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Vom Starkoch zum Fall für den Staatsschutz: Attila Hildmann jetzt im Visier der Ermittler

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Von: Florian Naumann

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Demonstrationen in Berlin
Demonstrationen in Berlin © dpa / Christoph Soeder

Der bekannte Koch Attila Hildmann driftet offenbar immer weiter in krude Gedankenwelten ab - Adolf Hitler sei „ein Segen“ gewesen, verglichen mit Angela Merkel, findet er.

Potsdam/Berlin - Einst eine kleine Ikone für Freunde des Veganismus - nun ein Fall für den Staatsschutz: Der Koch und Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann ist mit offensichtlich neonazistischen und möglicherweise volksverhetzenden Tweets in den Fokus der Ermittler gerückt.

Das hat am Freitag die Polizei auf Twitter bestätigt. „Seit einigen Tagen erreichen uns viele Hinweise im Zusammenhang mit Attila Hildmann“, hieß es auf dem offiziellen Account der Brandenburger Polizei. „Unser Staatsschutz hat die Prüfung übernommen.“

Attila Hildmann: Nazi-Posts auf Telegram - „Hitler ein Segen im Vergleich zu Merkel“

Zuvor hatten User auf Twitter Screenshots aus einem öffentlich zugänglichen Telegram-Kanal Hildmanns gepostet. Auch der Spiegel berichtete über die Äußerungen - offenbar hatte der Vegan-Koch dort die Ansicht verbreitet, Adolf Hitler sei „ein Segen für Deutschland im Vergleich zu Merkel, dieser Kommunistin!“.

Andere Medien, darunter die Berliner B.Z., schrieben von vielsagenden User-Abstimmungen, die Hildmann in seiner Gruppe einstellte, etwa zur Frage, ob es eine „jüdische Weltverschwörung“ gebe. Zu lesen waren offenbar auch Äußerungen aus dem Bereich der Reichsbürger-Ideologie - zum Beispiel die These, Deutschland sei kein souveräner Staat, sondern „besetztes Gebiet“.

Corona als Startpunkt für Verschwörungstheorien: Attila Hildmann nun Fall für den Staatsschutz

Gleich mehrfach verbrieft sind Äußerungen, in denen Hildmann Verschwörungstheorien in Sachen einer möglichen Corona-Impfung verbreitete. Die Rede war etwa von einem geplanten Völkermord durch Impfungen gegen das Coronavirus und von einem „zionistischen Regime unter Merkel“ und Bill Gates. Mit „Zionisten“ bezeichne er eine bestimmte Gruppe innerhalb der Juden, erklärte Hildman.

Ein Polizeisprecher erklärte dem Nachrichtenmagazin, der Staatsschutz sei bewusst als Prüfinstanz gewählt worden. Dieser sei für „politisch motivierte Kriminalität“ zuständig. Die Ermittlungen liefen aber in alle Richtungen und seien ergebnisoffen.

Corona-Proteste: Hildmann bei Demo von der Polizei abgeführt - Anzeigen wegen Postings auch aus Berlin

Hildmann war zuletzt vor allem in Zusammenhang mit Protesten gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung* in die Schlagzeilen gekommen. Teils wurde der Promi von der Polizei bei Demonstrationen in Berlin abgeführt.

Aus diesem Grund ist die Brandenburger Polizei nun nach eigenen Angaben auch mit dem LKA Berlin im Austausch. Auch in der Hauptstadt sind offenbar Anzeigen wegen Hildmanns Äußerungen im virtuellen Raum eingegangen. Um diese sollen sich ebenfalls die Ermittler im Nachbarbundesland kümmern.

Attila Hildmann: Kochbuch-Autor spürt Folgen der Hetze

Hildmann spürt allerdings auch abseits eines möglichen Strafverfahrens die Auswirkungen seiner Reden. Bereits seit einiger Zeit sind seine Produkte aus den Regalen verschiedenster Geschäfts verschwunden. Außerdem kündigte auch der Lebensmittelhändler Tegut mit Attila Hildmann die Zusammenarbeit, berichtete die Fuldaer Zeitung*.

Auch der Becker Joest Volk Verlag, der mit Hildmann zusammen gearbeitet hatte, sprach nun von „unerträglichen Äußerungen“. Man werde dem Autor „auf all unseren Auftritten keinerlei Plattform mehr“ bieten. Es werde geprüft, ob Verträge gekündigt werden könnten.

fn (mit Material von dpa)

„Menschen, für die die moderne Welt zu kompliziert ist“ - bei Merkur.de* lesen Sie ein Interview mit einer Expertin, die Einblick in die Gedankenwelt von Verschwörungstheoretikern gibt. Einen kritischen Check der Verschwörungstheorien rund um Microsoft-Gründer Bill Gates können Sie hier lesen. *Merkur.de und Fuldaer Zeitung sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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