sehen, ob es zu viel ist.“ Der Frage, ob er eine Rückkehr in härtere Maßnahmen erwarte, wich der Landesvater aus: „Wir werden auf jeden Fall eine Zunahme an Infektionen sehen“, prognostizierte er - die Frage sei, ob sie beherrschbar seien oder nicht.

Corona-Talk bei „Anne Will“ (ARD): Wissenschaftler warnt eindringlich vor Rückfall - Ökonom warnt vor „Selbstmord“

Der Wissenschaftler Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung zeigte sich ebenfalls pessimistisch. Der Rückgang der Infektionszahlen sei „ein Artefakt“, ein künstlicher Effekt der Osterwoche, unkte er. Es habe aufgrund der Feiertage einen Meldeverzug gegeben. Der nach den Lockerungen folgende Anstieg könne höher sein als „da, wo wir gestartet sind“, Deutschland stehe eine Gratwanderung bevor. 

Es gehe auch nicht um die Frage „Gesundheit oder Wirtschaft“, betonte Meyer-Hermann weiter. Man wisse, was eine Woche Lockdown koste. Nicht bekannt sei aber, was es koste, wenn man einen Lockdown nach drei Wochen wieder starten müsse. 

Ein solches Szenario käme einem „Selbstmord am wirtschaftlichen System“ gleich, warnte der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther - es stehe nicht zur Debatte. Einzig entscheidend sei für ihn die Auslastung der Intensivbetten. Im Übrigen habe man mit der Maskenpflicht, etwa in Jena, bereits gute Erfahrungen gemacht.

Coronavirus Thema bei „Anne Will“: Helmholtz-Experte kritisiert Strategie der Bundesregierung

Meyer-Hermann bedauerte allerdings auch ganz grundsätzlich den aktuellen Plan der Bundesregierung. Sinnvoller wäre es aus seiner Sicht gewesen, die Reproduktionszahl „R“ mit „radikalen Maßnahmen“ auf deutlich unter 1 zu drücken und dann jeden Einzelfall zu verfolgen. „Das wäre ein beherrschbares Problem“, das es erlauben würde, zu einer „alten Normalität zurückzukehren“. Zustimmung erhielt er noch während der Sendung aus der Regierungspartei SPD: Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte beipflichtend - „mehr Öffnung“ wäre dann möglich gewesen.

In die Wolle gerieten sich Wirtschaftsexperte Hüther und Kretschmer beim Thema Schulen. Der Wissenschaftler erklärte, Dänemark mache vor, dass man auch Schulen öffnen könne - über mehrere Sekunden schrien die beiden Diskussions-Teilnehmer daraufhin durcheinander. „Diese klugen Reden sind ganz toll“, urteilte Sachsens Ministerpräsident offenbar ironisch. Bei einer schnellen Öffnung mit einer großen Zahl an Schülern, seien Fälle nicht mehr nachvollziehbar, warnte er. „Aber aus dieser Nummer kommen Sie doch nie raus!“, konterte Hüther. Das Virus sei nun mal in der Welt.

Gegen Ende der Sendung war Infektionsforscher Meyer-Hermann der Dauerhickhack der beiden aber offenbar zu viel und er legte noch einmal nach: „Die Kanzlerin hat, verdammt noch mal, Recht!“, platzte er heraus und bezog sich dabei auf deren Einschätzung, dass der Spielraum bei den Lockerungen extrem klein sei. Meyer-Hermann: „Bei Lockerungen gibt es eine explosive Ausbreitung des Virus.“

Coronavirus: Altmaier spricht von „Warnschuss“ - und liefert kleinen Lacher

Altmaier bestätigte am Rande indirekt einen kleinen Knatsch mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Von Anne Will auf einen in die Medien durchgesickerten lautstarken Streit bei einem Video-Call mit der Kanzlerin erklärte der Wirtschaftsminister: „Wir arbeiten eng zusammen - und es ging auch gar nicht um eine Sache zwischen uns beiden.“ Altmaier fügte mit Blick auf den Zoff um Ladenöffnungen hinzu: „Dann habe ich gesagt, dann warte ich lieber nochmal mit dem einen und anderen um 14 Tage. Aber das war eher ein Warnschuss.“

Immerhin einen kleinen Schmunzler lieferte die Sendung auch noch: Er sei in einer „von mir sehr geschätzten Konditorei“ gewesen, erklärte der eher beleibte Altmaier beim Thema Schlangenbildung vor Geschäften - Parteifreund Kretschmer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Altmaier nahm‘s gelassen.

Vorbericht: Corona-Talk bei Anne Will: Diskussion um „neue Normalität“ - Wie kommt Deutschland aus der Krise?

Mit ihren Gästen diskutiert Anne Will im ARD-Talk über die Corona-Krise.
Mit ihren Gästen diskutiert Anne Will im ARD-Talk über die Corona-Krise. © picture alliance/dpa / Jörg Carstensen

Ursprünglicher Artikel, 12.04 Uhr: Berlin - Die Corona-Krise beherrscht das öffentliche Leben und auch den Diskurs. Nicht verwunderlich also, dass es beim Talk von „Anne Will“ am Sonntagabend (19. April) noch einmal um das Coronavirus* geht. Konkret wird in der ARD-Sendung über die Krise sowie mögliche Exit-Pläne gesprochen. „Mit Vorsicht aus der Corona-Krise - wie hart trifft uns die neue Normalität?“, lautet der Titel des Talks, der um 21.45 Uhr beginnt. 

Corona-Talk bei Anne Will (ARD): Wie kommt Deutschland aus der Krise? 

Mit verschiedenen Gästen spricht Anne Will über die Corona-Krise* - und die nun beschlossenen weiteren Maßnahmen. Gehen die künftigen Lockerungen nicht weit genug - oder ist es andersherum nötig, mehr Vorsicht walten zu lassen? Folgende Gäste mit wohl ganz unterschiedlichen Ansichten nehmen dazu Stellung: 

Diskutiert werden soll auch über weiterhin bestehende Kita-Schließungen - und über die Frage, ob sich die Politik ausreichend auf ein Ausstiegsszenario vorbereitet hat. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht im Talk von Frank Plasberg indes kein baldiges Ende der Krise.

nema

Auch interessant

Kommentare