Zahl der Asylanträge in Deutschland steigt massiv – zudem eine Million Ukraine-Geflüchtete

2022 stellten viel mehr Menschen einen Asylantrag in Deutschland als im Vorjahr – die größte Zunahme gab es bei Menschen aus der Türkei. Hinzu kommen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Berlin – Die Bilder von Geflüchteten aus der Ukraine an deutschen Bahnhöfen sind vielen noch präsent: Oftmals traumatisierte Frauen und Kinder stiegen im Frühjahr 2022 in großer Zahl aus den Zügen und Bussen, während ihre Männer ihr Land gegen die Armee von Russlands Präsidenten Wladmir Putin verteidigen mussten.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat nun laut einem Bericht des ARD-Hauptstadtstudios die offizielle Statistik dazu herausgegeben: Demnach hat Deutschland im vergangenen Jahr etwa 1.044.000 Menschen aufgenommen, die wegen des Ukraine-Kriegs ihr Land verlassen haben, heißt es. Diese Menschen müssen keinen Asylantrag stellen.
Zu den ukrainischen Flüchtlingen kamen im vergangenen Jahr 244.132 Menschen, die einen solchen Antrag in Deutschland stellten. Im Jahr 2021 waren es 190.816. Das bedeutet einen Anstieg von rund 28 Prozent.
Asylanträge in Deutschland: Rapider Anstieg von Menschen aus Türkei
Die meisten Asylantragsteller stammten 2022 aus Syrien: 70.976 Menschen stellten einen Erstantrag - eine Zunahme von 29,3 Prozent im Vergleich zu 2021. Auf Platz zwei sind laut Bamf-Statistik Schutzsuchende aus Afghanistan mit 36.358 Erstanträgen. Hier verzeichnete die Behörde einen deutlichen Anstieg, und zwar um 56,2 Prozent.
Die größte Zunahme gab es jedoch offenbar bei Schutzsuchenden aus der Türkei. 23.938 Menschen von dort stellten einen Erstantrag - eine Zunahme von 238,7 Prozent. Gründe gibt die Statistik dafür nicht an. Möglicherweise habe der Anstieg mit der wirtschaftlichen Situation in der Türkei zu tun, heißt es.
Gut die Hälfte der Asylanträge genehmigt - Große Unterschiede nach Herkunftsland
Bei gut der Hälfte der Asylanträge (56,2 Prozent) vergab das Bundesamt positive Bescheide. Große Unterschiede gibt es aber je nach Herkunftsland: So habe die Behörde Asylanträge von syrischen Schutzsuchenden zu 90,3 Prozent positiv entschieden. Bei afghanischen Antragstellern sei dies in 83,5 Prozent der Fall gewesen. Bei irakischen Schutzsuchenden habe die sogenannte Schutzquote dagegen bei nur 22,5 Prozent gelegen.
Auffallend in der Statistik ist dem ARD-Bericht zufolge, dass die Zahl der Erstanträge seit vergangenen Herbst stark angestiegen ist. Konkret seien es im Dezember 26.672 Anträge gewesen - ein Anstieg zum Dezember 2021 um 94,5 Prozent. Warum die Zahlen im Dezember derart gestiegen sind, geht aus der Statistik nicht hervor.
Geflüchtete werden in Europa auch immer wieder als Druckmittel eingesetzt: Asylexperten der EU warnten dabei im Gespräch mit IPPEN.MEDIA vor einer möglichen Strategie des russischen Präsidenten Wladmir Putin. Gleichzeitig ist die Europäische Union bei kaum einem anderen Thema so uneins wie bei der Asylpolitik. (smu/AFP)