António Costa regiert seit 2015 mit großem Rückhalt der portugiesischen Bevölkerung

Er ist stolz auf seine indischen Wurzeln und begleitet seinen Verein zum Europa League-Finale: António Costa ist ein Mann des Volkes.
- 1961 kommt António Costa in Lissabon zur Welt. Nach seinem Jurastudium arbeitet er zeitweise als Anwalt, dann geht er in die Politik.
- Ab 1997 bekleidet der Nachwuchspolitiker erstmals politische Ämter, 1999 wird er Justizminister. Nach mehreren Jahren im Europäischen Parlament wird Costa dann Bürgermeister von Lissabon.
- Bei der Wahl 2015 verliert der Partido Socialista zunächst. Durch eine Allianz mit anderen linken Parteien wird Costa schlussendlich doch Premierminister. Seitdem leitet er erfolgreich eine Minderheitsregierung.
1961 in Lissabon geboren, scheint António Costa das politische Interesse in die Wiege gelegt worden zu sein. Bereits seit Vater, der Schriftsteller Orlando da Costa, unterstützte die Freiheitsbestrebungen der portugiesischen Kolonien, Antonio selbst tritt schon im Jugendalter in die sozialistische Partei Partido Socialista ein. Durch seinen Vater hat Costa auch indische Wurzeln, auf die er sich später im politischen Austausch mit Stolz beruft. In den 1980er Jahren beendet er sein Jurastudium an der Universität von Lissabon und beginnt zunächst als Anwalt zu arbeiten.
Bereits Mitte der 1990er konzentriert sich Costa dann jedoch vollends auf die Politik. Bevor er 2004 als Abgeordneter ins Europäische Parlament einzieht, bekleidet er mehrere Ämter in der von den Sozialisten geführten Regierung. 2005 kehrt Costa nach Portugal zurück, um den Posten als Innenminister anzunehmen. 2007 entscheidet er die Wahl zum Bürgermeister von Lissabon für sich. 2015 wird er dann zum Spitzenkandidaten des PS in der Parlamentswahl. Obwohl die konservative Regierung zunächst den Sieg für sich beansprucht, kann Costa durch eine Allianz mit anderen linken Parteien die gebildete Regierung stürzen und selbst den Posten den Premierministers für sich beanspruchen. 2019 wird Costa wiedergewählt.
António Costa: Kindheit und Weg in die Politik
António Luís Santos da Costa wird am 17. Juli 1961 in Lissabon, genauer gesagt im Stadtteil São Sebastião da Pedreira, geboren. Sein Vater ist der Schriftsteller Orlando da Costa, dessen Vorfahren aus dem indischen Goa (ehemalige portugiesische Kolonie) stammen. In den 1950ern engagiert sich Orlando in den Befreiungsbestrebungen der damaligen portugiesischen Kolonien. Deshalb wird er dreimal vom Regime unter Salazar verhaftet. Antónios Mutter ist die Journalistin Maria Antónia Palla. Seine Kindheit und Jugend verbringt António in der portugiesischen Hauptstadt, nach seinem Schulabschluss beginnt er dort auch sein Studium. Als Jugendlicher ist er bereits Mitglied des Partido Socialista (PS). An der Universidade de Lisboa schließt der angehende Jurist in den 1980ern sein Rechtsstudium ab; bereits kurz darauf versucht er sich erstmals in der Politik und wird Abgeordneter der Sozialisten im Gemeinderat. 1987 muss António seiner Wehrpflicht nachkommen und scheidet daher ein Jahr aus der Politik aus. 1988 beginnt er zeitweise als Anwalt zu arbeiten, bevor er sich ganz der Politik widmet.
António Costa: Politische Karriere und Zeit im Europäischen Parlament
Nachdem António Costa einige Jahre lang auf Gemeindeebene in der portugiesischen Politik tätig war, bekleidet er 1997 erstmals ein Amt in einer vom Partido Socialista (PS) geführten Regierung. Unter Premierminister António Guterres ist Costa zwischen 1997 und 1999 als Minister für parlamentarische Angelegenheiten tätig. Von 1999 bis 2002 ist er Justizminister.
Als der Spitzenkandidat für das Europäische Parlament, António de Sousa Franco, 2004 nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen zwei Fraktionen der sozialistischen Partei an einem Herzinfarkt stirbt, rückt Costa auf dessen Position nach. Er zieht für die Party of European Socialists (PES) als Abgeordneter ins Europäische Parlament ein. Im Juli 2004 wird er zu einem der 14 Vize-Präsidenten des EP gewählt. Er ist außerdem im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres tätig. 2005 verkündet Costa dann seinen Rücktritt als Mitglied des Europaparlaments, um einen Posten als Mitarbeiter im portugiesischen Innenministerium in der Regierung unter José Sócrates wahrzunehmen.
António Costa: Bürgermeister von Lissabon zwischen 2007 und 2015
Aufgrund einer Korruptionsaffäre muss der damalige Bürgermeister von Lissabon Carmona Rodrigues im Mai 2007 von seinem Amt zurücktreten, weshalb die geplanten Kommunalwahlen vorgezogen werden. Um die Chancen auf das politisch bedeutsame Amt zu erhöhen, will die Sozialistische Partei den politikerfahrenen António Costa vorschicken. Costa legt deshalb seine Posten in der portugiesischen Regierung nieder, um sich voll auf den Wahlkampf zu konzentrieren. Sein Amt als Innenminister wird von Rui Pereira übernommen. Bei der Bürgermeisterwahl am 15. Juli 2007 ist die Wahlbeteiligung so gering wie nie zuvor: Nur 37,39 Prozent der Lissabonner schaffen es zur Urne. Mit einer relativen Mehrheit von 29,54 Prozent kann Costa die Wahl für sich entscheiden. Seit 31 Jahren hat die Sozialistische Partei damit wieder in allen 53 Gemeinden der Hauptstadt die Mehrheit erlangen können.
Bei der nächsten regulären Wahl im Jahr 2009 gelingt Costa die Wiederwahl zum Bürgermeister, diesmal schafft er es auf 44 Prozent der Stimmen. 2013 erreicht er sogar die absolute Mehrheit mit 50,9 Prozent. Im September 2014 wählen die Mitglieder des Partido Socialista Costa dann zum Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl 2015. Damit wird der damalige Bürgermeister kurze Zeit später auch zum Generalsekretär des PS. Im April 2015 legt Costa deshalb sein Amt in Lissabon nieder, um sich voll auf seine neue Tätigkeiten zu konzentrieren.
António Costa: Sein Aufstieg zum Premierminister
Während des Wahlkampfes verspricht António Costa, dass er die strenge Sparpolitik Portugals zurückfahren und privaten Haushalten mehr verfügbares Einkommen zukommen lassen will. Er deutet außerdem eine Steuersenkung sowie Gehaltserhöhungen für Beamte an. Bei der Wahl im Oktober 2015 kann sich die konservative Portugal à Frente (PàF), die seit 2011 an der Macht ist, trotzdem zunächst durchsetzen und Pedro Passos Coelho nimmt erneut den Posten des Premierministers an. In den darauffolgenden Tagen formt Costa jedoch eine Allianz mit den linken Parteien Bloco de Esquerda, Partido Comunista Português und Partido Ecologista „Os Verdes“, mit denen gemeinsam er eine Mehrheit im Parlament konstituiert. Im November 2015 kann Costa so die Regierung stürzen und selbst zum Premierminister Portugals aufsteigen. Er ist damit der erste portugiesische Premier mit indischer Herkunft. Seine Koalition aus dem linken Spektrum setzt auf einen Abbau der von der konservativen Regierung eingeführten Sparpolitik gepaart mit Wirtschaftswachstum.
Im März 2017 zeigen Meinungsumfragen, dass die Regierung unter Costa bei 42 Prozent Zustimmung liegt, was einen Zuwachs von zehn Prozentpunkten seit der Wahl 2015 bedeutet. Bei den Lokalwahlen 2017 wird der landesweite Einfluss des PS weiter gestärkt, als die Partei 158 der 308 Gemeinden für sich gewinnen kann.
Bei der Wahl 2019 gilt Costa mit seiner sozialistischen Regierung als absoluter Favorit. Er erklärt deshalb, dass er eine Koalition mit der harten Linken ausschließt und stattdessen den aktuellen Pakt zwischen PS und linken Parteien beibehalten will. Im Oktober 2019 bildet Costa somit erneut eine Minderheitsregierung, die alle Minister stellt und separate Tolerierungsabkommen mit dem Bloco de Esquerda, dem Partido Comunista Português und dem Partido Ecologista „Os Verdes“ aufrecht erhält.
António Costa: Besonderheiten der Amtszeit und Wahrnehmung seiner Regierung
Während António Costas Amtszeit erlebt Portugal die verheerendsten Waldbrände seiner Geschichte: Im Gebiet Pedrógão Grande brechen im Juni 2017 innerhalb von Minuten mehrere Feuer aus, die schlussendlich 66 Todesopfer fordern und 204 Verletzte zurücklassen. Im Oktober 2017 breiten sich im Norden Portugals erneut tödliche Feuerwalzen aus, 45 Menschen sterben. Die oppositionelle Partei CDS – Partido Popular regt deshalb ein Misstrauensvotum an und wirft der Regierung unter Costa vor, die Todesopfer hätten durch entsprechende Prävention verhindert werden können. Da der Premierminister auf die Unterstützung der Allianz aus linken Parteien hoffen kann, ist der Antrag größtenteils symbolisch. Ein zweites Misstrauensvotum, ausgelöst durch Streiks im öffentlichen Dienst, kann Costa Anfang 2019 ebenso überstehen.
Nach ihrer Wiederwahl 2019 wird der sozialistischen Regierung von der Opposition Vetternwirtschaft vorgeworfen. Grund dafür ist die Besetzung von Costas Kabinett: Innenminister Eduardo Cabrita und die Ministerin für Meeresangelegenheiten Ana Paula Vitorino sind verheiratet, der Arbeitsminister José António Vieira da Silva ist außerdem der Vater der Ministerin für die Modernisierung der Verwaltung Mariana Vieira da Silva. Costas Regierung verteidigt die Besetzung der Posten und erklärt, dass die Auswahl nicht durch familiäre Verbindungen, sondern aufgrund von fachlicher Kompetenz erfolgte.
António Costa: Familie und Privatleben
António Costa heiratete 1987 die Lehrerin Fernanda Maria Gonçalves Tadeu. Gemeinsam haben die beiden zwei Kinder, eine Tochter sowie einen Sohn.
Costa ist seit jeher großer Fußballfan und unterstützt den traditionellen Verein Sport Lisboa e Benfica, allgemein bekannt als Benfica Lissabon. Während seiner Zeit als Bürgermeister der portugiesischen Hauptstadt besuchte Costa regelmäßig die Spiele seines Lieblingsvereins, während er den Matches des Lokalkonkurrenten Sporting Lissabon auffällig fern blieb. Als Benfica 2013 ins Finale der Europa League einzog, begleitete Costa seinen Club zum Spiel. 2014 wiederholte er diese Geste.
2017 wurde Costa vom indischen Präsidenten mit dem Pravasi Bharatiya Samman ausgezeichnet. Dieser Preis wird an nicht-indische Staatsbürger verliehen, die außergewöhnliche Leistungen in ihrem Gebiet vollbracht haben. Costa hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass er stolz auf seine Wurzeln im indischen Bundesstaat Goa sei.