Russlands T14 gegen den Leopard-2? Warum der Panzerkrieg zurückkehrt
Alte Panzer statt Hightech: Die Nato rüstet die Ukraine mit Kriegsgerät aus. Plötzlich dreht sich alles um deutsche Leopard-2 oder russische T14. Warum eigentlich?
Ramstein/Moskau – Unbemannte Drohnen, moderne Hyperschallraketen und lasergesteuerte Flugabwehrsysteme: In den vergangenen Jahren feilte die Rüstungsindustrie an immer neuen Hightech-Waffen. Doch plötzlich kehrt ein längst tot geglaubtes Relikt aus dem Kalten Krieg zurück auf das Schlachtfeld: der Panzer. Im Kampf gegen Russlands Angriffskrieg will die Ukraine ihre Bestände massiv aufstocken. Vor allem der deutsche Leopard-2 soll die Wende einläuten.
Kampfpanzer im Ukraine-Krieg: Nato verhandelt in Ramstein über Leopard-2
Am Freitag (20. Januar) kamen in Ramstein die Nato-Verteidigungsminister zusammen, um über die künftige westliche Militärhilfe zu beratschlagen. Im Zentrum stand dabei die Forderung der Ukraine nach Lieferung von deutschen Kampfpanzern. Nach langem Zögern der Bundesregierung signalisierte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) Gesprächsbereitschaft. Nachdem bereits Polen, Großbritannien und auch Frankreich ihren Willen zur Panzerlieferung bekräftigt hatten, soll nun auch die Bundeswehr ihre Bestände noch einmal durchleuchten.

Experten rechnen damit, dass die Ukraine bis zu 300 neue Kampfpanzer aus dem Westen braucht, um eine erneute Gegenoffensive gegen Russland zu starten. Sollte die Nato dem Drängen nachgeben, dann könnte die Welt vor einer gewaltigen Panzerschlacht im Ukraine-Krieg stehen. Trotz aller Hightech-Szenarien kommt für viele Verteidigungspolitiker und Militärs diese Entwicklung nicht überraschend.
Panzer statt Hightech: Warum Kampfpanzer wie der Leopard für die Ukraine wichtig ist
Niemand solle glauben, dass in der modernen Kriegsführung ebenso moderne Kampfpanzer keinen Nutzen hätten, zitiert das US-Nachrichtenmagazin Politico den britischen Verteidigungsexperten Bernard Jenkin. Und auch Rishi Sunaks Verteidigungsminister Ben Wallace äußerte sich kürzlich ähnlich. „Die Ukraine hat gezeigt, dass Rüstungen wichtig sind“, sagte der Politiker zur aktuellen Entwicklung des Ukraine-Konflikts.
Zuletzt hatte der Winter an vielen Stellen den Ukraine-Krieg eingedämmt. Die Kämpfe konzentrierten sich vor allem auf die Schlachten um Bachmut und Soledar. Zuvor hatten die ukrainischen Truppen aber erfolgreich eine Gegenoffensive gestartet und Russland herbe Rückschläge zugefügt. Nun gehen viele Militärbeobachter davon aus, dass im Frühjahr beide Seiten erneut Offensiven starten.
Challenger 2 oder Leopard-2 sollen Russlands Angriffskrieg eindämmen
Bislang verfügt die Ukraine vorrangig über Panzer alter sowjetischer Bauart. Hinzu kommen Schützenpanzer aus Nato-Beständen, wie der deutsche Marder. „Mobilität ist der Schlüssel in einem Offensivkrieg“, zitierte Politico einen EU-Diplomaten. Wenn die Ukraine überhaupt eine Chance gegen Russlands Angriffskrieg haben wolle, dann brauche sie schwere Geschütze und Kampfpanzer, die weit hinter die feindlichen Linien schießen könnten, sagte auch US-Kriegsforscher Anthony King.
Das flache Gelände der Ukraine sei ideal für schnelle Panzerbewegungen. Für eine mögliche Lieferung stehen der britische Challenger 2, der US-amerikanische Abrams sowie der deutsche Leopard-2, der als einer der besten Kampfpanzer der Welt gilt, zur Debatte.
Ist der Leopard-2 der beste Panzer der Welt?
Tatsächlich gilt der Leopard-2 als einer der besten Panzer der Welt. Er ist gut 60 Tonnen schwer und etwa zehn Meter lang. Seit 2014 wurde das aktuellste Modell weltweit in 14 Länder ausgeliefert. Insgesamt gibt es 3500 Stück. Mit der 120-Millimeter-Glattrohrkanone kann der Kampfpanzer Ziele in einer Entfernung von mehreren Tausend Metern stehend und fahrend treffen. Seine maximale Kampfentfernung beträgt 5000 Meter. Die Vorteile des Leopards liegen nach Angaben der Bundeswehr in der Kombination von Feuerkraft, Panzerschutz und Beweglichkeit.
In Moskau gab man sich angesichts der Ramstein-Konferenz aber betont gelassen. Die Lieferung von westlichen Kampfpanzern wie den Leopard-2 an die Ukraine werde Russland nicht am Erreichen seiner Kriegsziele in der Ukraine hindern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax. „Es lohnt sich hier nicht, die Bedeutung dieser Lieferungen zu übertreiben hinsichtlich ihrer Fähigkeit, etwas zu ändern.“
Ukraine-Krieg: Russland erwägt Einsatz vom Kampfpanzer T14 Armata
Russland selber erwägt möglicherweise, selber einen modernen Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken. Immer wieder gibt es Mutmaßungen, dass der neuartige T14 Armata in dem Angriffskrieg eingesetzt werden könnte. Bilder vom späten Dezember vergangenen Jahres zeigten den Einsatz von T14-Panzern auf einem Truppenübungsplatz in Südrussland. laut einem Bericht des britischen Geheimdienstes könnte dies auf einen angedachten Einsatz in der Ukraine hindeuten.
Wie gut ist der T14 Armata?
Der T14 Armata ist ein russischer Kampfpanzer. Er wird seit 2010 entwickelt und soll den T90 ablösen. Aus Kostengründen wurden bislang nur wenige Modelle vorgestellt. Er ist auch noch nicht wirklich kampferprobt. Von seinen technischen Daten her gehört der T14 aber wohl tatsächlich zu den effektivsten Kampfpanzern der Welt. Zumindest ist er der erste russische Panzer, dessen Gefechtsturm unbemannt ist.
Der T14 Armata gilt als der modernste Kampfpanzer Russlands. Bislang verfügt Putins Armee aber nur über eine kleine Anzahl. Die Entwicklung des Waffensystems war immer wieder von Rückschlägen und Problemen in der Fertigung begleitet. Laut dem früheren Bundeswehr-Oberst Wolfgang Richter ist das aber nicht ungewöhnlich. Bei der Herstellung neuer Panzer habe jede Armee anfangs Probleme, sagte er dem ZDF. Dass der T14 bislang noch nicht im Ukraine-Krieg eingesetzt worden ist, sei ein Beleg dafür, dass die „Kinderkrankheiten“ in der Technik noch nicht behoben seien.
T14 Armata in der Ukraine? Experten halten Einsatz eher für Propaganda
Ähnlich sehen das die britischen Geheimdienstler. „Wenn Russland den T14 einsetzten sollte, wird das vorrangig für Propagandazwecke sein“, schrieben sie in ihrem Bericht. Unter russischen Militärexperten gilt der Einsatz der neuesten „Armata“-Panzer ebenfalls als wenig wahrscheinlich. Wenn der „Armata“-Panzer in die Ukraine geschickt werden sollte, dann lediglich für Tests unter Kampfbedingungen, zitierte die Berliner Zeitung den Militärjournalisten Jurij Kotenok. Es könne lediglich dazu dienen, die Navigationssysteme, Panzerung und andere Eigenschaften der Maschine besser bewerten zu können. (jkf)